Viersen Was gegen Mücken wirklich hilft

Viersen · Deutlich mehr Mücken als in den vergangenen Jahren scheinen derzeit unterwegs zu sein. Apotheker gegen Tipps, wie man sich schützen kann und was man tun sollte, wenn man doch mal gestochen wurde.

Man sitzt nach getaner Arbeit gemütlich auf der Gartenterrasse oder hat nach stundenlanger Fahrt endlich das Urlaubsziel erreicht, trägt die Koffer herein und schwitzt. Schon sind sie da: die Mücken und andere Quälgeister, die zur Attacke übergehen. Das feuchtwarme Wetter der vergangenen Wochen hat dazu geführt, dass sich die Tiere stark vermehrt haben. Der Apothekerverband Nordrhein spricht schon von einer Mückenplage, die in den nächsten Wochen auch am Niederrhein drohen könnte. Die Rheinische Post hat sich in einigen Apotheken umgehört.

"Eine signifikante Erhöhung oder eine Plage haben wir zwar noch nicht festgestellt", sagt Ralf Weckop, der im 17. Jahr die Hirsch-Apotheke an der Hochstraße in St. Tönis führt. Gleichwohl haben sich bei ihm vor allem schon einige Skandinavien-Urlauber mit entsprechenden Mitteln zum Schutz vor Mücken, Fliegen oder Zecken eingedeckt. Die Nachfrage steige allmählich an. Erst vor wenigen Tagen, als Ralf Weckop Notdienst hatte, sei eine Mutter mit ihrem Kind und einem schnell angeschwollenen Mückenstich gekommen. In diesen Fällen nutzen entweder ein Antiallergikum oder eine Cortison-Salbe, die als kühlende Grundlage Alkohol enthalten müssen. Weckop: "Alte Salben, die in den Hausapotheken warm aufbewahrt werden, bringen da nicht viel."

Zur Vorbeugung seien, dies sagen auch Apotheker in Willich, sogenannte Repellentien sehr nützlich. Wirkstoffe, die auf die menschliche Haut aufgetragen werden. "Ihr spezifischer Geruch soll insbesondere Stechmücken, aber auch Fliegen und andere Insekten vom Körper fernhalten", sagt Dr. Joachim Kresken, Pressesprecher der Apotheker im Kreis Viersen. Joachim Kresken führt seit 1989 die Irmgardis-Apotheke in Süchteln und stellt fest: "Zwar noch keine Plage, aber in den vergangenen Wochen kamen doch einige Kunden zu mir, die in der Niers-Aue wohnen, in Gegenden, wo es feuchtwarm ist und wo sich die Mücken sehr schnell vermehren."

Besonders wirksam seien seiner Meinung nach Produkte, die den Wirkstoff Icaridin enthalten. Auch wenn man dünne Textilien trage, sei es ratsam, die Salben oder Flüssigkeiten flächendeckend aufzutragen, aber nicht in die Nähe der Augen, Schleimhäute, Lippen oder Nase. Auch nicht auf einen frischen Sonnenbrand oder auf offene Wunden! Erst den Sonnenschutz auftragen, dann die Wirkstoffe gegen die Quälgeister. Und was ebenso wichtig ist: den Schutz nach etwa sechs Stunden erneuern, auch nach dem Duschen, Baden oder nach starkem Schwitzen.

"Einige meiner Kunden schwören auf bestimmte Hausmittelchen, essen viel Knoblauch oder Vitamin B", meint der Inhaber der Willicher Katharinen-Apotheke, Michael Partl. Auch er hat natürlich die icaridinhaltigen Wirkstoffe im Angebot. Es gibt bei ihm sogar Armbänder mit entsprechenden Pads und Duftstoffen, die dann nur ausgetauscht werden müssen.

Gerade in den heißen und schwülen Wochen körperdeckende Kleidung zu tragen, dazu rät auch Olaf Orthen, der in Kempen gleich drei Apotheken betreibt (Thomas-, Bären- und Arnold-Apotheke). Der 46-Jährige, der das Apothekengeschäft in zweiter Generation nach seinem Vater Wolfgang seit 2002 weiterführt, weist darauf hin, dass es sehr wohl gute Wirkstoffe auf chemischer als auch auf pflanzlicher Basis gebe. Orthen: "Bei einer richtigen Plage kommt man allerdings an den chemischen Substanzen nicht vorbei." Und was ihm nach Gesprächen mit den Kunden aufgefallen ist: dass bestimmte Mückenarten gegen bestimmte Mittel schon resistent geworden sind. Dies bestätigt auch eine Mitarbeiterin der Hubertus-Apotheke in Grefrath. Sie rät: "Wenn man gestochen wird, sofort kühlen und sich dann in der Apotheke beraten lassen."

Ralf Weckop von der St. Töniser Hirsch-Apotheker ist auch in der Tropen-Beratung tätig. Er gibt wie auch der Apothekerverband Nordrhein folgenden Tipp: "Bei Reisen in Regionen mit hohen Gesundheitsrisiken durch Mückenstiche sollte man sich in der Dämmerung oder nachts besser in geschlossenen Räumen mit Klimaanlagen und Mückenschutzgittern vor Fenstern und Türen aufhalten, auch die Schlafstätten sollten durch Mückennetze geschützt sein." Für Touren in der freien Natur rät Weckop die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Salbe mit einem DEET-Wirkstoff zu nehmen, die ein Schutz gegen Malaria oder die Denque-Mücke sein soll. Natürlich sollte man sich, wenn man bald als Besucher zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro reist, vorher umfassend beim Arzt oder Apotheker beraten lassen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort