Wassenberg Matthias Claudius mit neuem Blick

Wassenberg · Zu einem literarisch-musikalischen Ausflug ins 18. Jahrhundert lud das Interpreten-Duo Wolfgang Wittmann/Robert Scholtes ein. Es präsentierte Matthias Claudius als "konservativen Freigeist".

 Die "Bücherkiste" in der Wassenberger Begegnungsstätte bot Wolfgang Wittmann (re.) und Robert Scholtes das Podium für ihr aktuelles Programm zu Matthias Claudius.

Die "Bücherkiste" in der Wassenberger Begegnungsstätte bot Wolfgang Wittmann (re.) und Robert Scholtes das Podium für ihr aktuelles Programm zu Matthias Claudius.

Foto: Jürgen Laaser

Wolfgang Wittmann (Gitarre, Rezitation) und Robert Scholtes (Klavier, Akkordeon) lassen den Dichter und Journalisten Matthias Claudius in unterschiedlicher Weise in ihrem neuen Programm aufleben. Titel: "Und was ist mit dem Mond, Herr C.? - Fragen an einen konservativen Freigeist". Scholtes stellte Fragen in Richtung eines symbolischen Scherenschnitts auf einem Ständer, die Wittmann stellvertretend beantwortete. Dazu trug dieser viele interessante Details aus dem Leben Claudius' vor, der am 15. August 1740 geboren und am 21. Januar 1815 gestorben ist sowie Auszüge seines literarischen Werkes. Die Aufführenden hatten zusätzlich Texte vertont oder nahmen musikalische Anleihen bei Johann Sebastian Bach oder Franz Schubert.

Für die rund 70 Zuhörer in der Begegnungsstätte war es ein lehrreicher wie unterhaltsamer gedanklicher und akustischer Ausflug ins 18. Jahrhundert. Zum dritten Mal konnte das Team der Bücherkiste die beiden innerhalb ihrer Lesereihe begrüßen. Das Claudius-Jahr 2015 anlässlich des 200. Todesjahres war Anlass für das neue Programm der Akteure, wie Bücherei-Gründungsmitglied Irmgard Stieding in ihrer Begrüßung sagte. Claudius' wechselvolles Leben stand dann im Mittelpunkt.

Ursprünglich für den Beruf des Pfarrers vorgesehen, begann er ein Theologiestudium, bevor er zu den Wirtschaftswissenschaften wechselte. Kurz darauf entdeckte er seine Liebe zur Literatur. Im Jahr 1763 veröffentlichte Claudius sein erstes Büchlein, ganz im Modestil seiner Zeit formuliert. Ob ihm die journalistische Arbeit nicht wesensfremd gewesen sei, wollte Scholtes unter anderem wissen: 1768 war Claudius nach Hamburg gezogen und arbeitete bei einer Zeitung. Diese Tätigkeit führte er in Wandsbek, damals zu Dänemark gehörend, beim "Wandsbecker Bothe(n)" fort. "Auf der letzten Seite veröffentlichte er zunehmend Rezensionen befreundeter Gelehrter und Seitenhiebe auf Rezensenten", erläuterte Wittmann und äffte mit affektiertem Tonfall einen O-Ton nach. Claudius habe sich Mitte der 1770er Jahre vor allem als Vermittler christlicher Lehre im alltäglichen Leben und Erschaffer fiktiver Figuren gesehen.

Die Zeit von 1770 bis 1780 kennzeichnete ein Aufbruch von Künstlern und Gelehrten zur Zeit des "Sturm und Drangs". Claudius verarbeitete die verbreitet vorherrschende Reiselust und -sehnsucht in der imaginären Zeitreise "Urians Reise um die Welt" - die bekannte Zeile daraus, "Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen", ergänzte das Publikum aus dem Effeff. Die weitere Entwicklung des Dichters vom einstigen Freigeist zum konservativen Freigeist brachten die Protagonisten mit Text, Lied oder Musikstück ebenso zur Sprache, wie die titelgebende Frage nach dem Mond.

Zukünftige Zuhörer des neuen Programms erfahren viel Neues, aber auch Bekanntes über den deutschen Dichter.

Das Duo Wittmann/Scholtes gastieren mit seinem Programm am Samstag, 20. Februar, 20 Uhr, in der ev. Kirche Schwanenberg.

(cole)
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