Niederkrüchten Zweite Heimat Campingplatz

Niederkrüchten · Auf dem Campingplatz Graskamp in Overhetfeld fühlen sich Bernhard und Anke Grimm aus Düsseldorf seit einem Jahr wie zu Hause. Gedacht hätten sie das selbst nie — doch plötzlich spürten die beiden einen Freiheitsdrang

 Bis vor kurzem hatten Anke und Bernhard Grimm mit Camping nichts am Hut. Das änderte sich, als sie sich einen Wohnwagen kauften. Er steht heute mit Vorzelt auf dem Campingplatz Graskamp in Overhetfeld.

Bis vor kurzem hatten Anke und Bernhard Grimm mit Camping nichts am Hut. Das änderte sich, als sie sich einen Wohnwagen kauften. Er steht heute mit Vorzelt auf dem Campingplatz Graskamp in Overhetfeld.

Foto: Heike Ahlen

Wenn vor anderthalb Jahren jemand zu Anke und Bernhard Grimm gesagt hätte: "Ihr werdet mal Camper" - dann hätten beide wahrscheinlich lauthals gelacht. Denn mit Camping hatten die beiden so gar nichts am Hut.

Im Gegenteil: Frühere Erfahrungen hatten dem 52-jährigen Bernhard Grimm das freie Leben im Wagen auf zwei Rädern eigentlich gründlich verleidet. Und seine 53-jährige Ehefrau Anke war zwar als Kind mit Eltern und Bruder unterwegs gewesen, aber seitdem nicht mehr. Da waren nur ihr Bruder Björn Fischer und seine Frau Almut. Und die sind Camper. "Ewig", sagt Anke Grimm. "Und seit über 20 Jahren hier in Overhetfeld." Und obwohl das Ehepaar die beiden regelmäßig besucht hatte, "war der Funke nicht übergesprungen", sagt Bernhard Grimm.

Das änderte sich im vergangenen Jahr. "Da war auf einmal ein gewisser Freiheitsdrang", erinnert sich der Düsseldorfer. Die ersten Blicke gingen zu einem ganz kleinen Wohnwagen. "Aber der hatte so gar nichts, also haben wir doch nach einem anderen geschaut." Als der neue "Hobby", der dann auch das neue Hobby werden sollte, da war, sollte der Wagen zunächst irgendwo in der Umgebung von Düsseldorf einen Hallenplatz finden, um dann ein paar Mal im Jahr bewegt zu werden.

Und dann ging alles ganz schnell. Statt eines Hallenplatzes wurde es zunächst ein Gästeplatz auf dem Graskamp. Am Ostersamstag sprang der Camper-Funke dann über. "Beim Aufbau haben alle mit angepackt, wir sind herzlich in die Camper-Gemeinschaft aufgenommen worden", erinnern sich die beiden. Innerhalb weniger Tage reifte der Entschluss, hier eine zweite Heimat finden zu wollen. Als Campingplatz-Betreiber Bernd van de Weyer ihnen dann eine Parzelle anbot, schlugen sie zu. "Es war Glück, es ist ein sehr großes und schön gelegenes Stück", sagen alle Beteiligten. Neben dem Wohnwagen gehörte dem Paar plötzlich ein festes Vorzelt, ein Stück Rasen mit Terrasse und ein Gerätezelt. Und da fing die Turbo-Maschinerie an zu laufen. "Jeden Freitag sind wir mit vollgepacktem Auto hierher gefahren", sagt Bernhard Grimm. Am Möbelmarkt ging es vorbei für die Essecke im Vorzelt. Jeden Baumarkt der Umgebung "grasten" sie ab für Material.

Parallel funktionierte das Einleben in Overhetfeld. Gemeinsame Radtouren mit anderen Campern führten nach Brüggen, zum Hariksee und in die Heide. Auch die örtlichen Geschäfte und Eisdielen kennen sie schon gut.

Das Campingleben bringt viel Ruhe mit sich. "Wir haben zwei fast zehnjährige Patenkinder", erzählt Bernhard Grimm. Zu Hause in Düsseldorf habe man oft "Entertainment" gemacht, Freizeitparks aufgesucht. In diesem Sommer waren die beiden Patenkinder nun zu Besuch im zweiten Zuhause auf dem Campingplatz. "Und da war der eigentlich geplante Freizeitpark-Besuch in Belgien ganz schnell vergessen", sagt der Turbo-Camper. Der Pool des Campingplatzes, abendliches Stockbrot-Grillen - die Kinder waren begeistert. "Das ist richtig schön hier mit euch auf Camping", sagten die Kinder abends vor dem Schlafengehen im Wohnwagen.

Die beiden Turbo-Camper haben in Rekordgeschwindigkeit viel über das Campen und ihre zweite Heimat gelernt. "Das fing schon damit an, mit welchen Mitteln in welcher Reihenfolge man eine Wohnwagen-Toilette befüllt", sagt Grimm lächelnd. Das aktuellste Projekt ist das neue Gerätezelt. Und natürlich packt auch hier Schwager Björn tatkräftig mit an - man hilft sich eben auf dem Platz. Über den Winter wird das Hobby ruhen - aber spätestens im März soll es mit neuen Aktivitäten wieder losgehen.

(hah)
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