Viersen Volksbank Viersen wird immer digitaler

Viersen · In diesem Jahr will das Kreditinstitut seine Hauptgeschäftsstelle für 1,8 Millionen Euro umbauen. Das Betriebsergebnis lag im vergangenen Jahr weit über dem Verbandsschnitt. Genossen erhalten eine Dividende von sechs Prozent

 Im neu gestalteten Kundencenter gaben Michael Willemse (links) und Jürgen Cleve die Zahlen über das Geschäftsjahr 2017 bekannt. Im Hintergrund beantworteten derweil Kundenberater Anfragen per WhatsApp oder telefonisch.

Im neu gestalteten Kundencenter gaben Michael Willemse (links) und Jürgen Cleve die Zahlen über das Geschäftsjahr 2017 bekannt. Im Hintergrund beantworteten derweil Kundenberater Anfragen per WhatsApp oder telefonisch.

Foto: Volksbank

Die Bedürfnisse der Kunden wandeln sich - das führt auch zu Veränderungen bei der Volksbank Viersen. Das Kreditinstitut will dieses Jahr digitaler werden, ohne sein klassisches Filialgeschäft zu vernachlässigen. Seit wenigen Tagen können die Kunden per Whats-App mit den Bank-Mitarbeitern kommunizieren, auch bei Facebook ist das Geld-Haus aktiv, Video-Chats sind in Vorbereitung. "Digitalisierung ist unser Top-Thema 2018", sagte Vorstandssprecher Michael Willemse gestern bei der Vorstellung der Bilanz 2017.

Die sieht, trotz Niedrigzinsphase, gut aus. Die vergebenen Kredite kletterten gegenüber 2016 um 5,9 Prozent auf knapp 484 Millionen Euro. Hinzu kommt ein vermitteltes Kreditvolumen von 307 Millionen Euro (plus 0,1 Prozent). Damit betreut die Volksbank Viersen unterm Strich ein Kundenvolumen von 791 Millionen Euro. "Gerade für den gewerblichen Mittelstand stehen wir zur Verfügung. Das ist für uns elementar", betonte Willemse.

Die Kundeneinlagen kletterten um 4,7 Prozent auf knapp 622 Millionen Euro - mit deutlichen Verschiebungen zugunsten von Tagesgeld- und Girokonten. Längerfristige Schuldverschreibungen gingen binnen Jahresfrist um knapp zwölf Prozent zurück. Gemeinsam mit dem Verbundgeschäft betreute die Volksbank Viersen im vergangenen Jahr insgesamt 452 Millionen Euro Kundeneinlagen, 14 Prozent mehr als im Vorjahr.

Dass die Zinsen niedrig sind, macht sich auch in der Gewinn- und Verlustrechnung der Volksbank Viersen bemerkbar. Obwohl das Kreditvolumen deutlich stieg, verdiente die Bank nur knapp 21,9 Millionen Euro an Zinsen - im Jahr 2016 waren es noch knapp 22,7 Millionen Euro. Dass der Rohertrag dennoch stieg, verdankt die Volksbank nicht zuletzt den um mehr als eine Million Euro gestiegenen Provisionen, beispielsweise aus dem Wertpapiergeschäft aber auch bei den Gebühren für den Zahlungsverkehr. Am Ende steht ein Bilanzgewinn nach Steuern von rund 1,5 Millionen Euro - das ist nahezu so viel wie im vergangenen Jahr.

Was Jürgen Cleven, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Viersen, besonders freut: Das Betriebsergebnis seines Hauses liegt gut 41 Prozent über dem Verbandsdurchschnitt. "Wir werden der Vertreterversammlung eine Dividende von sechs Prozent vorschlagen." Das ist, trotz eines schwierigeren Marktumfelds, genau so viel wie im vergangenen Jahr. Das dürften die rund 10.500 Genossen, die Anteile an der Volksbank Viersen halten, gerne hören.

Mehr als zwei Millionen Euro will die Volksbank in diesem Jahr in die Modernisierung ihrer Hauptstelle und die technische Umrüstung ihrer Filialen stecken. "Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Zahl der Kunden, die Geld am Schalter ziehen, um die Hälfte reduziert", berichtete Willemse. Darauf reagiert die Volksbank: Der große Schalterbereich in der Hauptstelle soll zu einer Art Beratungs-Lounge werden, in der die Kunden in angenehmerem Umfeld als bisher mit ihrem Kundenberater über Bankgeschäfte sprechen können. Die Volksbank setzt daneben den Ausbau der Selbstbedienungsbereiche weiter fort. Nachdem im vergangenen Jahr die Geschäftsstellen Gereonstraße, Amern und Waldniel zu bargeldlosen Filialen umgewandelt wurden - Bargeld gibt es am Automaten; die Mitarbeiter geben Hilfestellung -, wurde im Januar Niederkrüchten umgestellt. Die Filiale in Süchteln, im vergangenen Jahr Schauplatz eines Überfalls, wird ebenfalls bargeldlos. Bisweilen sind es Details, auf die die Volksbanker bei der Umgestaltung Acht geben. So werden die neuen Automaten, bei denen Geschäftsleute ihre Tageseinnahmen aufs Konto einzahlen, größere Einzahlungsschlitze erhalten. Das reduziert die Wartezeit.

Umstellen mussten sich auch die annähernd 200 Mitarbeiter des Kreditinstituts. "Alle Kundenberater haben einen digitalen Führerschein absolviert, um den Kunden unsere Banking-App erklären zu können", berichtete Cleve. Für manch einen der Angestellten war es der erste Kontakt mit einem Smartphone. "Einige haben sich danach selbst eins zugelegt", so Cleve. Mittelfristig will die Volksbank einen Schritt weitergehen: Nach einem Wechsel des Rechenzentrums sollen sich die Berater auf Wunsch auf den PC des Bankkunden aufschalten können und ihm bei den Bankgeschäften zur Hand gehen. Cleve: "Wir sehen die Digitalisierung als Chance, fahren eine Doppelstrategie nach dem Motto: ,Tradition bewahren und Digitalisierung vorantreiben."

(mrö)
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