Brüggen Wie streitende Nachbarn sich einigen können

Brüggen · Mit Berthold Bauer und Michael Römer hat die Gemeinde zwei Schiedsleute für Brüggen und Bracht.

 Erich Lehnen (r.) hat aufgehört. Nachschlagewerke gab er an seinen Nachfolger Michael Römer (M.) weiter. Schiedsmann Berthold Bauer macht weiter.

Erich Lehnen (r.) hat aufgehört. Nachschlagewerke gab er an seinen Nachfolger Michael Römer (M.) weiter. Schiedsmann Berthold Bauer macht weiter.

Foto: hah

Die Gemeinde Brüggen hat zwei Schiedsleute für die kommenden fünf Jahre verpflichtet. Einer der Männer ist den Brüggenern bekannt: Berthold Bauer macht nach fünfjähriger Amtszeit weiter und will auch die nächsten fünf Jahre in Brüggen als Schiedsmann ehrenamtlich tätig sein. Sein Brachter Kollege Erich Lehnen hingegen hat nach fünf Jahren aufgehört. Auf ihn folgt Michael Römer.

Seinen ersten Fall hat Römer nun schon hinter sich. Streitgegenstand war eine Hecke - "der Klassiker schlechthin", berichten die Schiedsleute. Denn in den meisten Fällen rufen Streitende wegen Auseinandersetzungen mit dem Nachbarn einen Schiedsmann an, etwa, weil Äste aufs Nachbargrundstück ragen oder Hecken zu hoch werden. Aufgabe des Schiedsmannes ist es nicht, die Sache zu entscheiden. Seine Aufgabe ist es, die beiden streitenden Parteien an einen Tisch zu bringen und ihnen dabei zu helfen, gemeinsam eine Lösung zu finden. "Redenden Menschen kann geholfen werden", meint Römer.

Berthold Bauer bestätigt das: "Wenn mich jemand anruft, frage ich immer: "Haben Sie schon mit Ihrem Nachbarn gesprochen?" Und dann heißt es meist: "Nein, mit dem kann man nicht reden." Dann sage ich aber: "So geht's nicht. Sie müssen miteinander reden." Wenn die Nachbarn das alleine nicht schaffen, dann eben im Beisein des Schiedsmanns.

Etwa 20 Anrufe, schätzen Lehnen und Bauer, erhalten sie pro Jahr, etwa sieben bis zehn Verfahren entwickeln sich daraus. Wenn sich die Streitenden beim Schiedsmann einigen, wird die Lösung, die sie gefunden haben, gesiegelt. Sie ist dann 30 Jahre lang gültig. Ging es etwa um eine Hecke, die zu hoch wurde, und man einigte sich auf eine Höhe von 2,50 Meter, muss der Nachbar die Hecke stets auf 2,50 Meter halten - 30 Jahre lang. Stellt er sich stur und schneidet sie nicht, kann der andere auf die Einigung beim Schiedsmann pochen und die Hecke zwangsschneiden lassen.

Für die neue Aufgabe hat Michael Römer einen zweitägigen Einführungslehrgang besucht. Viele Nachschlagewerke erhielt er außerdem von Erich Lehnen, und nun müsse er viel lesen, sagt Römer. Vor allem aber setzt er auf Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick. Bauer erklärt die Aufgabe der Ehrenamtler: "Es geht nicht darum, die Rechtslage durchzusetzen, sondern darum, dass die Leute einen Weg finden, sich zu einigen."

Die Schiedsleute sind telefonisch zu erreichen. Berthold Bauer, Telefon 02163 50 09 53, kümmert sich um Angelegenheiten in Brüggen, Michael Römer, Telefon 02157 875 60 80, um Streitfälle in Bracht.

(RP)
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