Schwalmtal Von End nach Hehler per Mitfahrerbank

Schwalmtal · Wer kein Auto hat, hat es schwer in Schwalmtal. Linienbusse fahren vielerorts nur stündlich, der Bürgerbus verkehrt abends nicht. Die Lokale Agenda setzt sich für Mitfahrerbänke ein. Die Idee: Wer auf der Bank sitzt, wird mitgenommen

 So könnte eine Mitfahrerbank in Schwalmtal aussehen. Schilder zeigen mögliche Ziele an. Wer nach Hehler möchte, klappt "Hehler" auf und wartet auf eine Mitfahrgelegenheit.

So könnte eine Mitfahrerbank in Schwalmtal aussehen. Schilder zeigen mögliche Ziele an. Wer nach Hehler möchte, klappt "Hehler" auf und wartet auf eine Mitfahrgelegenheit.

Foto: RED

Landleben ist schön, hat aber auch seine Schattenseiten: Viele Menschen sind auf ein Auto angewiesen, um zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen oder zum Arzt fahren zu können. Wer kein Auto hat, muss gut planen, wenn er irgendwo hin fahren möchte. Denn in manchen Ortschaften fahren keine Linienbusse. Und wenn doch welche fahren, dann kommt vielleicht einmal pro Stunde ein Bus. Spät am Abend kommt gar keiner mehr. Und am Wochenende sieht es auch mau aus.

In Schwalmtal schaffte die Lokale Agenda vor 15 Jahren Abhilfe. Sie initiierte den Bürgerbus, mit dem ehrenamtliche Fahrer Einwohner der Sektionen durchs Gemeindegebiet chauffieren. Nun hat sich die Lokale Agenda ein neues Ziel gesetzt, um die Mobilität der Landbewohner weiter zu verbessern: Sie möchte, dass in Schwalmtal Mitfahrerbänke aufgestellt werden. Das sind Bänke, die an ausgewählten Stellen in der Gemeinde platziert werden. Wer mitgenommen werden möchte, setzt sich auf die Bank. Und der Autofahrer, der vorbeikommt und noch Platz im Wagen hat, hält an und nimmt den Wartenden mit.

Neu ist die Idee nicht. In einigen ländlichen Gemeinden gibt es Mitfahrerbänke schon, beispielsweise in der Eifel. In der Verbandsgemeinde Speicher gab es ähnliche Probleme wie in Schwalmtal. Die Aufstellung der ersten Mitfahrerbank vor dem Rathaus in der Stadt Speicher unterstützte der Caritasverband Westeifel, der mit der türkisfarbenen Bank einen Treffpunkt schuf - für Menschen, die "flott fott" wollen, und für Autofahrer, die bereit sind, jemanden mitzunehmen. Versichert sind die Insassen durch die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrzeughalters.

Die Lokale Agenda in Schwalmtal hat nun einen Bürgerantrag formuliert. Sie bittet den Rat der Gemeinde darum, die Verwaltung zu beauftragen, Mitfahrerbänke aufstellen zu lassen. Die Bürger sollen an dem Projekt beteiligt werden. Sie sollen etwa überlegen, wie sich das Projekt umsetzen lässt, aber auch, an welchen Standorten in der Gemeinde solche Bänke günstig wären. Dazu gibt es von der Lokalen Agenda keine Vorgaben. Sie möchte zunächst die Bürger fragen, was sie wollen. Dafür gibt es am Donnerstag, 17. März, um 19 Uhr, ein Treffen im Gangeszimmer des Rathauses in Waldniel, Markt 20. Wer sich für das Projekt interessiert und Ideen hat, wie es sich bewerkstelligen lässt, kommt einfach vorbei.

Die Lokale Agenda ist davon überzeugt, dass Mitfahrerbänke hilfreich sein könnten. Dann gäbe es, jenseits der sozialen Netzwerke wie Facebook, eine Möglichkeit, eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Die Bänke sollen Treffpunkte sein, an denen sich Menschen auch für die Rückfahrt verabreden können. Darüber hinaus könnten die Bänke nicht nur in Schwalmtal aufgestellt werden, sondern auch in den Nachbargemeinden, in Niederkrüchten und Brüggen. "Ich kann mir vorstellen, dass man klein anfängt und dann ein Netzwerk entsteht", sagt Wolsing. Durch solch ein Netzwerk könnten Schwalmtaler, die gern mal sonntags in Brüggen bummeln möchten, auf einer Bank auf die Mitfahrgelegenheit nach Brüggen warten. Wer gar nicht so weit fahren möchte, muss seinen Mitfahrer auch nicht bis nach Brüggen chauffieren - vielleicht reicht es, ihn an der nächsten Bushaltestelle rauszulassen. Für Wolsing hat das Projekt noch einen positiven Aspekt: Es ist nachhaltig, schont die Umwelt, weil nicht jeder allein unterwegs ist. Und weniger Abgase machen das Landleben auch schöner.

(RP)
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