Kreis Heinsberg Kürbisallerlei für die Küche und als Deko

Kreis Heinsberg · Wenn sich die Blätter an den Bäumen verfärben, beginnt die Kürbiszeit. Dutzende von Kürbissorten finden sich auf dem Hof von Familie Nieland in Vlodrop. Dort wachsen Kürbisse auf einer Fläche von rund dreieinhalb Fußballfeldern.

 Ewa Nieland schnitzte vor Halloween nicht ausschließlich zum Broterwerb, auch ein bisschen als Hobby, schön gruselige Gesichter in ausgehöhlte Kürbisse. "Es spricht sich herum, und es wird immer mehr", sagt sie.

Ewa Nieland schnitzte vor Halloween nicht ausschließlich zum Broterwerb, auch ein bisschen als Hobby, schön gruselige Gesichter in ausgehöhlte Kürbisse. "Es spricht sich herum, und es wird immer mehr", sagt sie.

Foto: Renate Resch-Rüffer

Als Dekoration oder zum Kochen sind Kürbisse fester Bestandteil des Herbstes, wie auch ein Spaziergang zu dieser Zeit nicht fehlen darf. Kürbisse, ein malerisch gelegener Altarm der Rur und zwei landwirtschaftliche Betriebe, in denen sich Zeit verbringen lässt, können entdeckt werden, wenn das Auto am Effelder Waldsee geparkt wird, um zu Fuß über die Grenze ins niederländische Vlodrop zu gehen.

 "Koffie is klaar": Das Schurenhofcafé mit Marga Meyers-Tegels ist in der Grootestraat 49 in Vlodrop zu finden.

"Koffie is klaar": Das Schurenhofcafé mit Marga Meyers-Tegels ist in der Grootestraat 49 in Vlodrop zu finden.

Foto: Renate Resch-Rueffer

Der Hof von Familie Nieland liegt in Vlodrop, gleich hinter der Grenze. Auf langen Tischen sind Hunderte Herbstfrüchte aufgereiht. Jeder Kürbisliebhaber findet darunter zweifellos seine bevorzugte Form und Größe. Ein buntes Allerlei in orange, gelb, grün oder grau begrüßt die Besucher.

Nicht ausschließlich zum Broterwerb, auch ein bisschen als Hobby, schnitzte Ewa Nieland vor Halloween schön gruselige Gesichter in ausgehöhlte Kürbisse. Da solche bearbeiteten Kürbisse aber nicht lange haltbar sind, nur ein bis zwei Wochen, hatte sie in den vergangenen Tagen viel zu tun. "Es spricht sich herum, und es wird immer mehr", erzählt Ewa Nieland. Soll die Dekoration etwas länger haltbar sein, malt sie die Kürbisse an. "Die bemalten sind die meisten, die ich mache", erzählt sie. Etwa 1000 Stück habe sie bereits mit dem Pinsel verziert: "Es sieht lustig aus: Das mögen die Leute."

"Wir kaufen jedes Jahr frische Samen", erzählt Anno Nieland, im Treibhaus werden sie vorgezogen und nach den Eisheiligen im Mai ins Freiland gepflanzt. "Man muss vorsichtig sein. Wenn es friert, sind die Setzlinge kaputt. Dann hat man nichts. Bisher hatten wir aber immer Glück", sagt der Landwirt. Seine Kürbisse pflanzt er auf Sandboden, damit viel Regen im Frühjahr ihnen nichts ausmacht. In einem nassen Jahr wie diesem sei eine gute Ernte nicht selbstverständlich. Viele seiner Kollegen hätten viel weniger Kürbisse gehabt, doch halte man zusammen, geben die Früchte zu kleinem Preis untereinander ab, um einen kompletten Verdienstausfall zu verhindern. "Vielleicht habe ich nächstes Jahr Pech, dann helfen mir die anderen Kürbisbauern", bemerkt Nieland.

Auf zehn Morgen Land wachsen seine Herbstfrüchte, einer Fläche, die dreieinhalb Fußballfeldern entspricht. Das ergibt einiges zum Ernten. Nicht nur Halloweenkürbisse, auch Sorten zum Kochen wachsen drauf. Beliebt sind die Geschmacksrichtungen Butter-Nuss, Muskat oder Hokkaido. "Die Leute experimentieren gerne", sagt Nieland, der oft nach Rezepten gefragt wird. Seine Kunden kommen aus der näheren Umgebung ebenso wie aus Aachen, Maastricht, Roermond oder Mönchengladbach.

Wer den Hof der Nielands verlässt und den Effelder Waldsee im Rücken ein Stück geht, sollte sich an der nächsten Kreuzung links halten. Kurz darauf kommt der Spaziergänger, hat der die Rur überquert, zum Schurenhof - er könnte zunächst aber auch gegenüber vom Hof der Nielands ein Stück in das geschützte Gebiet an einem Rur-Altarms hineinspazieren.

Ein Pfauenpärchen läuft über den Hof, Hühner picken im Gras, ein Pony grast im Gehege. Der Eingang zum Hofladen des Schurenhofs ist gesäumt mit Tischen und Stühlen, für eine gemütliche Tasse Kaffee in der Sonne. Die Gemütlichkeit ist Marga Meyers-Tegels sehr wichtig. "Es ist alles ganz einfach hier. Die Leute sollen sich zu Hause fühlen. Ohne viel Gedöns und Palaver", erzählt sie. "Mir geht es um das kleine Glück des Alltags."

Der Schurenhof ist ein kombinierter Hof mit Hofladen. Viele Tiere leben hier. Neben Katzen, Hunden, Enten und Truthähnen finden sich Schafe, Hühner, Kaninchen und Ziegen. Alle können gestreichelt werden, weshalb auch viele Besucher mit Kindern kommen. "Wir haben sehr gemischtes Publikum", erzählt die dynamische Bäuerin. Der Hof ist zwölf Monate im Jahr geöffnet, im Sommer alle sieben Tage der Woche. Neben dem Hofladen und dem Café, das sie betreut, leitet Meyers-Tegels von Juli bis Oktober den Kanuverleih auf der Rur, die hinter dem Hof vorbeifließt, und ganzjährig die Touristeninformation.

"Die Leute, die hier arbeiten, müssen wie ein Tausendfüßler sein", erklärt sie. Viele unterschiedliche Fähigkeiten seien gefragt. Geschenkkörbe herrichten, Produkte verkaufen, im Café bedienen, Gäste über eine Wanderroute informieren und gleichzeitig Stroh für Haustiere verkaufen. Als denkmalgeschütztes Gebäude ist auch immer etwas zu renovieren. Allein wäre das nicht zu schaffen. Ihr Mann und bald auch beide Kinder arbeiten auf dem Hof mit.

Angefangen hat Familie Tegels mit Freilandeiern, Spargel und Rhabarber. Das war vor 28 Jahren. Stück für Stück und Jahr um Jahr ist der Bauernladen gewachsen. Inzwischen arbeitet die Familie mit 85 Bauernhöfen zusammen, um ihr reichhaltiges Sortiment anbieten zu können. Vom hausgemachten Eierlikör über Nougat, hausgemachten Ziegen- und Nusskäse bis zum Apfelsaft findet sich ein umfangreiches Angebot im Laden. Wichtig ist Marga Meyers-Tegels die Qualität ihrer Produkte. Sie legt viel Wert darauf, dass die Lebensmittel mit Liebe hergestellt werden und dass sie von regionalen Höfen kommen. Das spricht sich herum, von der Eifel bis Eindhoven kommen die Kunden.

Seit fünf Jahren bietet sie eigenes Bier an, das speziell für den Hof in Zuid-Limburg gebraut wird. Es wird hergestellt mit Knospen des Gagelstrauches aus dem Naturpark-Gebiet De Meinweg. Als einzige Erzeuger haben sie die Genehmigung, diese zu ernten. Die Knospen werden gepflückt und getrocknet, so dass sie das ganze Jahr über beim Bierbrauen hinzugefügt werden können. Nur zehn Prozent pro Pflanze werden gepflückt, um Naturschutzrichtlinien zu entsprechen. Die Organisation "Slow food", Mitglieder des Naturschutzbundes sowie Bekannte der Familie pflücken einmal im Jahr mit. Dieses Jahr ist das Bier bei der größten internationalen Slow-Food-Veranstaltung, dem Terra Madre Salon del Gusto in Turin, dabei. "Unser Bier ist ausgewählt für den internationalen Kochworkshop", erzählt die Niederländerin stolz. "Das Schöne ist, dass es so speziell ist und aus der Region kommt."

(rerü)
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