Kreis Viersen Wenn das Jahrhunderthochwasser kommt

Kreis Viersen · Tritt die Niers über die Ufer, könnten die Fluten bis ins Robend fließen. Anwohner des Grenzwegs auf der Stadtgrenze zu Willich kämpfen dafür, dass ihre Grundstücke nicht als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen werden

 Im Falle eines "Jahrhunderthochwassers" könnte die Niers über die Ufer treten. Sogenannte Schieber könnten die Folgen mildern.

Im Falle eines "Jahrhunderthochwassers" könnte die Niers über die Ufer treten. Sogenannte Schieber könnten die Folgen mildern.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Mitteilung der Bezirksregierung passt gut zu den Stark-regenfällen der vergangenen Wochen: Die "vorläufige Sicherung des Überschwemmungsgebietes des Nierssystems" ist nun sozusagen amtlich. Es sieht vor, welche Flächen im Falle eines Jahrhunderthochwassers als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen werden. Tritt die Niers über die Ufer, könnte das Wasser bis ins Robend in Viersen fließen, bis kurz vor die Wohnbebauung.

An der Stadtgrenze zu Willich ist das Überschwemmungsgebiet vor allem für die Anwohner des Grenzwegs von Interesse - und einige von ihnen setzen ihre Hoffnung in das Wort "vorläufig". Denn immer noch befinden sich einige Häuser im Überschwemmungsgebiet der Niers, wenn der Fluss bei einem so genannten Starkregenereignis, wie es im Schnitt alle 100 Jahre mal vorkommt, über die Ufer tritt. "Aber wir sind zuversichtlich, dass am Ende alle bebauten Grundstücke des Grenzwegs außerhalb des Überschwemmungsgebietes bleiben", sagt Werner Bögershausen, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft (IG) Grenzweg.

Die EU hatte vorgegeben, dass Gewässer und deren Wasserabfluss darauf geprüft werden, wie sie sich im Falle eines Jahrhunderthochwassers verhalten und welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Bezirksregierung, Niersverband und das Unternehmen Hydrotec waren zunächst der Auffassung, dass auch die zum Teil bewohnten Uferbereiche am Grenzweg als Überflutungsgebiete ausgewiesen werden müssten. Dagegen wehrten sich die Anwohner massiv. Ein städtisches Gutachten gab ihnen Recht. Entscheidend wird nun sein, ob auch die Schieber an den Entwässerungsgräben aus den seitlichen Einzugsgebieten der Niers mit berücksichtigt werden können. Dafür gibt es noch keine wasserrechtliche Genehmigung.

Vertreter des Kreises Viersen, der Bürgerinitiative, der Stadt Willich und des Wasser- und Bodenverbandes haben sich jetzt noch einmal getroffen, um zu prüfen, welche Unterlagen für die Genehmigung erforderlich sind. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt die Technische Beigeordnete der Stadt Willich, Martina Stall. Und es bleibe auch genügend Zeit: "Die Bezirksregierung will das Überschwemmungsgebiet frühestens Ende 2016 endgültig festsetzen." Bis dahin werde die Genehmigung der Schieber voraussichtlich erfolgen, zudem werde es noch einmal ein Beteiligungsverfahren geben - Bürger können ihre Einwände einbringen. "Wir hoffen, auch die übrigen Häuser noch aus dem Überschwemmungsgebiet herauszukriegen", so Stall.

Im Vergleich zum ersten Planentwurf ist aber schon jetzt viel gewonnen, sagt Werner Bögershausen. Während zunächst fast alle Häuser im blau markierten Bereich lagen, seien dies jetzt nur noch etwa 20 Prozent. Auch der vorläufige Status biete für die Haus- und Grundstückbesitzer bereits Rechtssicherheit und ermögliche Veränderungen und Anbauten an den bestehenden Gebäuden oder Neubauten.

Anfangs machten sich die Bewohner des Grenzwegs große Sorgen wegen der Ausweisung als Überschwemmungsgebiet - manche fürchteten gar um ihre Existenz.

(RP)
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