Wassenberg Tafel erinnert an Schlacht bei Wassenberg

Wassenberg · Der Welfe Otto von Braunschweig und der Stauffer Philipp von Schwaben kämpften 1206 mit 5000 Männern an der Rur.

 Sepp Becker erläutert die Schlacht um Wassenberg im Jahr 1206 an der Rur bei Orsbeck.

Sepp Becker erläutert die Schlacht um Wassenberg im Jahr 1206 an der Rur bei Orsbeck.

Foto: Laaser Jürgen

Ein Gottesurteil musste her. Denn in der Königsnachfolge auf den Deutschen Thron war im Jahr 1206 Unruhe eingekehrt. Mit dem Welfen Otto von Braunschweig und dem Stauffer Philipp von Schwaben hatten sich gleich zwei Adlige krönen lassen. Der eine in Mainz, der andere in Aachen. Weil das strikte Krönungsprozedere des Mittelalters bei beiden Anwärtern nicht eingehalten wurde, sollte eine Schlacht, deren Ausgang im Mittelalter einem Gottesurteil gleichkam, die Entscheidung bringen. Und so trafen die Heere von Stauffern und Welfen aufeinander. Schätzungsweise 5000 Kämpfer standen sich in der Schlacht von Wassenberg gegenüber.

Damit die Schlacht, die vor 810 Jahren stattgefunden hat, nicht in Vergessenheit gerät, hat der Heimatverein Wassenberg nun eine Erinnerungstafel am Rur-Radwanderweg in der Nähe der Rurbrücke bei Orsbeck aufgestellt. Ungefähr dort, auf dem damals sumpfigen Gebiet, soll die Schlacht der dürftigen Quellenlage zufolge getobt haben. Verbunden mit einem kulturhistorischen Spaziergang stellte Sepp Becker, Vorsitzender des Heimatvereins, die Tafel vor. "Die Bedeutung der Schlacht ging weit über Wassenberg, die Region und Deutschland hinaus", sagte Becker. Hätte sie in der heutigen Zeit stattgefunden, hätten die Medien aus aller Welt berichtet. Denn das deutsche Königreich war groß, und wer deutscher König war, wurde meist gleichzeitig Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Viele Fürsten, die je einen der beiden Konfliktparteien unterstützten, Bischöfe und Papst Innozenz III. waren in den Machtkampf involviert, der in Wassenberg entschieden wurde.

Über den Verlauf der Schlacht gibt es zwei Versionen. Einmal gehe man davon aus, dass Philipp von Schwaben sein Lager bereits vor Wassenberg aufgeschlagen hatte, als Otto von Erkelenz in Richtung Wassenberg unterwegs war. Die beiden hätten sich nach den mittelalterlichen Regeln auf einen Schlachtbeginn für den nächsten Tag geeinigt. Doch Philipp brach diese Schlachtregel und griff das gegnerische Heerlager bereits in den Morgenstunden an, überrumpelte es, und schlug das Heer Ottos.

Nach der zweiten Geschichte siegte ebenfalls der Stauffer Philipp. Demnach habe er das Heer von Otto in einen Hinterhalt gelockt und in den sumpfigen Rurauen geschlagen. "Hat es einen Verrat gegeben?", sei bei dieser Version laut Becker die entscheidende Frage. Denn Otto war mit dem Herrn der Burg Wassenberg verbündet gewesen, hätte also den Vorteil haben müssen, dass gebietskundige Leute in seinen Reihen waren. Unter Historikern gibt es die Vermutung, dass der Herr der Burg Wassenberg den Welfen Otto verraten habe.

Wie es die Geschichte so wollte, waren zum Ende ihrer Lebenszeit beide deutscher König gewesen. Philipp regierte nach der gewonnen Schlacht nur zwei Jahre, ehe er ermordet wurde. Kurz darauf bestieg Otto den Thron, denn er hatte Beatrix, Philipps Tochter geheiratet und war somit rechtmäßiger Nachfolger.

(anek)
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