Wassenberg Bergfried wird zur Kunstgalerie

Wassenberg · Der Künstlerstammtisch Wassenberg stellt erstmals im Bergfried aus: Die 27 Künstler setzen Themen aus ihrer Umgebung oder eigenen Biografie mit den Materialien Farbe, Holz, Keramik, Porzellan, Leinwand oder Glas um.

 Dagmar Rosenkranz würdigte in einer Rede bei der Eröffnung der Ausstellung die verstorbene Gründerin des Wassenberger Künstlerstammtischs, Maria Brosch. Auf der Staffelei sind zwei ihrer Werke zu sehen.

Dagmar Rosenkranz würdigte in einer Rede bei der Eröffnung der Ausstellung die verstorbene Gründerin des Wassenberger Künstlerstammtischs, Maria Brosch. Auf der Staffelei sind zwei ihrer Werke zu sehen.

Foto: Jürgen LAASER

Künstlerin und Mitorganisatorin Katia Inkiova-Kersten hatte die Ansicht des Bergfrieds bei vergangenen Kunst- und Kulturtagen als Motiv genommen. Sie setzte es mit Lichteinfall und spannungsreichem Gegensatz durch in sich ruhendes Gemäuer und bewegte Szene zwischen Pavillonzelten in Acryl um. Damit leistete sie als eine von 27 Teilnehmern einen Beitrag, der sich direkt auf den neuen Ort der Jahresausstellung des Künstlerstammtischs Wassenberg bezieht: "Impressionen im Bergfried" lautet der Titel der Ausstellung, die sich durch vielseitige Interpretation und Verwendung von Materialien wie Farbe, Holz, Keramik, Porzellan, Leinwand oder Glas auszeichnet.

Nach Meinung von Bürgermeister Manfred Winkens passte die Schau im Bergfried gut in das Konzept "Kunst, Kultur und Genuss", das die Stadt Wassenberg mit verschiedenen Veranstaltungen umsetzt. In den Bergfried hätten die Verantwortlichen eine Menge Ideen, Arbeit und Geld gesteckt, betonte er - es sei vorher ein finsteres Loch gewesen. Inzwischen fanden darin mehrere Ausstellungen und ein Kammerkonzert statt. Zusätzlich sei in den letzten Jahren durch organisierte Stadtführungen das Interesse der Menschen an der Stadt gewachsen: von vorher jährlich mehreren Dutzend Besuchern auf rund 4000.

Eine besondere Bedeutung kommt bei der Jahresausstellung den Werken von Maria Brosch, der kürzlich verstorbenen Mitbegründerin des Offenen Forums, des Stammtischs, zu. Mehr als 40 Künstler aus dem Kreis Heinsberg gehören mittlerweile dem Netzwerk an. Auf einer Staffelei werden zwei Werke von Brosch präsentiert: Eine ihrer mit Malerei kombinierten Emaillearbeiten und eine Ansicht von der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wassenberger Synagoge, welche sie als letztes Bild anfertigte.

Mit bewegenden Worten erinnerte Dagmar Rosenkranz an Broschs verdienstvolles Wirken für das örtliche Kulturleben. Katia Inkiova-Kersten dankte Georg Kovac für die Flyergestaltung, Peter Röttges und Jo Neikes für Aufbauarbeiten und Pianist Oliver Wessel für die musikalische Gestaltung.

Interessant war es für die zahlreichen Besucher, sich in einem Rundgang auf zwei Ebenen zu den vielfältigen Werken der Künstler aufzumachen, die aufgrund des großzügigen Platzangebots auch größere Bilder gehängt und Objekte aufgestellt hatten. So visualisierte etwa Willi Wagels in einer Collage mit Fotos, Ausstattungsgegenständen oder figürlichen Lederschnitten seine Jugendjahre als Mitglied im Pfadfinderstamm Birgden. Eine Reihe Glasobjekte stellte Toni Hilgers aus und Dagmar Rosenkranz porträtierte Angeber und Einfältige als Terrakotta-Köpfe. Auf einer langen Seidenbahn hatte Rita Gehlen-Marx eine "Lebensstation" mit Porträtmalerei festgehalten.

Eine Reihe realistischer Darstellungen, ungegenständliche Farb- und Material-Kompositionen, experimentelle Fotografie, Porzellanmalerei und Kunstobjekte zeugten von weiteren vielfältigen Eindrücken, die die direkte Umgebung oder Lebenserfahrung beim jeweiligen Künstler hinterlassen und in der Kunstdarstellung ihren Ausdruck gefunden hatten.

(cole)
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