Wassenberg Gemeinsam mit Flüchtlingskindern kreativ sein

Wassenberg · 30 Sechstklässler der Gesamtschule gestalteten Hochbeete und lernten das Leben in der Flüchtlingsunterkunft kennen.

 Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen der Betty-Reis-Gesamtschule bemalten die Ringe der Hochbeete am Flüchtlingsheim in Rosenthal.

Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen der Betty-Reis-Gesamtschule bemalten die Ringe der Hochbeete am Flüchtlingsheim in Rosenthal.

Foto: JÜRGEN LAASER

Ein Projekt aus dem Gesellschaftskunde-Unterricht mit dem Titel "Kinder auf der Flucht" fand jetzt einen praktischen Abschluss in der Unterkunft für Asylbewerber in Wassenberg. 30 Sechstklässler der Betty-Reis-Gesamtschule bemalten zusammen mit ihren Lehrern Rufina Kreibisch, Claudia Taube und Lars Reitze sechs graue Betonringe, die als Hochbeete-Garten dienen und vor einem Jahr vom Rotary-Club Heinsberg gestiftet worden waren.

Ausgedacht hatte sich diese Aktion Klassenlehrerin Claudia Taube in einem Gespräch mit dem Flüchtlingsnetzwerk Wassenberg, das den Hochbeetegarten zusammen mit Familien aus der Unterkunft betreibt. Piktogramme von Sportlern, Bilder von Bäumen, Kranichen, blühenden Gärten sowie spielenden Kindern verschiedener Herkunft setzen nun einen bunten Akzent auf dem Vorplatz der Unterkunft.

Aber das war längst nicht alles. Während die einen draußen malten, begaben sich andere Schüler mit Sozialarbeiterin Brita Sell ins Gebäude, um im direkten Kontakt mit Müttern und Kleinkindern Erfahrungen zu sammeln zum Thema "Kinder auf der Flucht". Im Aufenthaltsraum, der zurzeit überwiegend für den Deutschunterricht zur Verfügung steht, wurde zunächst einmal über Fingerpuppen-Theater Kontakt zu den Kleinen gesucht. Spiele und Lieder halfen ebenfalls, das Eis zu brechen, so herrschte sehr schnell eine gemütliche Atmosphäre, bei der man sich näher kam.

Viele Fragen stellten die jungen "Sozialforscher" an die Mütter, zum Beispiel, was man in ihrer Kultur so kocht, wie es den Kindern auf der Flucht ergangen sei und vieles mehr. Die Frauen zeigten Fotos aus dem Heimatland, die sie auf ihren Handys gespeichert hatten. Auch an die Sozialarbeiterin richtete die Gruppe Fragen, zum Beispiel, ob sie ihren Job möge. Sie liebe ihren Job, sagte Sell. Auf die Frage nach Konflikten unter den Bewohnern konnte sie nicht ganz so positiv antworten, aber das verstanden die Schüler sehr schnell, da ein Leben auf der Flucht auch Narben hinterlässt, insbesondere, wenn man dann noch zwei bis drei Jahre in Sammelunterkünften leben muss. Im Gegensatz zu den erwachsenen Flüchtlingen seien die Kinder aber in der Regel sehr schnell in der Lage, sich in der neuen Heimat zu akklimatisieren.

Empfanden die Schüler die Unterkunft, ein früheres Zechengebäude, von außen zunächst etwas befremdlich, so waren sie doch überrascht, als sie die hell gestrichenen Flure, die sauberen Fußböden und die neuen Toiletten sahen. Viele Vorurteile konnten durch diesen Besuch überwunden werden, so dass es dann beim abschließenden Kuchenessen, dank einer Spende von Raja Szerafin, hieß: "Können wir sowas noch mal machen?" (O-Ton Maja Bolz). Mit ein paar Wünschen für die weitere Zusammenarbeit wurde die Klasse dann aus dem Heim verabschiedet. Dass Teppiche und Töpfe vor allem noch gebraucht werden und dass es schön wäre, wenn die Hochbeete mit weiteren Kräutern oder Sträuchern bepflanzt würden, diesen Wunschzettel nahmen sie mit nach Hause. Vielleicht wird ja nach den Sommerferien schon ein weiteres Projekt daraus.

(RP)
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