Brüggen Wie der Spargel auf die Felder kommt

Brüggen · Ein paar Tage muss das Gemüse noch auf den Feldern wachsen, aber dann ist Spargel-Zeit. Damit es auch in den kommenden Jahren frischen Spargel gibt, wurde bei Bauer Ingenrieth gerade frisch gepflanzt.

 Der Schlepper fährt GPS-gesteuert und der Fahrer hat sogar Zeit, unterwegs die Pflanzung zu kontrollieren. Hermann Ingenrieth zeigt, wie die Spargel-Pflanzen aussehen.

Der Schlepper fährt GPS-gesteuert und der Fahrer hat sogar Zeit, unterwegs die Pflanzung zu kontrollieren. Hermann Ingenrieth zeigt, wie die Spargel-Pflanzen aussehen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Die Maschine sieht man schon von der Landstraße, wie sie sich langsam über das Feld schiebt. "Können Sie gar nicht verfehlen", hatte Hermann Ingenrieth schon am Telefon gesagt. Und, ja, so ist es. Ingenrieth selbst steht nun am Feldrand. Die Maschine wühlt derweil den Boden auf. Der Bauer schaut nur noch zu.

Als die Ingenrieths vor 29 Jahren anfingen, Spargel anzubauen, haben sie ihn noch per Hand gepflanzt, erzählt Ingenrieth. Heute fährt ein holländischer Unternehmer im Auftrag des Bauers mit einer Spezialmaschine über das Feld. Das traktorähnliche Gefährt ist GPS-gesteuert, die 1,7 Hektar, die es heute befahren soll, sind zentimetergenau vorprogrammiert. Die Maschine gräbt eine Furche in den Boden, legt die Spargel-Pflanzen ab und bedeckt sie leicht mit Erde. Vier Pflanzen pro laufenden Meter. Das alles macht sie automatisch, nur den Nachschub an Spargel-Pflanzen besorgen auf einer Rückbank vier Arbeiter. Der Fahrer hingegen springt einmal gar vom Wagen ab und kurz darauf auf der anderen Seite wieder auf. Die Maschine läuft auf Autopilot und ist langsamer als eine Zeitlupe. 20 Minuten braucht sie für eine Reihe Spargel.

Um 8 Uhr morgens haben sie heute angefangen, um sieben am Abend wollen sie fertig sein. "Wir hoffen, dass das klappt", sagt Ingenrieth. Wenn nicht, bekommen sie ein Problem, denn es ist schlechtes Wetter angesagt, der nasse Boden würde das nicht mitmachen.

Apropos Wetter: Gleich nebenan sind zwei Felder bestellt, auf denen gleichfalls Spargel wächst, der eigentlich bald geerntet werden sollte. Eigentlich. Denn bislang macht Bauer Ingenrieth das Wetter einen Strich durch die Rechnung. "Im vergangenen Jahr hatten wir an Ostern schon Spargel", sagt er. In diesem Jahr wurde es mit dem Spargel vom Feld zum Fest noch nichts. Das liegt zum einen daran, dass Ostern in diesem Jahr eine Woche früher gefeiert wird. Und zum anderen an der fehlenden Sonne. Ein paar Tage, an denen es nachts nicht kälter als zehn Grad wird, bräuchte es, sagt Hermann Ingenrieth. Darauf wartet er bislang vergebens. Darum wird es vorerst nur Spargel aus dem Gewächshaus geben. Auch Ingenrieth behilft sich dessen, was soll er machen. "Der Verbraucher interessiert sich nicht mehr für die klassische Saison", sagt er.

Die Maschine dreht nun am Feldende um und kommt mühsam im Schneckentempo zurückgerollt. Am Feldrand warten säckeweise weitere Jungpflanzen, ein Jahr sind die alt und "wie ein Mercedes mit Diesel-Motor", sagt Hermann Ingenrieth. "Robust und gut", meint er.

Zwei Jahre brauchen die Pflanzen nachdem sie gepflanzt wurden, bis sie erntereif sind und werden dann zunächst nur für eine halbe Saison abgeerntet. Denn erst im dritten Jahr sind sie ausgewachsen und bringen 5000 bis 6000 Kilo Ertrag pro Hektar und Saison.

Wenn nach zehn Jahren der Ertrag wieder so sehr abgenommen hat, dass sich die Bewirtschaftung mit Spargel nicht mehr lohnt, wird das Feld neu bestellt. Die Krux: Spargel kann hier nie wieder angebaut werden. Einmal mit Spargel bepflanzt, wehrt sich der Boden anschließend vor einer neuen Bepflanzung mit Spargel. "Alles andere können sie aber pflanzen", sagt Hermann Ingenrieth. Der Bauer wird die Fläche, über die gerade noch der GPS-Traktor rollt, in zehn Jahren also einem neuen Sinn zuführen müssen. Vielleicht pflanzt er hier Kartoffeln oder Getreide, sagt er. "Wie es gerade passt."

(RP)
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