Viersen Viersens sauberste Orgel: 813 Pfeifen sind geputzt

Viersen · Die Klais-Orgel in der Johanniskirche ist eine Rarität. Für 32.000 Euro wurde sie jetzt von Schimmel befreit, gereinigt und instandgesetzt

 Über eine Metallleiter kann das Innere der Klais-Orgel auf der Empore erreicht werden. Zum Instrument gehören insgesamt 813 Pfeifen.

Über eine Metallleiter kann das Innere der Klais-Orgel auf der Empore erreicht werden. Zum Instrument gehören insgesamt 813 Pfeifen.

Foto: busch

Großputz für die 1906 erbaute Klais-Orgel in der Johanniskirche auf dem Gelände der LVR-Klinik: Seit Anfang August wurden alle 813 Orgelpfeifen ausgebaut und auf der Empore gelagert, mit Flaschenbürsten von innen gereinigt, mit Luft ausgeblasen und von außen feucht abgewischt, ehe sie wieder eingebaut wurden. Das war nicht die einzige Herausforderung: "Das Instrument war von Schimmel befallen", erläutert Markus Bendel, Orgelbauer der Firma Klais in Bonn. Dazu wurde mit einer 80-prozentigen Alkohollösung gearbeitet, die die Sporen beseitigte.

"Die Sanierung hat rund 32.000 Euro gekostet", erläutert Dorothee Enbergs, kaufmännische Direktorin und Vorstandsvorsitzende der LVR-Kliniken Viersen, Orthopädie Viersen und Mönchengladbach. Dafür gab es Zuwendungen der Viersener Sparkassenstiftung, der Volksbank Viersen, des Hilfsvereins der Kinder- und Jugendpsychiatrie Viersen sowie vom Süchtelner Heimat- und Verschönerungsverein.

 Probe: Orgelbauer Markus Bendel hat am Instrument gearbeitet.

Probe: Orgelbauer Markus Bendel hat am Instrument gearbeitet.

Foto: busch

Für den Orgelexperten eine überaus sinnvolle Investition, denn: "Diese Orgel ist ein kleiner Schatz, Klais-Orgeln sind längst Raritäten geworden." In der näheren Umgebung gebe es nur noch in Mönchengladbach ein Instrument der Firma Klais, bei dem über Luftdruck Töne erzeugt werden. "Diese Technik sorgt für einen ganz speziellen Klang, der ideal ist für romantisch-sinfonische Musik", sagt Bendel. Während bei mechanischen Orgeln der Ton sofort entstehe, dauere dies bei pneumatischen Orgeln länger, das Instrument reagiere träger. "In den 1960/70er Jahren wurden viele Klais-Orgeln aufgegeben, auch in der St.-Clemens-Kirche", nennt Bendel ein Viersener Beispiel.

In der Johanniskirche hat man den Wert des Instruments inzwischen erkannt: "1996 gab es eine umfangreiche Sanierung, damals haben wir erstmals Kontakt zur Firma aufgenommen", erinnert sich Erhard Braun, LVR-Verwaltung. Zu dieser Zeit sei die Orgel in schlechtem Zustand gewesen. Zahlreiche Teile zeigten Verschleißspuren, die beseitigt werden mussten.

Auch jetzt erlebten die Orgelfachleute an manchen Stellen Überraschungen, etwa am Spieltisch, über dessen Tastatur die Register und Pfeifen gesteuert werden. "Die Klaviatur war ausgeleiert, die Tasten brauchten neue Beläge", erläutert Markus Bendel. Die Schrift auf den historischen Porzellanschildern war verblast, zudem hatte der Organist Papierzettel mit Nummerierungen angebracht - hilfreich, aber nicht schön. "Nun gibt es neue Schilder aus Porzellan, die wieder gut zu lesen sind", sagt der Orgelbauer. Wann er wieder in die Kirche auf dem Klinikgelände kommen wird? Die nächste Reinigung steht erst in 20 Jahren an. "Bei Kirchen mit vielen Besuchern wie dem Kölner Dom kann man nicht so lange warten." Dort müsse alle fünf Jahre gereinigt werden.

Das erste große Konzert auf dem wiederhergestellten Instrument wird am 23. Dezember, in der "Nacht vor der Nacht" stattfinden.

(busch)
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