Brüggen/Niederkrüchten Unterwegs zu einem kleinen Kind

Brüggen/Niederkrüchten · Erstmals haben engagierte Gläubige für Brüggen und Niederkrüchten einen Krippenweg eingerichtet. In Kirchen und Kapellen sind elf Krippen ab Ende Dezember zu sehen. Dazu gibt es Musik, besinnliche Texte und heiße Getränke.

Brüggen/Niederkrüchten: Unterwegs zu einem kleinen Kind
Foto: Gerhard Houben

Eine kleine Laterne wirft ihren Schein auf die Szene im Stall. Da kniet Maria neben dem Futtertrog, in den sie das Kind gebettet hat. Gebeugt steht Josef daneben und blickt auf das Kind. Neben dem Futtertrog liegt der Ochse, auch er hat den Blick zum Kind gewendet. Es ist ein stilles, ein friedliches Bild, das sich dem Betrachter in der Kirche St. Nikolaus in Brüggen bietet. Dort wird alljährlich eine Krippe aufgebaut, deren Figuren aus Ahorn geschnitzt wurden. Sie stammen aus Oberammergau, Pfarrer Wilfried Rotthauwe schaffte sie in den 1970er-Jahren an.

Das erfährt der Leser einer Broschüre zum Krippenweg, die die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Brüggen-Niederkrüchten herausgegeben hat. In der Broschüre gibt es Beschreibungen der elf Krippen, die in Kirchen und Kapellen in Brüggen und Niederkrüchten zu sehen sind. Das Heft zeigt, wie unterschiedlich die Krippen überall sind. Mal präsentieren sich die Figuren schlicht aus Holz geschnitzt, mal wurden sie aufwendig aus Kunstharz gegossen und bemalt, mal wurden sie in prächtige Gewänder gehüllt. Die Broschüre verrät auch manches Detail, dass der Besucher einer Krippe sonst niemals erfahren würde - beispielsweise, dass der Holzwurm den selbst gezimmerten Stall der Krippe in St. Laurentius in Elmpt bedroht, so dass über kurz oder lang wohl ein neuer Stall angefertigt werden muss. Oder dass der Schnitzer der Krippe, die in der Kirche St. Bartholomäus in Niederkrüchten zu sehen ist, einem Hirten das Gesicht von Konrad Adenauer gab. Dass der Stall, der heute in der Kirche St. Peter in Born steht, einst auf dem Dachboden der Kirche St. Nikolaus in Brüggen entdeckt wurde. Und wie es findigen Männern gelang, einem Kamel der Krippe in der Dilborner Kapelle zur "Auferstehung" zu verhelfen.

Brüggen/Niederkrüchten: Unterwegs zu einem kleinen Kind
Foto: RP

Allein diese detaillierten Beschreibungen der Krippen in der GdG Brüggen-Niederkrüchten machen die Broschüre lesenswert. Noch reizvoller ist es aber, die beschriebenen Krippen auch zu besichtigen, die vielen Details liebevoller Handarbeit zu betrachten und dabei vielleicht die friedvolle Stimmung in der Krippe aufzunehmen. Dieser Gedanke trieb auch Edi Houben aus Brüggen um, die sich im Pastoralteam engagiert und die Idee für einen Krippenweg aus dem Nettetaler Krankenhaus mitbrachte, wo sie als Krankenschwester tätig ist. Auch in Nettetal gibt es einen Krippenweg, die Krippe der Krankenhauskapelle ist Teil davon. "Mit dem Krippenbesuch können wir uns etwas Gutes tun", ist Houben überzeugt. "Wie schön, nach dieser unruhigen Zeit, in der man hetzt, alles putzt, Geschenke kauft, spazieren zu gehen und die Krippe zu besuchen."

Engagierte Helfer aus den Pfarren in Born, Bracht, Brüggen, Elmpt, Niederkrüchten und Oberkrüchten halfen bei der Umsetzung des Krippenwegs, um Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich nicht nur die Krippe in der eigenen Pfarrkirche anzusehen, sondern auch die anderen Krippen in Kirchen und Kapellen der Nachbarorte. Zum Team gehörten Peter-Josef Beines, Johannes Dahmen, Regine Jung-Fahsl, Edi Houben, Gertrud Jansen, Beate Schmitz, Margarethe Gottwald, Sabrina Wieder, Dorothee Hommen, Sr. Margret und Katrin Hollmann. Überall wird bei der Betrachtung der Krippen deutlich, wie viel Liebe, aber auch wie viel Mühe die Krippenbauer und Helfer in den Pfarrgemeinden in den Aufbau der Krippen jährlich investieren.

Um viele Menschen auf den Weg zu bringen, wurden auch gemeinsame Öffnungszeiten vereinbart, so dass Besucher an ausgewählten Tagen von Kirche zu Kirche fahren und dort die Krippen sehen können. Zusätzlich erstellten die Helfer ein Rahmenprogramm für die Zeit zwischen Heiligabend, 24. Dezember, und dem Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Januar: Mal singt ein Chor, mal präsentieren Musiker Instrumentalstücke. An der einen Krippe gibt es ein Gedicht oder einen besinnlichen Text, an der nächsten ein Getränk.

Der Krippenweg soll viele Menschen - unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer Konfession - auf den Weg zur Krippe bringen. Er soll, so die Idee, die Gläubigen zueinander führen, die gemeinsam eine GdG bilden, vielleicht aber noch nie die Kirche im Nachbarort besucht haben. Durch den Krippenweg könnte der Borner beispielsweise auch die Krippen in Elmpt und Oberkrüchten besuchen. Oder der Niederkrüchtener sieht sich einmal die Krippen in Bracht und Dilborn an. Nicht zuletzt könnte der Krippenweg dabei helfen, Kirche anders zu erleben als beim sonntäglichen Gottesdienst. "Ich bin kein Mensch, der auf Traditionen verzichten will", sagt Edi Houben, "aber wir müssen Kirche in einem anderen Licht zeigen. Die Menschen kommen nur, wenn man sie ruft - und das ist ein Ansatz, wie das gelingen kann."

(RP)
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