Wassenberg Förderverein der Kirche als Motor des Zusammenlebens

Wassenberg · Bei der Gründung 2008 wollte der Förderverein St. Mariä Himmelfahrt die Pfarrfusion verhindern - vergebens. Das Ziel aber blieb: Erhalt und Förderung des Eigenlebens der Kirchengemeinde.

 Engagiert im Förderverein der Kirchengemeinde (v.l.): Georg Bienen, Edelbert Essers, Leonie Lindemann, Richard Essers, Franz-Josef Bleilevens, Alexander Dohmen und Gregor Theißen.

Engagiert im Förderverein der Kirchengemeinde (v.l.): Georg Bienen, Edelbert Essers, Leonie Lindemann, Richard Essers, Franz-Josef Bleilevens, Alexander Dohmen und Gregor Theißen.

Foto: Uwe Heldens

Seit kurzem erstrahlt das Pfarrheim der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Wassenbergs Oberstadt in neuem Glanz - und ist sehr viel mehr als kirchliches Zentrum, es ist ein Treffpunkt vieler Bürger der Oberstadt. Diese Ausrichtung ist dem sehr aktiven Förderverein der Kirchengemeinde mit zu verdanken. Denn sie knüpft an den Geist der Gründerzeit der jüngsten Pfarrgemeinde der Stadt an, die kurz nach dem Krieg 1947 in der jungen Oberstadt entstand.

In diesem Schmelztiegel aus neu zugezogenen Menschen und Zechenarbeitern wurden Nachbarschaftshilfe und Gemeinschaft über Konfessionen hinweg gepflegt, erinnern sich Pfarrchronist Richard Essers (72), der langjährige 2. Vorsitzende des Fördervereins, und die vielfach engagierte Leonie Lindemann (80). Die neue Pfarre, die nach Gottesdiensten im Kindergarten und einer Notkirche 1956 die eigene Kirche einweihen konnte, wurde für die Oberstädter ein Identifikationspunkt des Stadtteils, dessen Bewohner stets ein wenig mit der Unterstadt fremdelten.

 Heimat heißt für viele Bewohner der Oberstadt, die Kirchenglocken läuten zu hören, wie es Alexander Dohmen ausdrückt. Der Kirchturm von St. Mariä Himmelfahrt ist zum Symbol des Ortsteils geworden.

Heimat heißt für viele Bewohner der Oberstadt, die Kirchenglocken läuten zu hören, wie es Alexander Dohmen ausdrückt. Der Kirchturm von St. Mariä Himmelfahrt ist zum Symbol des Ortsteils geworden.

Foto: Laaser (Archiv)

Das rege Eigenleben der Oberstädter Pfarre drohte 2008 mit der bischöflichen Ankündigung der Pfarrfusion jäh zu zerbrechen, "ein Stück Heimat verlorenzugehen", wie Richard Essers sagt. Die Gründung des Fördervereins 2008 hatte zum Ziel, für die Eigenständigkeit zu kämpfen, betonen Edelbert Essers, Vorstandsmitglied und viele Jahre Rendant der Pfarre, und Alexander Dohmen, der seit der Gründung Vorsitzender des Fördervereins ist.

Immer noch lebendig sind die Erinnerungen an die schmerzhaften Auseinandersetzungen um die "Zwangsfusion", verbunden mit Demonstrationen und Mahnwachsen, Bittbriefen und zähen, letztlich erfolglosen Verhandlungen beim Bistum. Richard Essers' Buch über die Pfarre 1947 bis 2010, dem Jahr der Fusion, dokumentiert die Spannungen dieser Zeit.

Doch anschließend ging der Blick nach vorn. Die zunächst durchaus vorhandene Angst gar vor einer Kirchenschließung war immerhin vom Tisch. Die Fusion, so 2. Vorsitzender Gregor Theißen, war deshalb nicht etwa Anlass für den Förderverein, die Brocken hinzuschmeißen. "Gerade um das Eigenleben der Kirchengemeinde aufrecht zu erhalten, blieb unsere Arbeit wichtig", betont Edelbert Essers. Die Eigenständigkeit des Vereins gab Spielräume, auch finanzieller Art. "Aber viele Ehrenamtliche hatten sich zurückgezogen", erinnert sich Richard Essers. Er spricht von einem harten Stück Arbeit, Engagierte zurückzugewinnen.

Doch es gelang dem Förderverein, dem heute 70 Mitglieder angehören, offenbar, erfolgreich zu werben und schrittweise Terrain wiederzugewinnen. Die finanzielle Unabhängigkeit ermögliche dem Verein, vieles zu unterstützen: die Ausstattung des Pfarrheims etwa, Messgewänder und Messdienerkleidung, die Herstellung des neuen traditionellen Oberstädter Friedenskreuzes oder die Restaurierung der Ehrentafel für die Gefallenen an der Kirche. "Wir haben auch erreicht, dass die Priestergräber auf dem Waldfriedhof und das Hochkreuz unter Denkmalschutz gestellt werden", fügt Dohmen hinzu. Weitere Pläne des Fördervereins sind etwa die Erstellung eines Flyers über die Kirche und ein Relief zur Erinnerung an den ersten Pfarrer der Oberstädter Gemeinde, Ludwig Hecker.

"Letztlich ist das Ziel des Fördervereins, unter der neuen Struktur von sieben Kirchengemeinden in einer Pfarrei, eine gewisse Unabhängigkeit zu erhalten, geblieben", betont Dohmen. "Die Emotionen haben sich gelegt", hat Edelbert Essers festgestellt. Heute sehe sich der Förderverein auch als Netzwerker, der die Kontakte zu den verschiedenen Gruppierungen der Pfarre und den "Gästen" im Pfarrzentrum pflegt und lebendig hält, eben als ein "Motor für das Leben der Gemeinde", wie Georg Bienen es ausdrückt.

Das ist ganz im Sinne von Josef Bleilevens, der sich als Neubürger seit drei Jahren engagiert und die aktuelle Position des Fördervereins pointiert umreißt: "Für mich stand fest: Wenn ich hier mitmache, dann unter einem Zukunftsaspekt und nicht, um alte Wunden zu lecken."

(RP)
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