Kreis Viersen Volksbank Viersen will alle Filialen behalten

Kreis Viersen · Und die Commerzbank wächst am Niederrhein stark und baut den Bereich Vermögensverwaltung aus

 Die Volksbank Viersen wird "in planbarer Zukunft" keine Geschäftsstelle schließen. Das stellte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Cleven nun klar.

Die Volksbank Viersen wird "in planbarer Zukunft" keine Geschäftsstelle schließen. Das stellte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Cleven nun klar.

Foto: Voba

Die Deutsche Bank schließt drei von fünf Filialen im Westkreis. Und auch Sparkassen und Privatbanken begründen ihren zunehmenden Rückzug aus der Fläche nicht zuletzt damit, dass aufgrund des Trends zum Online-Banking immer weniger Kunden in die Filialen kommen. Auch die Mitarbeiter der Volksbank Viersen wurden in den vergangenen Wochen immer wieder darauf angesprochen, ob Filialschließungen drohen. "Für unsere Volksbank Viersen stelle ich ganz klar fest, dass wir in planbarer Zukunft keine Geschäftsstelle schließen werden", betonte jetzt der Vorstandsvorsitzende Jürgen Cleven.

Die Ortsnähe zu Mitgliedern und Kunden sei für das Kreditinstitut von besonderer Bedeutung und mit ein Garant für den Erfolg der Volksbank Viersen. "Wir sind bestens für die sicher nicht einfache Zukunft im Finanzsektor gerüstet", erklärt Cleven. "Und dazu gehören nach wie vor unsere Geschäftsstellen in Viersen, Schwalmtal und Niederkrüchten." Dass die Volksbank zu ihren Geschäftsstellen steht, zeige sie nicht zuletzt durch die Modernisierung der Geschäftsstelle in Amern, die noch in diesem Jahr vollzogen wird.

Der genossenschaftliche Finanzverbund habe gerade durch die Fusionen der Rechenzentralen und der beiden Zentralbanken seine Kräfte konzentriert. Die Volksbank Viersen hat diesen Weg als Miteigentümer von Zentralbank und Rechenzentrale seit Jahren unterstützt. Cleven: "Davon profitieren letztendlich auch wir als eigenständige Volksbank vor Ort, genauso wie unsere Mitglieder und Kunden." Er sehe in der Geschlossenheit einen erheblichen Vorteil im Wettbewerb mit anderen Bankengruppen. "Die daraus resultierende Schlagkraft wird helfen, den rasanten digitalen Wandel in der Bankenwelt erfolgreich, effizient und besser als andere Bankengruppen zu managen."

Unabhängig davon will die Volksbank die Anforderungen ihrer Kunden weiterhin bei der Verbesserung der SB-Komponenten einsetzen, um gegebenenfalls die Standorte der Geldautomaten den Bedürfnissen der Kunden anzupassen.

Die Commerzbank will einen anderen Weg gehen - und auf Wachstum setzen. "Filialschließungen sind für uns keine Strategie", sagt Gustav Holtkemper, Bereichsvorstand Privatkundengeschäft in der Marktregion West. Diese ist, mit 330 Filialen und 17 Niederlassungen, die größte der fünf deutschen Teilregionen. "Es käme der Aufgabe ganzer Teilmärkte gleich, wenn wir uns beispielsweise aus Kaldenkirchen oder Xanten zurückzögen." 70 Prozent aller Neukunden kämen unverändert über die Filialen, nur 30 Prozent durch das Netz. "Ein reines Kostenmanagement bringt weder Marktanteile noch Kunden."

Eine immer wichtigere Rolle spielt für die Bank dabei die Mönchengladbacher Niederlassung. Die von ihr aus abgedeckte Region umfasst beispielsweise auch Viersen, Erkelenz, Krefeld, Kleve, Wesel, Kamp-Lintfort und Emmerich. Speziell der Bereich Wealth Management (Vermögensverwaltung) wurde zuletzt gestärkt: Bundesweit wurde von 43 auf 105 Beratungszentren und von 700 auf 1000 Mitarbeiter aufgestockt. Auch in Gladbach ist seit 1. Juni eines dieser Zentren angesiedelt, ein zweiter Standort für den nördlichen Niederrhein ist in Wesel. Zuvor war die Betreuung der Kunden von Düsseldorf erfolgt. Das insgesamt 18-köpfige, von Rainer Richter geleitete Team betreut mehr als 800 Kunden. "Insgesamt stagniert das Geschäft im Bankensektor. Lediglich im Bereich Wealth Management wächst es um fünf Prozent pro Jahr", sagt Gustav Holtkemper. Im Schnitt betreue in Gladbach jeder Mitarbeiter somit 45 Kunden.

Die Neukunden werde man in erster Linie aus der Mittelstandsbank heraus gewinnen, die für Geschäftskunden zuständig ist. "Vermögende Kunden haben fast immer einen unternehmerischen Hintergrund", sagt Holtkemper. Anders als früher müssten diese übrigens nicht länger mindestens eine Million Euro mitbringen. "Wir kommen heute über den Beratungsbedarf. Wer kapitalmarktaffin und somit beratungsintensiv ist, aber etwas weniger mitbringt, ist im Wealth Management gut aufgehoben." Auch ein neues Beratungszentrum für Geschäftskunden wurde in Mönchengladbach eingerichtet. Es ist 24 Mitarbeiter stark, umfasst 17.900 Kunden und wird von Roland Pastoors geleitet. Weitere Standorte für Geschäftskunden in der Region sind in Viersen, Erkelenz, Kleve, Krefeld, Wesel und in Rheydt. Insgesamt verfügt die Commerzbank-Niederlassung Mönchengladbach, die von Marcel Krug geleitet wird, nun über mehr als 200 Mitarbeiter, umfasst 19 Filialen, hat 150.000 Kunden und verwaltet ein Vermögen in Höhe von zwei Milliarden Euro. "Wir sprechen hier von einer klaren Aufwertung der Mönchengladbacher Niederlassung", sagt Krug. "Und von einem deutlichen Signal an den Markt."

Bisher scheint die Strategie aufzugehen: "Wir haben im ersten Halbjahr netto 1100 Kunden gewonnen", sagt Krug. Gründe seien die verstärkte Kreditnachfrage und das kostenlose Girokonto. Es wurden Ratenkredite in Höhe von 17 Millionen Euro ausgezahlt, in den ersten sechs Monaten zudem Immobilien im Wert von mehr als 84 Millionen Euro finanziert, "eine exorbitant hohe Zahl", so Krug. Im Wertpapiergeschäft gab es Zuwächse von 26 Millionen.

Bis 2018 werde außerdem konzernweit der Umbau zu einer digitalen Multikanalbank vorangetrieben. Schon jetzt gelange man mit vier Klicks zum maßgeschneiderten Kredit, könne man binnen sieben Minuten auf dem Smartphone ein Konto eröffnen und in nur fünf Minuten einen Kontowechsel vollziehen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort