Serie Mein Verein Warteliste für den Schrebergarten

Viersen · Immer mehr Familien haben einen Kleingarten. Auch Familie Rohr aus Hinsbeck geht mit dem Trend. In den vergangenen fünf Jahren haben Sascha Rohr und seine Frau rund 400 Arbeitsstunden in ihren Garten investiert

 Sascha Rohr hat zwei Jahre auf seinen Garten gewartet. Erst musste einer frei werden.

Sascha Rohr hat zwei Jahre auf seinen Garten gewartet. Erst musste einer frei werden.

Foto: Jörg Knappe

Hinsbeck Er lehnt sich auf seiner Lounge zurück und genießt die sanfte Brise. Sascha Rohr hat einen Garten in der Kleingärtneranlage Hinsbeck. Für ihn ist das hier wie Urlaub. "Ich komme jeden Tag hierher, auch im Winter, es gibt nichts Besseres", sagt der Vorsitzende der Kleingärtneranlage Hinsbeck. Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten ernten, das schmeckt besonders gut. "Selbst angebaute Tomaten riechen ganz anders", sagt der Hinsbecker.

Vor fünf Jahren haben Sascha Rohr und seine Frau den Garten bekommen. Mittlerweile toben dort die Enkelkinder. Zwei Jahre haben die beiden auf ihre grüne Oase warten müssen. "Es musste erst einer einen Garten aufgeben", sagt der 42-Jährige, der seit fünf Jahren auch Vorsitzender des Vereins ist. Insgesamt gibt es in Hinsbeck 17 solcher Schrebergärten, alle sind zwischen 240 und 400 Quadratmeter groß und von der Stadt Nettetal gepachtet. "Die meisten sind Familien und kommen aus Deutschland, Polen und Russland", erzählt Rohr. Das jüngste Vereinsmitglied ist 36 Jahre alt, der älteste Kleingärtner 84 Jahre.

Die Nachbarn helfen sich gegenseitig. "Wenn jemand in Urlaub ist, kümmern sich die anderen mit um den Garten", sagt der Vorsitzende. Als Dank gibt es frische Gurken, Bohnen, Beeren oder Äpfel - direkt aus eigenem Anbau. Wie in jedem Kleingärtnerverein, so gibt es auch in der Anlage in Hinsbeck bestimmte Vorschriften. Ein Drittel müssen demnach als Nutzgarten, ein Drittel als Zierfläche und ein weiteres Drittel als Bebauungsfläche mit Laube und Rasen aufgeteilt werden. "Das halte ich allerdings für überholt", sagt Rohr. Aber Vorschrift sei eben Vorschrift, so der Handwerker.

Sonntags treffen sich Mitglieder im Vereinsheim. Dort gibt es eine Toilette für alle. "Und einen Putzplan, jeder muss mal ran", sagt Rohr und lacht. Um Einnahmen zu generieren, verpachten die Kleingärtner das Vereinsheim für private Feiern. Zweimal im Jahr ist ein gemeinsamer Heckenschnitt angesagt, und jeden Sommer gibt es auch für Nichtmitglieder ein Sommerfest. Das hat Rohr eingeführt. Das nächste ist am 26. August, 15 Uhr.

Mehr als 400 Arbeitsstunden stecken in dem Kleingarten der Rohrs. Gerade ist der Rasen gemäht, die Laube frisch gestrichen, und die Blumen blühen. Besonders im Frühjahr und Sommer gibt es viel Arbeit. "Es macht aber viel Spaß", sagt Rohr, der bald zum dritten Mal Opa wird. Derzeit stünden zwei Familien auf der Warteliste für einen Schrebergarten in der Anlage. Er kann den Wunsch nach einer grünen Oase gut nachvollziehen, denn er und seine Frau leben in einer Wohnung, haben nur einen Balkon. So sei es auch bei den meisten Kleingärtnern in der Anlage.

Bei jedem Besitzerwechsel ermittelt ein Sachverständiger den Zeitwert, die Summe gilt als Richtwert. "Dann zahlt man die Ablöse, auf die man sich geeinigt hat", sagt der Vorsitzende.

Familie Rohr möchte ihren Garten nicht mehr missen und geht mit dem Trend. Laut dem Bundesverband Deutscher Gartenfreunde werden immer mehr Kleingärten an Familien mit Kindern verpachtet.

(janj)
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