Serie: 120 Jahre Heimatverein Wassenberg (schluss) Neuanfang nach dem Einschnitt durch den Krieg ist gelungen

Erkelenz · Der Zweite Weltkrieg sorgte dafür, dass viele Unterlagen des "Verkehrs- und Verschönerungsvereins" zerstört wurden, 1947 wurde der Verein wiederbelebt. Er hat seitdem viel bewegt.

 Immer noch ist das Roßtor eine Wassenberger Sehenswürdigkeit, an der keine Stadtführung (hier mit Sepp Becker;l.) vorbeigeht.

Immer noch ist das Roßtor eine Wassenberger Sehenswürdigkeit, an der keine Stadtführung (hier mit Sepp Becker;l.) vorbeigeht.

Foto: Laaser (Archiv)

WASSENBERG Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) zu einer Institution, einer gesellschaftlichen Kraft, einem demokratischen Kommunalinstrument, einem Steuerungsinstrument, so Sepp Becker, der den heutigen Heimatverein seit zehn Jahren führt.

 Das im Krieg zerstörte Roßtor 1945. Der Heimatverein begleitete ab 1947 den Aufbau nach dem Krieg.

Das im Krieg zerstörte Roßtor 1945. Der Heimatverein begleitete ab 1947 den Aufbau nach dem Krieg.

Foto: Archiv Heimatverein Wassenberg

Dieser Zweite Weltkrieg sorgte auch dafür, dass viele Unterlagen zerstört wurden, die nähere Aufschlüsse über das Vereinsleben gegeben hätten, das Archiv im Rathaus ging unter, als die Alliierten, Amerikaner und Briten, die Rur-Linie als letzte Großbastion Nazi-Deutschlands militärisch überwinden mussten. Aus einer Informationsschrift für Wassenberger Soldaten des VVV von 1941 geht hervor, dass sich der Verein nur noch "Verkehrsverein" nannte, selbst die endsieggläubigen Nazis in der Stadt kamen sich unter dem Rubrum "Verschönerung" wohl zu dumm vor angesichts der schon einsetzenden Kriegszerstörungen.

1947 kam es zur Wiederbelebung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, der sofort eine entscheidende Rolle in der Kommunalpolitik spielte, mit Behörden über den Wiederaufbau der öffentlichen Struktur Wassenbergs verhandelte. Der VVV war "nah am Rathaus", wie Heimatvereinsvorsitzender Sepp Becker rekapituliert, Kommunalpolitiker der Parteien waren Mitglieder im Heimatverein, wo die Zukunft Wassenbergs diskutiert und die Bälle zum Stadtrat geworfen und von den quasi gleichen Leuten aufgefangen wurden.

Am 21. Mai 1954 gab's Verlängerung - für den Vereinsnamen, er hieß ab sofort Heimat-, Verkehrs- und Verschönerungsverein (HVVV). Verlängerung gab's auch für die Vereinspraxis, Anregungen für die Ausstattung der Stadt an den Rat und die Verwaltung zu geben, dem Kosenamen "Perle des Rurtals" gerecht zu werden. Die Praxis der Kommunalpolitik blieb zunehmend im Rathaus, der HVVV kümmerte sich verstärkt um die Identitäts-Struktur der Stadt mit zahllosen Anregungen und aktivem Einsatz, die den Menschen ein Gefühl für die eigene Stadt, den Neubürgern ein Gefühl für die neue Heimat geben sollten.

Und natürlich will der Heimatverein bis heute auch Besuchern die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung vermitteln. Vielfältig waren die Aktivitäten in den vergangenen Jahren - und sind es bis heute. Mit Unterstützung des Vereins entstanden etwa Plastiken, die an die Weberei- und Bergmannsgeschichte der Stadt erinnern. Auf Stadtrundgängen vermitteln Vorsitzender Sepp Becker und Walter Bienen Besuchergruppen aller Altersklassen, vor allem auch Schülern, die Stadtgeschichte. Es entstand ein Stadtrundgang mit Hinweistafeln auf geschichtsträchtige Orte, flankiert von einem Flyer. Die Belebung des Bergfrieds als Ausstellungs- und Kulturraum und die Gedenkstätte an der Synagogengasse sind ebenfalls mit auf die Initiative des Heimatvereins zurückzuführen, der auch zu Vortrags- und Mundartabenden einlädt und Schriften herausgibt.

Mit dem Rückzug aus der direkten Kommunalpolitik änderte der damalige HVVV in den 1980er Jahren den Vereinsnamen - "Verkehrs- und Verschönerung" fiel weg, "Heimat" blieb. Dennoch ist "Wassenberg schöner geworden", stellt Sepp Becker fest. Zwar nicht überall. Aber daran werde weiter gearbeitet.

(isp)
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