Viersen Umweltschützer kritisieren Baumfibel

Viersen · Die Verwaltung stellte gestern die neue Broschüre vor. "Überflüssig und teuer", bemängeln Vertreter des BUND

 Bürgermeisterin Sabine Technische Beigeordnete Beatrice Kamper sowie Vera Seibel, Rainer Kammann und Wolfgang Halberkann von den städtischen Betrieben (von rechts) präsentierten gestern die neue Baumfibel. Foto: Stadt Viersen

Bürgermeisterin Sabine Technische Beigeordnete Beatrice Kamper sowie Vera Seibel, Rainer Kammann und Wolfgang Halberkann von den städtischen Betrieben (von rechts) präsentierten gestern die neue Baumfibel. Foto: Stadt Viersen

Foto: Anemüller,

Die Stadt Viersen will die rund 27.000 Stadtbäume und die 450 Hektar Waldfläche ebenso schützen und erhalten wie die Bäume auf privaten Grundstücken. Dazu hat sie - so der Auftrag der Politik - eine neue Baumfibel herausgegeben. Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) stellte diese gestern vor. Harsche Kritik äußerte der BUND: "Diese ,Baum-Fibel' ist nichts anderes als ein Stück bunt bedrucktes Papier, vom Steuerzahler finanziert, ohne jegliche Auswirkung, Rechtsverbindlichkeit und Konsequenz für die Stadtverwaltung, für Bürger oder für das Grünflächen- und Forstamt", sagt Almut Grützmann-Meister.

Die Stadtverwaltung zeigte sich bei der Präsentation dagegen zufrieden: "Die Baumfibel soll aktuellen und künftigen Baum-Eigentümern mit fachlichen Informationen helfen, ihre Bäume für uns alle zu erhalten", erklärte Anemüller. Zudem zeige die Fibel das Leitbild der öffentlichen Hand in Viersen. Für die Stadt sei der Leitfaden eine Selbstverpflichtung, für die Bürger sei er ein Appell, freiwillig danach zu handeln.

Was die kleine, quadratische Broschüre kostet, konnte Stadtsprecher Frank Schliffke gestern nicht benennen: "Das ist noch nicht abgerechnet." Fest steht, dass die neue Baumfibel mit einer Auflage von tausend Stück gedruckt wurde, öffentlich ausliegt und auch über die städtische Homepage unter www.viersen.de abgerufen werden kann. Nachdrucke seien vorgesehen.

Die Baumfibel ist der gedruckte Abschluss einer langen Diskussion über die Baumsatzung, die in Viersen vor 16 Jahren abgeschafft wurde. Nach Einschätzung von Frank Schliffke sei eine solche Satzung lediglich eine "Verwaltungsbeschaffungsmaßnahme". Wolfgang Halberkann, Leiter der Abteilung Stadtbäume und Forsten bei den Städtischen Betrieben, erklärt zudem: "Beim Schutz unserer Bäume wollen wir nicht mit Vorschriften und Verordnungen abschrecken, sondern setzen auf Freiwilligkeit." Das sahen auch die Mitglieder des Fachausschusses so, die die Broschüre im Mai verabschiedeten. Auch die Viersener Bündnisgrünen zogen daraufhin ihren Antrag für eine neue Baumsatzung zurück - ihnen fehlte die Mehrheit, um mit dem Antrag erfolgreich zu sein. Deshalb gaben sie auf.

Die Viersener BUND-Vertreterin kritisiert die Abschaffung der Baumsatzung - dies habe den Tod vieler Bäume in Viersen bedeutet: "In den darauffolgenden Jahren stiegen die Zahlen nachweislich von städtischen und privaten Fällungen von gesunden Bäumen." Zudem seien die zuvor üblichen städtischen "Baumbereisungen" mit Mitgliedern des Rates und mit den Umweltverbänden zur Inaugenscheinnahme von geplanten Fällungen kurz darauf wegen mangelnden Interesses der Ratspolitiker eingestellt worden, so Grützmann-Meister.

Auch die Stadtverwaltung selbst gehe mit ihrem noch gesunden Baumbestand nicht pfleglich um, lautet die Einschätzung von Grützmann-Meister. Im Gegenteil: Weil es gegenüber dem Rat und den Bürgern keinerlei Verpflichtung und Verantwortung gibt, säge die Verwaltung nach eigenem Ermessen und ohne Kontrolle ab, was ihr und ihren Planungen im Weg ist. Beispiele seien der Umgehungsring und der Bahnhof.

Die Verwaltung vereist auf den hohen Stellenwert des Grüns: "Schutz und Pflege der Bäume sind Bürgern, Politik und Verwaltung wichtig" erklärt Frank Schliffke. Die Informationen der Baumfibel hätten das Ziel, die Bäume der Stadt zu erhalten und auch zu schützen.

(RP)
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