Kreis Viersen Viel Zuversicht trotz "Trumponomics"

Kreis Viersen · Das zweite Wirtschaftsforum Kreis Viersen von IHK Mittlerer Niederrhein und Rheinischer Post im Schloss Neersen: Der promovierte Ökonom Jens Südekum begründet Trumps Aufstieg mit dem Abstieg der industriellen Herzkammer

 Der neue IHK-Präsident Elmar te Neues führte beim Wirtschaftsforum von IHK Mittlerer Niederrhein und Rheinischer Post im Schloss Neersen in das Thema "Trumponomics - Bestandsaufnahme und Ausblick" ein.

Der neue IHK-Präsident Elmar te Neues führte beim Wirtschaftsforum von IHK Mittlerer Niederrhein und Rheinischer Post im Schloss Neersen in das Thema "Trumponomics - Bestandsaufnahme und Ausblick" ein.

Foto: Wolfgang KAISER

Protektionismus, wie ihn etwa der im November vergangenen Jahres gewählte 45. Präsident der USA, Donald Trump, zu seinem Wahlkampfthema gemacht hat, ist ein Irrweg. Davon war der Referent des zweiten Wirtschaftsforums im Kreis Viersen, das die IHK Mittlerer Niederrhein und die Rheinische Post einmal jährlich gemeinsam veranstalten, überzeugt: Jens Südekum, promovierter Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre am Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie der Heinrich-Heine-Universität und Research Follow beim "Center for Economic Policy Research" in London. Nach einem Experten-Ranking ist Südekum einer der drei forschungsstärksten jungen Ökonomen im deutschsprachigen Raum. Man wählte ihn im vergangenen Jahr auch unter die 100 einflussreichsten deutschen Ökonomen. Das Forum hatte also einen ausgewiesenen Experten für den Vortrag gewonnen, der die große Weltwirtschaftspolitik in den Kreis Viersen brachte. Die Moderation des Vortragsabends mit lebhafter Diskussion übernahm der leitende RP-Regionalredakteur Jens Voß aus Krefeld.

Zum Empfang im Schloss Neersen war das "Who is who" aus dem gesamten Kammerbezirk gekommen. Bevor Südekum seinen Vortrag begann, begrüßte Bürgermeister Josef Heyes (CDU) die zahlreichen Gäste aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Der neue IHK-Präsident Elmar te Neues führte anschließend fachkundig in das Thema ein. "Trumponomics - Bestandsaufnahme und Ausblick" lautete das Thema, angelehnt an die berühmten "Reaganomics" des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, der einst mit seinen Steuersenkungsplänen ganz ähnliche Politikansätze wie heute Donald Trump hatte. Auch Trump möchte mit massiven Steuersenkungen die amerikanische Wirtschaft entlasten. Aktuell liegt die US-Körperschaftssteuer bei 35 Prozent, Trump möchte sie auf 15 bis 20 Prozent senken. Davon würde nicht nur die amerikanische Wirtschaft massiv profitieren, sondern auch die deutsche. Ob das alles so klappt, steht allerdings in den Sternen. Bisher hat, und das machte der anschließende Vortrag deutlich, Donald Trump noch nicht viel von dem verwirklichen können, was er angekündigt hat.

Südekum analysierte, dass vor allem das Wählervotum im "Rust Belt", der industriellen Herzkammer der USA, zu Trumps Wahlerfolg geführt hatte. Der ungeheure ökonomische und damit auch soziale Abstieg der früheren Hochburg der Demokraten begünstigte den Wahlsieg. Trump hatte zudem China im Wahlkampf als Hauptschuldigen ausgemacht. Das sei aber falsch: Zu 80 Prozent seien die Automatisierung und die Roboter daran schuld, die Globalisierung - Vorwürfe gab es ja auch gegen Deutschland - trage nur zu 20 Prozent die Schuld am Niedergang. Der US-Präsident mache auch den Fehler, das Leistungsbilanzdefizit als Schwäche der USA auszumachen. Die USA exportierten aber noch in großen Mengen, nur sei der - ganz anders als in Deutschland, wo es an Binnenkonsum zu sehr mangelt - überproportionale US-Konsum schuld an der negativen Bilanz. Mit Zöllen und Protektionismus zu antworten, werde aber zu nichts führen, zumal auch andere Länder mit Gegenzöllen reagieren würden. Südekum unterstrich zwar, dass Trumps Handelspolitik unberechenbare Züge trage, der Professor sah aber dennoch keine allzu ernsthaften Probleme voraus. Nicht alles, was den Wählern versprochen wurde, werde auch tatsächlich so umgesetzt werden können. Das zeigten die ersten Monate der Präsidentschaft.

Dass die regionale Wirtschaft gelassen bleibt, hatte auch IHK-Präsident Elmar te Neues betont: Im April rechneten noch 42 Prozent der exportierenden Unternehmen am Mittleren Niederrhein mit einem steigenden und nur 14 Prozent mit einem sinkenden Auslandsumsatz. Fazit: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

(RP)
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