Schwalmtal Zum Geburtstag "Faust"

Schwalmtal · Im Jahr ihres 40-jährigen Bestehens bringt das Theater-Ensemble des St.-Wolfhelm-Gymnasiums in Waldniel Goethes "Faust" auf die Bühne.

 Die "Faust"-Besetzung.

Die "Faust"-Besetzung.

Foto: Lange

"Ich hab' da unten eine Aula mit 650 Plätzen, die leer steht. Machen Sie mal!" Der genaue Wortlaut ist nicht überliefert, doch so oder so ähnlich begann am 6. Juli 1976 die Erfolgsgeschichte der Theater-AG am St.-Wolfhelm-Gymnasium in Waldniel. "Machen Sie mal", das sagte Achim Besgen, damals Direktor des Gymnasiums, zu Lothar Lange. Der angehende Lehrer stand kurz vor seinem 30. Geburtstag, als er seine frisch angetraute Ehefrau zu ihrem Antrittsbesuch in der Schule begleitete, an der sie künftig unterrichten würde. Lange selbst sollte vom kommenden Schuljahr an an der Liebfrauenschule in Mülhausen unterrichten.

Besgen unterhielt sich ausführlich mit dem jungen Paar und fragte irgendwann auch nach den Hobbys der beiden. "Ich mach' Theater", sagte Lange. Da er neu im Ort sei, gebe es noch keine Gruppe. Aber die werde er schon aufbauen. Besgen ging zu seinem Schreibtisch, holte den Schlüssel zur Aula hervor und gab ihn Lange.

Der machte bald darauf einen Aushang: Er suche Schüler, die Spaß am Theaterspiel hätten. 1977 kam das erste Stück auf die Bühne. "Der Lügner und die Nonne" von Curt Goetz. Der erste Hauptdarsteller hieß Thomas Schaut. So heißt er auch in diesem Jahr, wenn zum 40-jährigen Bestehen des Theater-Ensembles "Faust" aufgeführt wird. Denn viele Mitglieder sind der Theater-AG über die Jahre treu geblieben - auch, als ihre Schulzeit am St. Wolfhelm längst beendet war. Seit drei Jahren spielen die "Oldies" der Theater-AG jedes Jahr vor Weihnachten ein von Lange umgeschriebenes Märchenstück.

Wenn Lange die Liste der Stücke durchgeht, die in 40 Jahren gespielt wurden, fällt ihm zu jedem Stück eine Anekdote ein. Den "Kleinen Prinz" gab es 1985 zu Ehren Besgens, als dieser pensioniert wurde. In der "Kleinen Hexe" spielte 1991 ein Mädchen namens Charlotte Roche die Hauptrolle. Nach dem "Dschungelbuch" blieb der Spitzname "Louie" an einem der jungen Schauspieler bis heute hängen - dabei hatte der noch nicht einmal den Affenkönig gespielt.

Goethes "Faust" brachte die Theater-AG 1988 schon einmal auf die Bühne. Damals spielte die Truppe das Stück auch in Ganges, im Rahmen der Partnerschaft zwischen Schwalmtal und Ganges - teils mit französischen Zwischenvorträgen. Der "Faust", meint Lange, sei eigentlich das Stück schlechthin, die Liebe dazu pflanzte ihm sein Opa beim Pilzesuchen ein. "Wenn du einmal im Leben Probleme hast, dann lies den ,Faust'", riet der Großvater einst dem Enkel: "Da stehen alle Antworten drin." Dieses Stück sei eigentlich durch nichts getoppt worden. "Außer vielleicht durch ,Pippi Langstrumpf'", sagt der Regisseur: "Da sind wir damals mit einem Heißluftballon über Viersen geflogen."

(hah)
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