Viersen Überfälle auf Frauen nun vor Gericht

Viersen · In einem Fall soll eine junge Nettetalerin Mittäterin gewesen sein. Das Landgericht in Roermond plant nun das Hauptsacheverfahren für September/Oktober. Die Staatsanwaltschaft bereitet die Anklage in den nächsten Wochen vor.

 Im Landgericht in Roermond wird demnächst der Prozess gegen einen 38-jährigen Mann und seine deutlich jüngere Freundin aus Nettetal eröffnet.

Im Landgericht in Roermond wird demnächst der Prozess gegen einen 38-jährigen Mann und seine deutlich jüngere Freundin aus Nettetal eröffnet.

Foto: Peters

Eine Serie von Überfällen auf Frauen, stets verbunden mit dem Versuch sie zu entführen und zu vergewaltigen, beunruhigt seit mehreren Jahren den Norden von der niederländischen Provinz Limburg. Nach einem solchen Überfall im November 2014 nahm die Polizei einen 38-jährigen Mann und eine junge Frau aus Nettetal als tatverdächtig fest. Beide befinden sich in Untersuchungshaft.

Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen beide in einer ganzen Reihe von ähnlich gelagerten Fällen. Möglicherweise hat der 38-Jährige auch außerhalb Limburgs Frauen überfallen. Zweimal bereits gab es ausführliche Beiträge in der landesweiten Sendung "Opsporing Verzocht", dem niederländischen Ableger von "Aktenzeichen XY". Die Polizei hoffte, auf diese Weise zusätzliche Opfer, vor allen Dingen aber auch Zeugen zu finden.

Das Hauptsacheverfahren soll jetzt im September/Oktober in Gang kommen. Bisher hat es mehrere formale Verhandlungsrunden am Gericht in Roermond gegeben. Der 38-Jährige Tatverdächtige weigert sich bisher auszusagen. Gestern wies er auch die Mitarbeit einem psychologischen Gutachten zurück. "Ich sehe nicht, dass ich mich als krank festlegen lasse. Ich werde auf keinen Fall mitwirken", sagte er.

Sein Strafverteidiger, der Venloer Anwalt A.C.J. Lina, findet es "bedauerlich, dass er nicht mitwirken will", zwingen könne man ihn aber nicht. Dennoch wird er nun in eine spezielle Klinik überwiesen, wo der Versuch eines Gutachtens unternommen wird. Vergeblich mahnte der Richter den Tatverdächtigen, dies sei doch auch eine Chance.

Der Mann wird sich in einigen Wochen dann mit seiner Freundin aus Nettetal dem Hauptsacheverfahren stellen müssen. Die Staatsanwaltschaft hat vier Wochen Zeit, ihre Ermittlungen abzuschließen und die Anklage zu formulieren. Drei Fälle werden dem Mann in jedem Fall angelastet, es ist möglich, dass er sich für bis zu sieben Überfälle auf Frauen verantworten muss.

Der erste Fall trug sich im September 2012 in Hout-Blerick bei Venlo zu. Damals wurde eine 19-jährige Schülerin Opfer einer versuchten Vergewaltigung. Der maskierte Täter zerrte sie vom Fahrrad und in ein Gebüsch, wo er versuchte, sie zu betäuben. Doch gelang der jungen Frau die Flucht. Im August 2013 zerrte ein ebenfalls maskierter Täter erneut eine diesmal 22 Jahre alte Frau vom Rad und zog sie in ein Auto. Ihr gelang die Flucht aus dem Fahrzeug an einem Bahnübergang. In Malden bei Nijmegen folgte im September 2014 der Überfall auf eine 17-Jährige, die aber so laut schrie, dass der Täter flüchtete.

Beim Überfall auf eine ebenfalls 17-Jährige bei Sevenum im September 2014 soll der Tatverdächtige in Begleitung der jungen Nettetalerin gewesen sein. Der Maskierte zwang die junge Frau mit einer Schusswaffe in einer Hand, in den Kofferraum eines Renault Scenic zu steigen. Im Auto soll die Nettetalerin gesessen haben. Gegen sie ermittelt die Staatsanwaltschaft als Mittäterin. Die 17-Jährige entkam dennoch und blieb unverletzt.

Im Zuge der Ermittlungen wurden das jetzt vor Gericht stehende Pärchen festgenommen. Der Mann ist Italiener von Abstammung, wurde aber in Deutschland geboren und wohnte zur Tatzeit in Kessel. Gemeldet war er in Sittard. Bei weiteren Ermittlungen stieß die Polizei auf Vergewaltigungen von Frauen, darunter zwei Straßenprostituierte in der Umgebung von Venlo. Die Ermittler halten weitere Straftaten dieser Art für möglich.

(RP)
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