Viersen Traditionsgeschäfte trotzen Leerstand

Viersen · Immer mehr Ladenlokale auf der Lange Straße in Dülkens Altstadt sind verwaist. Doch einige Händler halten sich bereits seit vielen Jahren und wollen nicht weg. Sie glauben an Dülken — und an ihre Kunden.

 ...und ein Schuhgeschäft, in dem Sonja Büchen arbeitet.

...und ein Schuhgeschäft, in dem Sonja Büchen arbeitet.

Foto: Kabus

Die Lange Straße - eine Einkaufsstraße mitten in der Dülkener Altstadt. Viele Ladenlokale stehen leer oder haben "Zu verkaufen"-Schilder in die Schaufenster gehängt. Doch einige Geschäfte halten sich teilweise seit Jahrzehnten. So wie der "Modetreff Dülken". Hannelore Minkner führt ihren Laden bereits seit 30 Jahren. Dort gibt es aktuelle Damenmode von Größe 38 bis 54. "Der Laden läuft", sagt sie, "ich klopfe immer noch auf Holz". Auch eine Kundin, die gerade Schmuck probiert, stimmt zu: "Wir freuen uns über den Laden." An der Aktion "Dölkener Marken" habe sie erfolgreich teilgenommen, erzählt die Geschäftsführerin: "Ein bisschen Rücklauf hat man immer." Zur Vorweihnachtszeit können Kunden mit diesen Marken in mehr als 50 Geschäften der Dülkener Altstadt von Angeboten und Aktionen profitieren. Ob es gut sei, wenn die Lange Straße für Autos geöffnet werden soll, weiß Minkner nicht genau. "Mit Schritttempo wäre das sicher nicht verkehrt", findet sie.

 Margret Plettscher hat zwei Geschäfte an der Lange Straße: einen Teeladen...

Margret Plettscher hat zwei Geschäfte an der Lange Straße: einen Teeladen...

Foto: Maya Kabus

Margret Plettscher hat zwei Läden an der Lange Straße. Seit 2003 führt sie das "Dülkener Tee-Häuschen", in dem sie neben vielen Teesorten auch Trüffelpralinen anbietet. Sie ist hier geboren und wohnt direkt über dem Ladenlokal. "Es macht mir Spaß", sagt sie, und dank ihrer Stammkunden komme sie auch gut zurecht. Die Straße werde vielleicht in ein paar Jahren komplett leerstehen, befürchtet sie, wenn die Stadt sich nicht drum kümmere.

 Günter Doetsch führt einen Buchladen an der Moselstraße

Günter Doetsch führt einen Buchladen an der Moselstraße

Foto: Maya Kabus

Ob es gut sei, die Innenstadt für Autos freizugeben, da ist Plettscher nicht sicher: "Teils teils, aber im Endeffekt schon. Schließlich war die Straße ursprünglich nicht als Fußgängerzone gedacht", erzählt die 66-Jährige. So sei eigentlich ein verkehrsberuhigter Bereich geplant gewesen, so dass auch bei der Pflasterung der Lange Straße schon Parkbuchten mit eingelassen worden sind. Man müsse auch die Viersener dazu bringen, in die Dülkener Altstadt zu kommen, meint die Ladeninhaberin. Auch das Schuhgeschäft nebenan gehört Margret Plettscher. Dort seien schon seit mehr als 100 Jahren immer Schuhe verkauft worden, erzählt Mitarbeiterin Sonja Büchen. Sie würde sich freuen, wenn die Geschäfte bleiben: "Viele mögen kleinere Läden anstatt der großen Einkaufszentren, das ist weniger stressig", sagt Büchen. Das gelte auch nicht nur für die ältere Generation. Die Straße für Autos freizugeben weckt Bedenken, dass sich die Einkaufstraße zu einer Raserstrecke entwickeln könne, sagt die Verkäuferin, auch wenn die Straße ursprünglich für den Verkehr vorgesehen war. Momentan wird diese nur von Lastwagen zum Be- und Entladen befahren.

 Hannelore Minkner verkauft an der Lange Straße Damenmode.

Hannelore Minkner verkauft an der Lange Straße Damenmode.

Foto: Maya Kabus

An der Moselstraße, einer kleinen Seitenstraße der Lange Straße, befindet sich das "Dülkener Büchereck". Seit über 150 Jahren ist in dem denkmalgeschützten Gebäude bereits eine Buchhandlung, erklärt Inhaber Günter Doetsch - seit 1979 in Hand seiner Familie. Eigentlich sei die Lage sehr gut, da die Straße befahrbar ist und auch genügend Parkplätze für Kunden vorhanden sind. In der Nebenstraße stehen kaum Ladenlokale frei. "Die Synergien hier sind sehr gut für uns", sagt der Inhaber. So ist gegenüber die Familienbibliothek und ein Kinderarzt. Zusammen mit der Apotheke nebenan bietet Doetsch einen Lieferservice an. So können Patienten zu ihren Medikamenten auch Bücher geliefert bekommen. Doetsch glaubt, es sei gut, auch die Lange Straße für Autos freizugeben. "Sonst gibt es momentan kaum Möglichkeiten die Innenstadt zu aktivieren", sagt er. Auch der Rückbau zu mehr Wohnungen sei eine Option.

(RP)
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