Heimt erleben in Süchteln Unterwegs in schwindelnder Höhe

Viersen · Im Kletterwald Niederrhein in Süchteln entdecken Besucher den Wald von oben. Mutige lockt ein Parcours in bis zu 16 Metern Höhe

 Osterferienspaß: Die zehnjährige Maren erkundet den Kletterwald.

Osterferienspaß: Die zehnjährige Maren erkundet den Kletterwald.

Foto: Busch

Von Balken zu Balken geht es für Steve Jäck weiter voran. Der 30-Jährige ist Klettercoach im Kletterwald Niederrhein in Süchteln, und bei ihm sieht jeder Teil des Parcours aus wie ein lockerer Spaziergang. Jäck arbeitet seit Anfang 2015 im Kletterwald, längst hat er alle Hindernisse erkundet. 120 Hindernisse gibt es insgesamt, verteilt auf sieben Parcours in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen: Der Spaßparcours bietet Hindernisse für alle, die das Klettern ausprobieren möchten - und das in ein bis zwei Metern Höhe, so dass Eltern die Kinder gut im Blick haben. Der Risikoparcours hingegen führt hinauf in bis zu 16 Metern Höhe - und verlangt den Kletterern einiges ab.

 Klettercoach Steve Jäck und seine Kollegen überprüfen jeden Morgen alle Hindernisse. Sieben Strecken - von leicht bis schwierig - gibt es im Wald.

Klettercoach Steve Jäck und seine Kollegen überprüfen jeden Morgen alle Hindernisse. Sieben Strecken - von leicht bis schwierig - gibt es im Wald.

Foto: Busch

Seit zehn Jahren ist der Kletterwald ein beliebtes Ausflugsziel. 2006 eröffnet, gehörte er zu den ersten sechs Kletterwäldern Deutschlands. Seitdem wurde die Anlage stetig erweitert. Auf 27.500 Quadratmetern beweisen Kinder, Jugendliche und Erwachsene sportliches Geschick: Wer schwindelfrei ist, gut balancieren und sich konzentrieren kann, erlebt hier einen tollen Tag. Der Kletterwald ist beliebt, das zeigt auch die Zahl der Besucher, die längst nicht nur aus der näheren Umgebung kommen: In der vergangenen Saison, so berichtet Jäck, kamen rund 40.000 Gäste - unter ihnen waren auch Kletterer, die aus Bremen angereist waren, Schulklassen aus dem Ruhrgebiet und Familien mit Austauschschülern.

Neuerungen locken immer wieder auch Kletterer in den Wald, die schon einmal da waren. Im vergangenen Jahr wurde zudem ein neues Sicherungssystem eingeführt. Zuvor war jeder Kletterer durch zwei Karabinerhaken gesichert. Lösen durfte der Kletterer jeweils nur einen, er war also ein Stück weit für die eigene Sicherheit selbst zuständig. Hätte er versehentlich beide Karabinerhaken gelöst, hätte er fallen können. Mit dem neuen Sicherungssystem "Coudou Pro" ist das nun nicht mehr möglich. Jeder Besucher verfügt nur noch über einen Karabinerhaken - doch dieser ist komplett geschlossen, abgesehen von einer kleinen Öffnung an der Metallschnalle. Der Karabiner wird beim Start des Parcours unten auf ein Stahlseil geschoben. Ab hier kann sich der Besucher nicht mehr selbst lösen, denn das Stahlseil passt nicht durch die kleine Öffnung am Karabiner. So lange der Kletterer auf diesem Parcours unterwegs ist, ist er durch den Karabiner mit dem sichernden Stahlseil verbunden. Auch Handschuhe brauchen die Gäste nicht mehr: Früher brauchten Besucher Handschuhe, um selbst aktiv zu bremsen. Heute verfügen die Stahlseile über ein passives Bremssystem. Wer dennoch Handschuhe möchte, bringt welche mit. Mit dem neuen System erfüllt die Anlage gemäß DIN 15567 Kletterwald-Norm die höchste Sicherheitsstufe. Zudem klettern Jäck und seine Kollegen jeden Morgen über alle Parcours, um die Hindernisse auf ihre Sicherheit zu überprüfen.

Wer Angst hat, die Hindernisse in der Höhe vielleicht nicht bewältigen zu können, darf den Parcours auch vorzeitig beenden: Mitarbeiter des Kletterparks haben die Besucher immer im Blick - und stehen bereit, sie jederzeit aus schwindelnder Höhe zu retten. Jäck empfiehlt, es zu versuchen und durchzuhalten: "Die meisten Gäste werden allein durch den Parcours motiviert." Wer durchhält, kommt mit dem guten Gefühl an, es "geschafft" zu haben.

(RP)
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