Viersen Unter dem Tannenbaum lag tatsächlich die teure Puppe

Viersen · Ingrid Hermkens (70) aus Viersen erinnert sich an ihr schönstes Weihnachtsfest in der Nachkriegszeit. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als eine Puppe, die sie in einem Schaufenster entdeckt hatte. "Es war im Jahr 1949. Ich war vier Jahre alt. Der Krieg war noch nicht so lange vorbei, und wir waren alle mit dem, was man hatte, zufrieden. Es kam die Adventszeit. Da ging mein Vater immer mit mir durch Dülken. Ich fand es toll, wenn die Schaufenster so ein bisschen weihnachtlich geschmückt waren. In Dülken gab es ein Haushaltsgeschäft mit dem Namen ,Ueberwolf'. Die hatten in der Adventszeit das rechte Fenster mit Spielzeug bestückt. Dort stand auch eine Schildkröt-Puppe, etwa 70 Zentimeter groß. Die schloss ich sofort in mein Herz. Doch mir wurde klar gemacht, dass wir uns diese Puppe nicht leisten konnten, da man ja dem Christkind Geld dafür geben musste. Ich konnte es verstehen, war aber innerlich sehr traurig.

 Ingrid Hermkens als glückliche Puppenmutter.

Ingrid Hermkens als glückliche Puppenmutter.

Foto: Busch

Ein Tag vor Weihnachten war die Puppe aus dem Schaufenster verschwunden. Ich hätte heulen können bei der Vorstellung, dass nun ein anderes Mädchen diese Puppe vom Christkind bekommen sollte. Dann am Heiligabend: Ich ging mit meiner Mutter in die Kirche. Als wir zurückkamen, kam auch mein Vater zur gleichen Zeit mit dem Motorrad zurück. Als wir Drei ins Wohnzimmer gingen, brannten die Kerzen am Baum. Es roch nach Weihnachten. Ich konnte es nicht glauben: Unter dem Weihnachtsbaum stand doch tatsächlich meine Puppe aus dem Schaufenster. Ich war so glücklich." Die Puppe hat sie heute noch: "Sie erinnert mich so oft an mein schönstes Weihnachtsfest."

(RP)
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