Wassenberg Glücksführung: Mammutbaum als Lebewesen erspüren

Unterwegs am Aktionstag mit Gästeführerin Therese Wasch zu Glücksorten im Wassenberger Gartenpark.

Sie halten sich an den Händen, bilden einen Kreis um den großen Mammutbaum. Auf der Suche nach dem Glück. Westblicke-Gästeführerin Therese Wasch erklärt den Teilnehmern ihrer Führung beim Aktionstag zur Eröffnung der Glücksorte in Wassenberg, wo man das Glück am besten finden kann: auf dem Bergfried etwa, dem "Turm des Glücks", am Roßtor, das das "Tor zum Glück" symbolisiert, im Judenbruch, dem "Park des Glücks", oder eben auch hier: am Mammutbaum im Küstersgarten hinter der Propsteikirche St. Georg. Zehn "Glücksorte" wurden in Anlehnung an die Idee des niederländischen Schriftstellers Leo Bormans auserkoren.

"Man kann nicht automatisch glücklich sein. Man muss schon etwas dafür tun", sagt die Gästeführerin. Der 150 Jahre alte Mammutbaum, 40 Meter hoch, ist die erste Station an diesem eisig kalten März-Tag. Therese Wasch fordert die bunt gemischte Gruppe, darunter auch etliche Kinder, auf, den Baum "mit allen Sinnen aufzunehmen", seine bis zu 70 Zentimeter dicke Rinde zu berühren, die ihn in seiner amerikanischen Heimat sogar bei starken Waldbränden widerstandsfähig mache gegen die Gluthitze.

Das "Gefühl, der Baum ist ein Lebewesen" sollen die Teilnehmer dabei verspüren, ihn als Stammbaum erleben: "Wenn wir nach oben gucken, denken wir an unsere Familie. Die dicken Äste sind unsere älteren Familienmitglieder, die kleinen Zweige die Kinder und Enkel." Ähnliche Gedanken liest man auch auf der Stele, die "Glückssuchern", die individuell unterwegs sind, Aufgaben stellt.

Therese Wasch berichtet, dass der Wassenberger Mammutbaum viel erlebt habe. Zwei Weltkriege, viele dunkle Stunden. "Viele waren hier, die unglücklich waren." Dabei halte der Baum auch ein Geschenk für seine Besucher im "Küstersgarten" bereit: Tannenzapfen. Wasch lud ihre Zuhörer ein, im Sommer wiederzukommen, auf dem kleinen Feld unterhalb des großen Baums Platz zu nehmen und "den leisen Wind in den Ästen zu spüren". In der Dämmerung werde der Baum blau angestrahlt.

Das Glück lässt sich in Wassenberg auch finden, wenn man zu zweit die 15 Stufen zum nahe gelegenen kleinen Wehrturm empor schreitet, dabei auf jeder Stufe dem Partner Komplimente macht oder etwas Positives über ihn sagt. Im Rosengarten am Gondelweiherpark, einem weiteren Glücksort, erinnert Wasch an eine längst vergangene Zeit, als Wassenberg sich noch Luftkurort nennen durfte, und Städter aus Krefeld oder Mönchengladbach hier Theater, Cafés und Kinos besuchten, durch die Parks flanierten und im Schwimmbad das nasse Element genossen.

Der Rosengarten stammt aus dieser Zeit noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, erzählt Wasch. Vier weiße Bänke laden hier zum Verweilen ein. Die Kreisform der kleinen Parkanlage sei das Symbol für Vollendung, die Rose bekanntlich die Blume der Liebe, erläutert die Gästeführerin bei dem kurzen Rundgang, der wegen der frostigen Temperaturen auf rund 30 Minuten verkürzt wird.

In der früheren Begegnungsstätte, dem heutigen Naturpark-Tor entstehen am Aktions-Sonntag Glücksbilder, die die kleinen Künstler in Malkitteln unter Anleitung von Elke Emmanuel herstellen. Die Leiterin des Wassenberger Kreativ-Ateliers "Farbklecks" zeigt den Mädchen und Jungen, wie sie mit kleinen Schwämmen Leinwände in Grüntönen grundieren können, um dann Glückssymbole wie Marienkäfer und Kleeblätter in einfacher Fingerabdruck-Technik aufzubringen. Ein riesiges Gemeinschaftsbild soll hier demnächst ausgestellt werden.

(cb)
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