Brüggen Zwei wartende Flügelwesen für den Park an Schloss Dilborn

Brüggen · Robert Hartmann gestaltete die Stahlskulptur "Engel erwartend ..." über dem Stumpf einer Eiche. Schlossbesitzer Auguste Triet war Auftraggeber

 Robert Hartmann vor der Stahlskulptur "Engel erwartend ...".

Robert Hartmann vor der Stahlskulptur "Engel erwartend ...".

Foto: Knappe

Am Teich beim Schloss Dilborn stand einst eine mächtige Eiche. Doch als sie sich neigte, drohte die Gefahr, dass sie in absehbarer Zeit stürzen und dabei das Dach des Gebäudes zerstören würde. Also musste sie gefällt werden. In einer Versöhnungsgeste gegenüber den Eingriff in die Natur gab Schlossbesitzer Auguste Triet dem Künstler Robert Hartmann den Auftrag, über dem verbliebenen Baumstumpf ein Kunstwerk zu errichten.

Hartmann realisierte für diesen Platz die Stahlskulptur "Engel erwartend ...". Sie zeigt zwei Figurensilhouetten mit riesigen Flügeln, die Spuren von Verletzungen aufweisen. In das Podest für die Skulptur ist ein Durchblick geschnitten, der den Blick freigibt auf einen Ausschnitt des Baumstumpfes.

Bei einer Feier im "Ehrenplatz", der Bar des Kulturforums im Schloss, wurde die Stahlskulptur eingeweiht, während der Balkon einen idealen Ausblick auf die Arbeit am Teich bot. Der Künstler sprach über die Hintergründe seines Werks, informativ und auch launenhaft geheimnisvoll. "Ich sage nicht, was ein Kunsthistoriker sagen würde", so Hartmann, Vorsitzender des Künstlervereins "Malkasten" in Düsseldorf. Das Motiv der beiden Flügelträger habe er nach einem Blick in sein Skizzenbuch realisiert. Mit der Skizze hatte er auf einen Eindruck beim Nürnberger Christkindlmarkt reagiert. Da hatte er gesehen, wie zwei Männer die Flügel des Nürnberger Christkindes hielten. "Ich wusste: Das ist die Lösung. Mir war klar, dass der Baumstumpf eine Eichenreliquie ist", so der Künstler über die Motivfindung.

Er verwies auf die Bedeutung der Eiche als heiligen Baum der Germanen und erinnerte an Bonifatius, der die Wotan-Eiche fällen ließ. "Wurden aus den germanischen Göttern nicht unsere Heiligen, unsere regionalen Schutzpatrone, die die germanische Götterwelt mit dem Christentum verbunden haben?", fragte Hartmann rhetorisch. Der Reliquienträger beim Schloss sei ein Wartender. "So steht er nun, der Flügelträger, und wartet, und ich weiß nicht, wer sehen wird, wie der Engel kommt", sagte Hartmann nach Ausführungen über biblische Engel, die nur Auserwählten sichtbar sind. Dann aber warnte er in einer schelmisch ironischen Wendung: "Ich könnte auch eine andere Geschichte erzählen. Doch heute habe ich diese gewählt."

"Es hat sich so ergeben. Die Arbeit passt hier sehr schön hin. Schließlich gehörte das Haus früher den Schwestern", sagte Schlossbesitzer Triet, sichtlich glücklich über Hartmanns Werk. Als besonders passend empfindet er das Bild auf der Einladungskarte für die Einweihung. Die Vorderseite zeigt den Moment, als die Skulptur am Kran über den Zaun gehoben wurde. Und da scheint sie tatsächlich zu fliegen.

(anw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort