Viersen Vize-Leiterin des Goethe-Museums ist "Doctor humoris causa"

Viersen · In ihrem Vortrag erläuterte Heike Spies die "närrische Absurdität" in den Werken von Goethe, Luther, Heine und Mann

 Secretarius Johannes Recker, Rector magnificus Volker Müller, Heike Spies und Komiteeleiter Prof. Wilfried Steffestun bei der Übergabe.

Secretarius Johannes Recker, Rector magnificus Volker Müller, Heike Spies und Komiteeleiter Prof. Wilfried Steffestun bei der Übergabe.

Foto: Flocken

"Eigentlich sollte die Narrenakademie nur alle 100 Jahre eine Frau zur Doktorin humoris causa ernennen. Aber die letzte Promotion war 2009 - und so lange wollte ich nicht warten, denn da bin ich nicht mehr im Amt." Rector magnificus Volker Müller hatte Senatoren und korrespondierende Mitglieder nach Düsseldorf eingeladen, um dort als vierte Dr. phil. Heike Spies, die stellvertretende Leiterin des Goethe-Museums, mit der Doktorwürde "humoris causa" zu ehren. Denn sie lebt für den Dichter, dem seinerzeit die Narrenakademie die Urkunde und den Orden des jungen Lichtes nach Weimar gesandt hatte, der aber niemals die Ehrung angenommen und bestätigt hatte. Die Original-Urkunde ist noch heute im Weimarer Archiv.

Nachdem Museumsleiter Christoph Wingertszahn die Dülkener Abordnung und die vielen Ehrengäste in der "neuen Filiale der Dülkener Narrenakademie" begrüßt hatte, eröffnete Volker Müller mit den traditionellen drei Hammerschlägen die Veranstaltung und erklärte den Anwesenden: "Die Narrenakademie ist kein Karnevalsverein. Und Goethe ist der prominenteste aller Doctores humoris causa." Dann ergriff die Doktorandin das Mikrofon.

Heike Spies, in Düsseldorf geboren, legte 1985 das erste und 1988 das zweite Examen ab, ihre Prüfungsarbeit befasste sich mit Goethes italienischer Reise. Ab 1991 arbeitete sie als Lehrerin, dann wurde sie ans Goethe-Museum berufen, wo sie noch heute tätig ist - auch als Kustodin. In einem einstündigen wissenschaftlichen, sehr anspruchsvollen Vortrag erläuterte sie die "närrische Absurdität" in den Werken von Goethe, Luther, Heine und Thomas Mann. Spies verglich im "Narrenspiegel" Luthers Adelsschrift mit Goethes epilogiertem Narr, Heines Wunderschiff und der Fahrt von Thomas Mann zur gebildeten Narretei sowie dem "geistreichen Narr" Don Quichote.

Müller betonte: "Ich verehre Ihren Charme und Ihr Charisma, obwohl ich Ihnen erst zwei Mal persönlich begegnet bin." Dann setzte er Spies den Doktorhut auf. Secretarius Johannes Recker verlas den Text der Doktor-Urkunde und überreichte sie anschließend unter Beifall der Gäste der neuen Doktorin humoris causa. Mit einem "Gloria tibi Dülken" schloss diese außergewöhnliche Promotion.

(flo)
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