Kreis Viersen Unternehmen blicken optimistisch in das Jahr 2018

Kreis Viersen · Die Stimmung in den Firmen ist besser als vor einem Jahr. Die IHK kritisiert geplante Steuererhöhungen in Viersen

Die Unternehmen im Kreis Viersen gehen zuversichtlich ins Jahr 2018. Die Geschäftslage ist gut, und die positiven Erwartungen weisen darauf hin, dass die konjunkturelle Lage solide bleibt. Dies zeigt eine Analyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein nach Auswertungen eigener Daten und amtlicher Statistiken von IT.NRW. "Es war konjunkturell ein gutes Jahr für die Wirtschaft am Mittleren Niederrhein und auch für die Unternehmen im Kreis Viersen", erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. "Wir erwarten im kommenden Jahr eine Fortsetzung der zurzeit guten Lage." Sorgen bereitet den Unternehmen allerdings vor allem der Fachkräftemangel, der immer mehr zu einem Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe wird.

Bei der jüngsten Konjunkturumfrage bezeichneten 47 Prozent der Unternehmen im Kreis Viersen ihre Geschäftslage als "gut", nur 14 Prozent als "schlecht". Zu Jahresbeginn 2017 war die Einschätzung der Betriebe noch etwas verhaltener: 29 Prozent nannten ihre Geschäftslage "gut", acht Prozent "schlecht". Auch die Industrie im Kreis machte im Jahr 2017 bessere Geschäfte als im Vorjahr. Das verarbeitende Gewerbe steigerte seine Umsätze von Januar bis Oktober um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings war dieser Zuwachs deutlich geringer als in Nordrhein-Westfalen (5,8 Prozent) und als in der Region Mittlerer Niederrhein (neun Prozent) im Durchschnitt.

Die positive konjunkturelle Lage ist auch am Arbeitsmarkt spürbar. Die Zahl der Arbeitslosen liegt um 6,9 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. "Wir denken, dass sich dieser positive Trend im Jahr 2018 fortsetzt", erklärt Steinmetz. So planten die Unternehmen im Kreis, auch im Jahr 2018 ihre Mitarbeiter-Zahl per Saldo zu erhöhen. 20 Prozent der Betriebe möchten weitere Mitarbeiter einstellen, acht Prozent befürchten dagegen eine Kürzung der Beschäftigtenzahl. "Die Frage ist, ob die Unternehmen mit Personalbedarf auch geeignete Mitarbeiter finden", sagt Steinmetz. Schließlich werd der Fachkräftemangel auch im Kreis Viersen zu einer immer stärkeren Konjunkturbremse. Mittlerweile schätzen 31 Prozent der Unternehmen den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern als wesentliches Risiko für die weitere konjunkturelle Entwicklung ein. Noch im Herbst 2014 hatte der entsprechende Wert bei 19 Prozent gelegen.

Für das Jahr 2018 rechnet der IHK-Hauptgeschäftsführer damit, dass die Unternehmen im Kreis Viersen von der positiven Konjunktur profitieren: "28 Prozent der Betriebe gehen von noch besseren Geschäften in den kommenden sechs Monaten aus, lediglich sechs Prozent befürchten eine Verschlechterung."

Die gute wirtschaftliche Lage 2017 hat auch dazu geführt, dass die Kommunen im Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein auf weitere Erhöhungen der Gewerbesteuer verzichtet haben. "Die konjunkturell bedingt höheren Steuereinnahmen verschaffen den Kämmerern Luft", erläutert Steinmetz. "Diese gute Phase sollten die Städte und Gemeinden nutzen, um ihre Kommunalfinanzen krisenfester zu machen." Es sei derzeit nicht einzuschätzen, ob die Konjunktur über das Jahr 2018 hinaus weiterhin auf einem derart hohen Niveau bleibt. Der IHK-Hauptgeschäftsführer warnt vor weiteren Steuererhöhungen: "Die Steuererhöhungswelle zwischen 2010 und 2016 hat gezeigt, dass in Zeiten knapper Kassen zuerst an der Steuerschraube gedreht wird - das hat der Standortqualität geschadet."

Doch Steuer-Erhöhungen bleiben für die Kommunen im Kreis Viersen ein Thema, etwa für die Stadt Viersen. Sie will 2018 den Haushaltsausgleich schaffen. Da die Kreisumlage f niedriger ausfällt als prognostiziert und die Stadt dadurch spart, kann sie zwar 2018 auf Steuer-Erhöhungen verzichten. Im Jahr 2019 kann sie dies aber voraussichtlich nicht mehr.

Der Viersener Stadtrat und die Verwaltung haben angekündigt, 2019 den Gewerbesteuerhebesatz von 450 auf 460 Punkte zu erhöhen. Auch der Grundsteuerhebesatz soll von 450 auf 495 Punkte angehoben werden. Diese Pläne kritisiert Jürgen Steinmetz jetzt erneut: "Viersen muss angesichts des Fortzugs beziehungsweise teilweisen Fortzugs bedeutender Betriebe für ansiedlungsinteressierte Unternehmen attraktiver werden. Das wird mit steigenden Steuersätzen nicht gelingen." So hat sich etwa der Online Badhändler Reuter gegen eine Erweiterung in Viersen entschieden; Er zieht stattdessen nach Bedburg m den Rhein-Erft-Kreis um. Auch der Süßwarenhersteller Mars Incorporated wird den Deutschlandsitz seiner Firma Mars Chocolate nach Bayern verlegen; die Produktion in Viersen wird davon nicht berührt.

(busch-)
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