Wassenberg "Solche Menschen brauchen wir"

Wassenberg · Stellvertretender Landrat Wilhelm Paffen sprach den Teilnehmern bei der Verleihung des Rheinlandtalers an Karl Lieck aus dem Herzen. Der Landschaftsverband ehrt den leidenschaftlichen Vermittler der Mundart und Heimatgeschichte.

 Die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Karin Schmitt-Promny, überreichte Karl Lieck bei der Feierstunde im Wassenberger Rathaus den Rheinlandtaler.

Die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Karin Schmitt-Promny, überreichte Karl Lieck bei der Feierstunde im Wassenberger Rathaus den Rheinlandtaler.

Foto: Jürgen Laaser

"Ich habe gerade einige Tränen verdrückt". Die Rührung war Karl Lieck anzumerken, als er nach dem Empfang des Rheinlandtalers und diversen Lobreden zu den obligatorischen Dankesworten ansetzte. Im großen Saal des Rathauses hatten sich Mitglieder der Landschaftsversammlung, Vertreter der Stadt Wassenberg, vor allem Liecks Freunde aus den vielen Vereinen, in denen er aktiv war und ist, und nicht zuletzt Familienmitglieder versammelt, um dabeizusein, als die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Karin Schmitt-Promny, Lieck mit Taler, Urkunde und Anstecknadel auszeichnete. Der Landschaftsverband Rheinland würdigt damit Liecks Verdienste um die landschaftliche Kulturpflege.

Die Verwurzelung des 86-jährigen früheren Wassenberger Grundschullehrers in seiner Heimatstadt machte schon bei der Begrüßung der stellvertretende Bürgermeister Frank Winkens sinnfällig: Er würdigte mit Lieck seinen alten unvergessenen Lehrer, der vielen jungen Menschen in der Stadt Geschichte und Heimatliebe nahegebracht habe. Und mit Wilhelm Paffen, dem stellvertretenden Landrat des Kreises, gratulierte später ein Weggefährte dem Geehrten, erinnerte an die gemeinsame Zeit in Studium und Lehrberuf - den Lieck nach kaufmännischer Lehre und Buchhaltertätigkeit bekanntlich über eine Begabtenprüfung als "Spätberufener" eingeschlagen und sich damit seinen Traum erfüllt hatte. Paffen nannte Lieck "Visionär" und "Leitfigur", einen "Menschen, der durch Sport, Musik und Spiel zusammenführt", Gemeinschafts- und Heimatgefühl in beispielhafter Weise zu wecken verstehe. "Solche Menschen brauchen wir in unseren Orten und im Kreis."

Die Laudatio von Karin Schmitt-Promny umriss ausführlich die vielfältigen Aktivitäten und Verdienste Liecks in Heimatpflege, Kultur und Sport - der Ausdruck "Tausendsassa", mit dem diese Zeitung Karl Lieck in ihrer Serie "Heimat-Helden" gerade erst ausführlich porträtiert hat, fiel auch in dieser Feierstunde. Sein Showtalent, das Lieck als Mundartredner und -sänger beim Heimatverein oder auch in der Karnevals-Bütt immer wieder unter Beweis stellte, habe sich schon als Kind entwickelt. "Die Zuhörer aus der Nachbarschaft rührte der kleine Karl mit Liedern wie ,Ein Kätzchen fiel vom Dach zu Tränen'", erzählte Schmitt-Promny. Später engagierte sich Lieck im Oberstädter Musikverein und in Chören. Natürlich kam auch der DJK-Gründer und Meistersportler Lieck zur Sprache. "Was mit der Verleihung des Rheinlandtalers aber besonders hervorgehoben werden soll, ist sein ehrenamtliches Engagement für Sprache und regionale Geschichte", betonte die Rednerin.

"Lieck ist ein leidenschaftlicher Vermittler der Wassenberger Geschichte an die jüngere Generation", sagte sie und würdigte den Zeitzeugen Lieck, der Synagogenbrand und Nazi-Regime miterlebte und die Erfahrungen der Kriegsjahre in seinem Buch "Heimweh" beschrieb. "Wenn der damalige Schüler Karl Lieck von diesem Geschehen berichtet, beeindruckt er noch heute." Besonders hob die Laudatorin dann den leidenschaftlichen Vermittler der Wassenberger Mundart hervor: sein Wörterbuch, seine Sprichwortsammlungen und Geschichten und nicht zuletzt die vielen Lieder aus Liecks Feder, die bis heute fester Bestandteil der von Lieck gegründeten Mundartabende des Heimatvereins sind. Allen voran die "Wassenberg-Hymne" ("Wasseberch, ech han dech jäer"), die als stimmungsvoller Abschluss auch bei diesem Festakt nicht fehlen durfte - an der "Treckmonika" begleitet wie immer von Hilde Eraerds. Zuvor hatte Lieck bekannt: "Platt es mi Moddersproak".

Er dankte besonders Ehefrau Gerti, auch als hochgeschätzter Kritikerin seiner Arbeiten, der Familie und den Weggefährten des Heimatvereins, die die Verleihung angeregt hatten. Und er freute sich über die spontane Extra-Laudatio von Enkel Moriz (25): "Opa weiß zu jedem Stock und Stein eine Geschichte - Opa und Oma, Ihr seid die besten."

(RP)
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