Wassenberg Briefmarken spiegeln Geschichte

Wassenberg · Philatelisten hatten beim Großtauschtag der Briefmarkenfreunde viele Besonderheiten zu bieten.

 Stöbern in Raritäten und Fachsimpeln gehören dazu beim Internationalen Großtauschtag der Briefmarkenfreunde Birgelen.

Stöbern in Raritäten und Fachsimpeln gehören dazu beim Internationalen Großtauschtag der Briefmarkenfreunde Birgelen.

Foto: JÜRGEN LAASER

Als ihr Großvater anno 1966 starb, hinterließ er ihr 300 Geldscheine - so genanntes Notgeld aus den 1920er Jahren. Gertraud Lorenz hielt das Andenken an den ehemaligen Reichsbahn-Angestellten in Ehren, katalogisierte die umfangreiche Sammlung und ordnete sie in Alben. Beim jährlichen Briefmarkentauschtag der Briefmarkenfreunde Birgelen, der im Forum der Betty-Reis-Gesamtschule stattfand, präsentierte die aus Mönchengladbach stammende Gertraud Lorenz ihre ungewöhnliche Erbschaft zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit - und schaffte auf Anhieb mit ihren Exponaten aus Papier den ersten Platz in der sogenannten Offenen Klasse, in der die Teilnehmer nicht nur Briefmarken zeigten.

Insgesamt 15 verschiedene Themenprojekte wurden hier vorgestellt, darunter die Geschichte der Arsbecker Post sowie des Wassenberger Bahnhofs auf der Strecke Baal-Dalheim, der anno 1911 feierlich eröffnet wurde, als eine geschmückte Lok in den Bahnhof einfuhr. Das Ende wurde am 27. September 1980 besiegelt. Bahnhofsvorsteher Leo Cremers hat damals zum letzten Mal die Weichen gestellt.

Philatelisten - insgesamt rund 120 wurden von Ausstellungsleiterin Giesela Hohm beim Tauschtag mit Hilfe einer Strichliste registriert - interessierten sich unter anderem für die farbenprächtigen Wohlfahrtsmarken, Sondereditionen der Deutschen Post mit Blumenduft oder die in kompletten Bögen erhaltene Dauerserie "Burgen und Schlösser" aus den 1970er und 1980er Jahren. Zirkusartisten und Kosmonauten waren einige der Motive auf den Briefmarken aus der DDR. "Der höchste Wert fehlte immer in einem Block", wusste Giesela Hohm zu berichten. Auf diese Weise habe die DDR-Regierung seinerzeit verhindern wollen, dass Sammler zu einer Wertanlage kamen. Die Briefmarken-AG der Betty-Reis-Gesamtschule, die von Sepp Becker geleitet wird, stellte selbst entworfene Marken vor, die die berühmte Namensgeberin der Schule zeigten. Aus dem thüringischen Gera hatte Sammler Horst Schmidt seine Andenken an die Rotkreuzschwester Elsa Brandström, den "Engel von Sibirien" an die Birgelener Briefmarkenfreunde ausgeliehen. Er erzielte Platz zwei in der Offenen Klasse. Auch der Musikverein Birgelen beteiligte sich. Die Hobbymusiker, die zurzeit 90-jähriges Bestehen feiern, blickten zurück auf die ereignisreiche Geschichte ihres Vereins, der im Laufe der Jahrzehnte viele Höhen und Tiefen miterlebt hat. Ausstellungsleiterin Hohm verzeichnete Tauschgäste, die sogar aus Münster und den benachbarten Niederlanden angereist waren, um mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen, neue Schätze zu erwerben oder Mitgebrachtes einzutauschen.

(cb)
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