Wassenberg. Nacktheit als Mittel zum Zweck

Wassenberg. · Um auf Umweltprobleme oder politische Missstände hinzuweisen, stellt der Gerderather Fotograf Helmut Heutz Akt-Modelle etwa vor Kraftwerke oder Verwaltungsbauten. Seine Fotos sind jetzt im Wassenberger Bergfried zu sehen.

 Akte, demonstrativ inszeniert, um auf Klima- und Umweltgefahren hinzuweisen - Helmut Heutz vor zwei seiner Fotoarbeiten, die im Bergfried ausgestellt sind.

Akte, demonstrativ inszeniert, um auf Klima- und Umweltgefahren hinzuweisen - Helmut Heutz vor zwei seiner Fotoarbeiten, die im Bergfried ausgestellt sind.

Foto: Jürgen Laaser

Als Mittel zum Zweck, so könnte man die Aktfotografie des Gerderather Künstlers Helmut Heutz bezeichnen. "Ich nutze bewusst die Aktfotografie, um dadurch die Aufmerksamkeit der Betrachter für zeitkritische Themen zu schärfen", umschreibt der 65-Jährige seine Ambitionen. Zu sehen sind in der neuen Ausstellung im Wassenberg Bergfried 25 Fotografien.

Noch bis zum 1. Oktober ist die Ausstellung jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr im Bergfried zu sehen. Der Titel "Faktum" verweist dabei doppeldeutig auf der Thema Akt(fotografie).

Rund 40 Interessierte kamen zur Eröffnung in die Burg und wurden vom stellvertretenden Bürgermeister Frank Winkens begrüßt. Anschließend gab es eine Einleitung von Helmut Heutz, dann machten sich die Besucher auf zwei Etagen daran, die Fotos zu betrachten und deren Bedeutung zu diskutieren: "Ich habe keine Titel an die Bilder geheftet, weil ich möchte, dass sich jeder sein eigenes Urteil bilden soll", erklärte Heutz.

Schnell merkten die Besucher, dass sich der Fotokünstler mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzt und diese in seinen Bildern dokumentiert. Um Gewalt gegen Frauen in jeglicher Form ging es auf einem Foto, das Frauen vor dem Heinsberger Kreishaus zeigt, die ein Schild mit der Aufschrift "Respektiert uns" vor der Brust halten. Den Ort hat Heutz gewählt, um den Zusammenhang mit der Politik zu verdeutlichen, die hier gefragt sei.

Gleiches gilt für das Thema Umwelt und Gefahren für das Klima, das von einer Frau, die eine Gasmaske trägt und unbekleidet vor dem Kohlekraftwerk Frimmersdorf steht, dargestellt werden soll. Dies sei aber nur eine Art der Umweltgefährdung, wie die aktuelle Diskussion um die Atomkraftwerke im belgischen Tihange zeigen, hieß es in der Diskussion des Künstlers mit Besuchern.

Einem Foto, das eine Frau zeigt, die nur mit einer Europa-Flagge bekleidet an einem Strand liegt, gibt Helmut Heutz sogar zwei Bedeutungen: "Eigentlich war mein erster Gedanke bei diesem Foto der Brexit. Doch leider kann man ebenso das Drama um ertrunkene Flüchtlinge damit in Zusammenhang sehen." In weiteren Stücken befasst sich der Gerderather mit dem Thema des Zölibats oder mit Suchterkrankungen.

Auch die Einsamkeit im Alter ist ein Ausstellungsthema, ebenso der Schönheitswahn in der Gesellschaft. Dafür hat sich eine junge Frau ablichten lassen, die am ganzen Körper die Markierungen für eine Schönheitsoperation zeigt. "Da möchte ich dem Modell besonders für den Mut danken, sich so der Öffentlichkeit zu zeigen", sagt Heutz hierzu. Weiterhin sahen die Besucher Fotos zum Thema Facebook, zum sogenannten Schwarzen Block oder das Problemfeld Depressionen. Übrigens sind alle Bilder in Schwarz-Weiß fotografiert, um schon eine gewisse Grundstimmung zu unterstützen.

Helmut Heutz bedankte sich ausdrücklich bei den zahlreichen Besuchern und hofft, dass die kommenden Sonntage wiederum viele Interessierte in den Bergfried locken werden. Nicht vergessen wollte er natürlich seine Modelle, die sich alle ohne Gage für die Ablichtungen zur Verfügung gestellt hatten.

(mom)
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