Niederkrüchten Wenn der Bus kommt, wackelt's

Niederkrüchten · An der Mittelstraße in Niederkrüchten beklagen einige Anwohner Gebäudeschäden durch Schwingungen, die von der Straße herrühren. Die Ursachenforschung ist schwierig, eine schnelle Lösung nicht in Sicht.

Um zu merken, ob gerade ein Bus vorbeifährt, muss Familie Vinken nicht aus dem Fenster schauen. "Das spüren wir hinten im Haus an den Erschütterungen", sagt Erich Vinken, der an der Mittelstraße 64 ein Drogerie- und Fotogeschäft betreibt. Auch Bilder sind schon aus dem Regal gefallen, berichtet Vater Gustav Vinken. Diese Erschütterungen haben zu Rissen im Gebäude geführt, beklagen die Vinkens. Dieses Phänomen gebe es erst, seit die Mittelstraße vor einigen Jahren saniert und neu gestaltet wurde.

Der Wechsel von Pflaster- und Asphaltflächen ist optisch ein Gewinn, aber möglicherweise auch Ursache des Problems, wie die Vinkens vermuten. Denn beim Übergang von Asphalt auf Pflaster gibt es naturgemäß eine minimale Kante. Wenn schwere Fahrzeuge wie Busse oder Lkw darüber führen, komme es zu Schwingungen. Die sind im Haus Vinken spürbar und am Schaufenster sogar sichtbar, wie die Verwaltung bei Ortsterminen festgestellt hat. Eine einfache Lösung ist aber nicht in Sicht, wie jetzt im Bauausschuss deutlich wurde.

Schwingungen gemessen

Ein Bewohner eines anderen Gebäudes an der Mittelstraße hat wegen ähnlicher Probleme bereits einen Rechtsstreit angestrengt, in dessen Verlauf eine Schwingungsmessung durch Experten der RWTH Aachen durchgeführt wurde. Die Messergebnisse lagen deutlich unterhalb der Grenzwerte. Am Vinken-Gebäude sei vermutlich mit ähnlichen Ergebnissen zu rechnen, argumentiert die Verwaltung. Baumängel seien ebenfalls nicht zu erkennen. Die Straße sei "baulich vernünftig ausgeführt", betonte Baurat Olaf Steinbicker. Er vermutet ein Zusammenspiel zwischen Bausubstanz und Straße, zumal das Problem nur bei wenigen Gebäuden auftrete. "Wenn die Erschütterungen vorher nicht da waren, muss es doch an der Straße liegen", meinte aber Peter-Josef Beines (CWG). Ein Neubau der Straße wäre für die Gemeinde jedoch nicht nur wegen der damit unmittelbar verbundenen Kosten sehr teuer. Die Mittelstraße wurde seinerzeit mit erheblichen Fördermitteln des Landschaftsverbandes Rheinland neu gebaut. Die Zweckbindung für die Fördermaßnahme läuft bis 2029. "Wenn wir vorher das Pflaster rausreißen und neu asphaltieren, müssen wir die Fördermittel zurückzahlen", erläuterte Steinbicker.

Die Verwaltung prüft nun einen Vorschlag von Michael Otto (FDP), der selbst Bausachverständiger ist. Statt des jetzigen geraden könnte ein diagonaler Übergang an den Kanten Abhilfe schaffen, weil die Räder dann nicht mehr gleichzeitig, sondern versetzt über die Kante rollen.

(RP)
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