Niederkrüchten Wald in Niederkrüchten geht es gut

Niederkrüchten · Der Wald in NRW krankt zusehends. Doch der Gemeindewald in Niederkrüchten hält sich wacker. Nach und nach wird der Wald umgebaut, um den Laubholzanteil zu erhöhen und so für den Klimawandel gewappnet zu sein.

 Gemeindeförster Wilfried Kaufhold achtet darauf, dass sich der Wald auf mehr als 29 Quadratkilometern gut entwickelt. Das Ziel sei es, auf zunehmende Extremwetter und den Klimawandel vorbereitet zu sein.

Gemeindeförster Wilfried Kaufhold achtet darauf, dass sich der Wald auf mehr als 29 Quadratkilometern gut entwickelt. Das Ziel sei es, auf zunehmende Extremwetter und den Klimawandel vorbereitet zu sein.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

"Waldzustandsbericht" - die etwas sperrige Wortschöpfung klingt bereits nach Krankenakte. In der Tat ist der Zustand der Wälder in NRW besorgniserregend, wie Landesumweltminister Johannes Remmel kürzlich mitteilte. 36 Prozent der Bäume zwischen Rhein und Weser weisen demnach deutliche Schädigungen auf. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen vor 30 Jahren. Nur noch 23 Prozent der Bäume in NRW weisen keinerlei Kronenverlichtungen auf und gelten als gesund. 1984 waren noch 59 Prozent der Bäume ohne Schäden.

Niederkrüchten ist in Sachen Wald nicht frei von Problemen, steht aber insgesamt noch recht gut da. "Der Gemeindewald ist gesünder als der Landesdurchschnitt", sagt Christoph Zebunke vom Landesbetrieb Wald und Holz. 29 von 67 Quadratkilometer Gemeindefläche ist von Wald bedeckt. Damit ist Niederkrüchten knapp vor Brüggen die waldreichste Kommune im Kreis.

Etwa die Hälfte aller Bäume im Gemeindewald sind Kiefern. Zählt man Fichten, Douglasien und Lärchen hinzu, sind gut zwei Drittel des Bestands Nadelbäume. Ziel ist es, mittelfristig ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Laub- und Nadelhölzern zu erreichen. Der hohe Nadelholzanteil, der deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt, ist auch eine Spätfolge des Zweiten Weltkriegs, als der Gemeindewald durch Kriegsschäden und Reparationshiebe buchstäblich am Boden lag. Damals wurde mit schnell wachsenden Kiefern-Monokulturen aufgeforstet. Alte Eichen und Buchen gibt es im Grenzwald daher kaum. Und die wenigen über hundertjährigen Exemplare sind stark geschädigt, erklärt Gemeindeförster Wilfried Kaufhold.

So bleibt die Kiefer einstweilen "unsere Brotbaumart", so Zebunke. Sie ist äußerst robust, kommt mit dem vorherrschenden sandigen Boden und mit Klimaschwankungen gut klar. Daher macht den Forstexperten der Klimawandel (noch) keine allzu großen Sorgen, auch wenn Schädlinge wie Schwammspinner oder Eichenprozessionsspinner schon jetzt merklich zunehmen.

Die Fichte, der es in hiesigen Breiten allmählich zu warm wird, dürfte bald aus dem Gemeindewald verschwinden. "Auf den Klimawandel können wir uns mit der Baumartenauswahl einstellen", so Kaufhold. So gilt eine Misch-Pflanzung von Buchen und Douglasien als recht sturmfest - wichtig bei den zunehmenden Wetterextremen.

Überhaupt unterliegt der Wald einem ständigen Wandel. Im Voranbau werden Jungbäume angepflanzt, die unter dem Schirm der alten Bäume gedeihen können. Zu sehen ist das zum Beispiel in der Nähe der Wacholderheide, wo unter mächtigen Kiefern ein schon recht stattlicher Buchenbestand nachwächst.

"Escape" zeigt Aussteiger im Wald
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"Escape" zeigt Aussteiger im Wald

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In den vergangenen Jahren ist der gemeindliche Forstbetrieb zu einem streifenweisen Voranbau übergegangen, erläutert Kaufhold: Dabei werden in regelmäßigen Abständen Streifen freigemacht und in vier bis sechs Reihen mit Buchen, Eichen, Douglasien und Kirschen aufgeforstet. Gut zu beobachten ist das aktuell zum Beispiel entlang der A 52 in Richtung niederländische Grenze.

(jo-s)
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