Viersen Vier Schulchroniken sind fertig

Viersen · Kurt Schroeren, Reinhold Hörkens und Hans-Willi Lennartz haben sich mit den Chroniken von vier Schulen beschäftigt. Sie fanden darin mehr als Statistiken über Gehalt und Tintenkosten

 Ein Bild der alten Volksschule Dülken-Nette. Für die Jahre 1945 bis 1975 liegt jetzt eine Chronik vor.

Ein Bild der alten Volksschule Dülken-Nette. Für die Jahre 1945 bis 1975 liegt jetzt eine Chronik vor.

Foto: Stadtarchiv Viersen

Innerhalb von wenigen Monaten sind vier weitere Schulchroniken fertiggestellt: Kurt Schroeren und Reinhold Hörkens haben die Chronik der Schule Boisheim von 1876 bis 1948 aus der Sütterlin-Schrift in ein handliches Format übertragen. Reinhold Hörkens hat außerdem die Chronik der Schule Dülken-Nette für die Jahre 1945 bis 1975 bearbeitet; er hat zudem die Chronik der Evangelischen Schule zu Dülken in den Zeiträumen 1885 bis 1952 und 1952 bis 1962 bearbeitet. Diese neuen Publikationen ergänzen die fertigen über die Nordschule und die Ostschule sowie über die Schulen Bistard und Schirick, die Hans-Willi Lennertz vorgenommen hatte.

Stadtarchivar Marcus Ewers freute sich, dass er gemeinsam mit den drei Autoren jetzt im Dülken-Büro die neuen Werke vorstellen konnte. "Es ist unglaublich, was in diesen Chroniken steht, auch über die reine Berichterstattung aus den Schulen hinaus", sage Ewers. "Die Schulleiter bilden ein gesellschaftliches Gemälde ab und schlagen einen weiten Bogen über die Geschichte, das soziale Umfeld, die gesellschaftlichen Verwerfungen in der Weimarer Republik und im Dritten Reich." Auch Reinhold Hörkens lobte die Schulleiter. Er lobte aber auch - wie seine Mitautoren - das Viersener Stadtarchiv, das ihnen alle Unterlagen zur Verfügung stellen konnte.

 Bundesjugendspiele in der evangelischen Schule, 1962.

Bundesjugendspiele in der evangelischen Schule, 1962.

Foto: stadtarchiv

Zum Thema "Kreisarchiv" waren sich die Ehrenamtler einig, dass das Stadtarchiv - trotz des Kreisarchivneubaus - in Viersen bleiben soll.

Hans Willi Lennartz berichtete aus seiner Arbeit, dass die Lehrer früher absolute Vorbilder waren und: "Die Klassen bis zur vierten wurden gemischt von Mädchen und ,Knaben' besucht."

Kurt Schroeren hatte bei seiner Recherche zu der Boisheimer Volksschule festgestellt: "Da ist was drin. Das ist ja viel mehr als eine Statistik über Gehalt und Tintenkosten." Er fand Berichte über Schlachten des Ersten Weltkrieges und über Lehrer, die dort gefallen waren.

Alle Autoren stellten große Unterschiede in den Chroniken fest: "Der eine machte geschmeidige Mitteilungen, ja Erzählungen. Der nächste berichtete knochen-trocken über die Ereignisse an seiner Schule." Dass sich alle Schulleiter der damals üblichen Sütterlin-Schrift bedienten, gab auch den Autoren Anlass, sich über die Arten des Schreibens auszulassen. "Es ist schon schwer, diese Schriften zu lesen. Aber sie sind wenigstens akkurat und sauber geschrieben. Wer heute in der Schule vielleicht Sonderunterricht erhält, kann diese Schriften ebenso wie Briefe seiner Ahnen entziffern."

Einen Bruch in der Schullandschaft stellten alle drei Autoren fest: "1850 wurde die preußische Schulpflicht auch in Viersen eingeführt. Das bedeutete, dass die hiesige Textilindustrie plötzlich ihre billigen Arbeitskräfte verlor, denn die Kinder arbeiteten von Montag bis Samstag in den Fabriken und durften nur am Sonntag die Schule besuchen." So hatten die Klassen plötzlich 120 Schüler, in die Zeit fällt ein Großteil der Schulneubauten wie auch der Nordschule, der späteren Paul-Weyers-Schule.

Andreas Goßen, der Leiter des Dülken-Büros, sagte, dass bereits an den bisher vorliegenden Schulchroniken, die er bereit hält und auch in die Schaufenster legt, großes Interesse bestehe.

In Arbeit ist jetzt noch die Chronik der Südschule, der Kreuzherrenschule, die vor zwei Jahren geschlossen wurde.

(flo)
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