Niederkrüchten Treibjagd durch Elmpt

Niederkrüchten · Sieben von der Weide ausgebrochene Jungbullen trabten am Dienstagnachmittag über Felder entlang der A 52. Die musste mehrfach komplett gesperrt werden. Am Ende wurden sechs Tiere erschossen, eines lebend gefangen.

Rinder flüchten über die Autobahn
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Rinder flüchten über die Autobahn

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Aufregung auf einem Hof in Elmpt: Sieben junge Bullen haben gegen 15 Uhr einen Weidezaun eingerissen und lassen sich nicht zurücktreiben. Die kleine Herde galoppiert auf die Autobahn zu. Der Landwirt ruft Polizei, Ordnungsamt und Feuerwehr zur Hilfe.

Dann rennt das erste Tier die Böschung hinunter. Die Polizei sperrt die A 52, die Herde rast in Richtung Grenze. Ein Rind nimmt die Ausfahrt Elmpt, springt über die Leitplanke in Richtung der Siedlung Op dem Felde. Die anderen laufen panisch in die Gegenrichtung.

Feuerwehr und Hubschrauber

Die Elmpter Feuerwehr hat 22 Mann im Einsatz. Einige bleiben bei dem einzelnen Tier. Das rennt durch ein Gerstenfeld in die Siedlung. Ein Atrium-Garten ist Sackgasse. Helfer bewachen den einzigen Ausgang. Ein Tierarzt kommt mit einem "Immobilisierungsgewehr" — einem Luftgewehr mit Betäubungspfeilen.

Der Bullen-Halter wird von seiner gesamten Familie unterstützt, viele Kollegen helfen. Alle fürchten den unschönen Show-Down, zu dem es Stunden später kommen wird. Vier Betäubungspfeile hat ein Nachbar gezählt — dann habe man sich an das Rind im Garten herangetraut und es verladen können. In Boscherhausen stehen derweil fünf Rinder unmittelbar neben dem Wildzaun der Autobahn.

Der würde orientierungslos galoppierenden Bullen aber nicht standhalten. Das sechste Tier bleibt verschollen, ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera kann es im dichten Gestrüpp zwischen Bäumen nicht ausmachen. Landwirte bauen einen Zaun. Der Tierarzt verschießt seine letzten Betäubungsmittel — vergeblich.

Gegen halb neun wollen die Bauern einen letzten Versuch wagen, die Tiere vor dem Erschießen zu retten. Ein Rind auf der Autobahn, das in einen Wagen läuft, würde den fast sicheren Tod des Fahrers bedeuten. Dieses Risiko kann Ordnungsamtsleiter Thomas Lankes nicht eingehen.

Die Tiere lassen sich in Richtung des Viehtransporters scheuchen, da dreht im letzten Moment der Leitbulle ab, die anderen hinterher. Am Ortsende Boscherhausen kommen die wartenden Jäger zum Einsatz. Schüsse. Fünf Rinder rasen los.

Eine Pferdehalterin mag das nicht mit ansehen. "Die Tiere leiden, hört endlich auf", schreit sie. Sie fällt einem Jäger in den Arm, greift einen Polizisten tätlich an, ihr Partner beschimpft die Beamten unflätig. Gegen beide wird Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung erstattet. Schließlich tritt das gesuchte siebte Rind aus dem Wäldchen zwischen Boscherhausen und Elmpt hervor und wird auch erlegt.

(RP)
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