Wassenberg Bier-Start-up mit Ideen zur Expansion

Wassenberg · Drei junge Menschen - Katrin Sonnenschein, ihr Ehemann Sebastian Sonnenschein-Lüngen und ihr Bruder Arndt Sonnenschein - haben von ihrem Onkel Norbert Dahmen die Brauerei am Roßtor übernommen und investiert.

 Katrin Sonnenschein (r.), ihr Ehemann Sebastian Sonnenschein-Lüngen (l.) und ihr Bruder Arndt Sonnenschein (Mitte) brauen in Wassenberg das "Rurtaler Bier" in drei Variationen.

Katrin Sonnenschein (r.), ihr Ehemann Sebastian Sonnenschein-Lüngen (l.) und ihr Bruder Arndt Sonnenschein (Mitte) brauen in Wassenberg das "Rurtaler Bier" in drei Variationen.

Foto: Jürgen Laaser

"Craft-Beer" - das ist der neue Trend, der, wie könnte es anders sein, aus den USA kommt. Wobei man das eigentlich nicht vermuten konnte, geht es doch ums Bierbrauen, das man eigentlich eher in Mitteleuropa verorten würde. Mit "Handwerks-Bier" lässt sich das übersetzen, Arndt Sonnenschein hat sich das in den USA angesehen - und betreibt mit Schwester Katrin und Schwager Sebastian Sonnenschein in Wassenberg die Craft-Brauerei Am Roßtor.

Während gerade der weltgrößte Bierproduzent AB In Bev aus Belgien den zweitgrößten SAB Miller aus Großbritannien für fast 100 Milliarden Dollar schluckt, um noch größer zu werden, machen sich immer mehr junge Leute als Start-ups ans Brauen. Wie die zwischen 26 und 32 Jahre alten Sonnenscheins, die vor einigen Monaten die Brauerei am Roßtor von ihrem Onkel Norbert Dahmen übernommen und in diese bereits investiert haben.

Definiert man Start-up als ein Unternehmen mit einer neuen Idee und dem Willen zu strategischer Expansion, so trifft das auf die jungen Wassenberger und ihr "Rurtaler Bier" allemal zu. Obwohl Katrin und Sebastian Sonnenschein gerade erst ein Eigenheim gebaut hatten, investierte man mit Arndt in die Immobilie Am Roßtor 8, in der sich zuvor eine Eisdiele befunden hatte. Das Gebäude wurde, teils in Eigenarbeit, saniert und mit einer gegliederten Fensterfront in das historische Ambiente des Roßtorplatzes am Alten Rathaus eingepasst, der Eingang wurde behindertengerecht sowie für ältere Menschen und Kinderwagen geeignet gestaltet. Es finden sich immer öfter Besucher und Kunden ein, die gerne die Brauprozesse und das Instrumentarium erläutert bekommen. Sport- und Fitnesstrainer Sebastian ist der Brauer, Kaufmann Arndt der "Finanzchef" und Brauhelfer sowie Bankkaufrau Katrin das "Sprachrohr" der OHG (Offene Handelsgesellschaft), sie arbeiten weiter in ihren Berufen.

Ein Antrieb für das Trio, sich in das schwierige Braugewerbe zu begeben, war, dass man gerne Bier trinkt, sich aber von den Industrie-Bieren ab- und den Craft-Bieren zugewandt hatte.

Sind es bisher der "Braukeller" im Alten Rathaus und der Verkauf an Privatkunden vom Roßtor aus, so finden derzeit vielversprechende Verhandlungen für drei Lebensmittelmärkte statt, das Gasthaus "Zur Mühle" in Ophoven ist ganz aktuell neuer Kunde.

Ausschenken konnte man bereits beim Jubiläum des Musikvereins Eintracht Birgelen, das soll nicht der einzige Vereinskunde bleiben. Fertig sind Naturholz-Tragen für einige Flaschen, die im Weihnachtsgeschäft angeboten werden. Brauer Sebastian bietet mit Klein-Kesseln Brauseminare im Braukeller, aber auch bei Vereinen und Institutionen oder zu Hause an, letztens gab es ein Seminar im Kindergarten, für die Eltern und Erzieher.

Gebraut werden zwei Stammbiere, ein Landbier und ein Pils, dazu ein Saisonbier, viel mehr geht wegen noch begrenzter Kühllager-Kapazität nicht. Dass sorgfältig ausgewählte Rohstoffe wie Malz und Hopfen eingesetzt werden, versteht sich praktisch von selbst. Wo Bier von Hand gemacht wird, wird auch alles andere von Hand gemacht - die 10-, 30- und 50-Liter-Fässer sowie die Flaschen für ein und drei Liter werden selbst gefüllt und von Hand gereinigt, damit auch deshalb die Qualität der Produkte stimmt.

(isp)
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