Serie Vor 215 Jahren Von Krieckenbeck ins Württembergische

Wörtlich bestimmte der in der alten lothringischen Residenzstadt Lunéville geschlossene Friedensvertrag, "daß die Französische Republik in Zukunft in völliger Landes-Hoheit, und eigenthümlich jene Länder und Domänen besitze, die an dem linken Ufer des Rheins gelegen sind, und die bisher einen Theil des teutschen Reichs ausmachten, dergestalt, daß ... der Thalweg des Rheins hinführan die Gränzscheidung zwischen der französischen Republik und dem teutschen Reich seyn soll, nehmlich von dem Puncte an, wo der Rhein das helvetische Gebiet verläßt, bis zu jenem, wo dieser Fluß in jenes der Batavischen Republik einfließt" - also flussabwärts von der schweizerischen bis zur niederländischen Grenze.

Den Namen "Batavische Republik" führten die Niederlande seit dem Jahre 1795. Im Jahre 1809 wurde daraus vorübergehend ein Königreich mit Louis Bonaparte, Napoleons Bruder, als König, - nichts weiter als ein französischer Satellitenstaat.

Das Gebiet des heutigen Belgien, vormals überwiegend die österreichischen Niederlande, wozu auch Elmpt und Krüchten gehört hatten, wurde ebenfalls endgültig französisch.

Für eine Adelsfamilie im heutigen Kreis Viersen hatte das Datum der Unterzeichnung des Friedens eine doppelt schicksalhafte Bedeutung: für die Grafen von Schaesberg. Die in der fünften Generation auf Schloss Krickenbeck residierenden Grafen waren reichsunmittelbare Herren der Grafschaft Kerpen und Lommersum. Sie waren die einzigen im Kreis beheimateten Adeligen, die damit nur Kaiser und Reich unterstanden. August Graf von Schaesberg zu Kerpen und Lommersum starb in Düsseldorf ausgerechnet am Tage des Friedensschlusses, verlor also am 9. Februar 1801 sein Land und sein Leben. Sein Sohn Richard wurde später wie etliche seiner Standesgenossen mit dem Amt Tannheim, vormals Teil des säkularisierten ehemaligen Reichsklosters Ochsenhausen (Kreis Biberach) entschädigt. Als Standesherren des Königreiches Württemberg konnten sie dort im 19. und frühen 20. Jahrhundert politischen Einfluss entfalten. Dort ist noch heute der Hauptsitz der Familie. Ihre stolze Stellung als nur dem Kaiser verpflichtete Reichsgrafen konnten sie aber nicht mehr erlangen.

Nachbarn der Schaesberg im deutschen Südwesten wurden die Grafen von Quadt-Wickrath, an die heute die Vorburg von Schloss Wickrath erinnert und die jetzt als Fürsten in Isny im Allgäu leben.

(plp)
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