Schwalmtal Studenten erhalten den Friedenspreis

Schwalmtal · Drei junge Männer kümmern sich darum, dass die Flüchtlinge in Marokkos Wüste wenigstens Wasser und Brot haben.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Foto: Tinter, privat (6), Dackweile, Kaiser, evers, Miserius, Blazy (2), Strücken, Malz, Knappe

Drei junge Leute haben am Dienstag den Aachener Friedenspreis 2015 erhalten. Es sind Rakotonirina Mandimbihery Anjaralova aus Madagaskar, Lumbela Azarias Zacarias aus Mozambik und Balorbey Théophilius Oklu aus Ghana. Am Samstag besuchten die Preisträger das Sommerfest des Asylkreises in Schwalmtal. Die drei Studenten engagieren sich über die Kirche in Marokko in der Flüchtlingsarbeit. Sie kümmern sich darum, dass die Menschen auf der Flucht in Marokkos Wüste wenigstens Wasser und Brot bekommen.

"Die Flüchtlinge kommen aus unseren Ländern. Ich kann es nicht ertragen, dass sie nicht mal Wasser haben", sagt Lumbela Azarias Zacarias. Oft sind die drei stundenlang unterwegs, um die aus der Subsahara geflohenen und in Oujda in Marokko gestrandeten Flüchtlinge mit dem allernötigsten zu versorgen.

Die Menschen seien völlig entkräftet, traumatisiert, die Frauen oft vergewaltigt. "Es sind grausame Erlebnisse. Die weitaus meisten Menschen sind physisch und psychisch am Ende", berichtete Rakotonirina Mandimbihery Anjaralova. Den Menschen, die auf der Flucht aufgegriffen werden, werde alles genommen. Handys, Papiere, zum Teil die Kleidung und immer die Schuhe.

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Foto: dpa, mb soe

Frauen, die morgens ein Kind gebären, können sich schon 24 Stunden später teilweise nackt in der Wüste wiederfinden. "Die marokkanischen Sicherheitskräfte hoffen, dass sie sich entweder verirren oder sich in der steinigen Wüste die Füße so verletzen, dass sie nicht weitergehen können. Beides bedeutet den sicheren Tod", erklärt Hans-Joachim Schwabe. Der Schwalmtaler schlug die drei Studenten über den Kirchenkreis Jülich für den Aachener Friedenspreis vor. "Sie riskieren selbst alles. Flüchtlingshilfe ist Privatleuten in Marokko verboten, über die Kirche wird sie bestenfalls toleriert", erklärt Schwabe. Schwabe knüpfte den Kontakt nach Marokko vor vielen Jahren über den Pfarrer der Schwalmtaler Partnerstadt Ganges in Frankreich.

Die Auszeichnung solle Mut machen, trotz aller Widerstände nicht aufzuhören und weiter zu helfen. "It's time to make new friends now", sagt Dr. Thomas Nieberding vom Asylkreis in seiner Begrüßungsansprache. Es sei politisch nicht korrekt, von der dritten Welt zu sprechen, erinnerte er an Diskussionen von vor einigen Jahren. Es gebe nur diese eine Welt. Und die rückt näher zusammen. Immer mehr Menschen fliehen aus ihrer Heimat und suchen anderenorts Sicherheit.

In Waldniel leben derzeit etwa 180 Flüchtlinge. Bürgermeister Michael Pesch geht davon aus, dass es annähernd 400 werden könnten. "Wir stoßen an unsere Grenzen. Das ist eine enorme Belastung für unsere Mitarbeiter. Vor den ehrenamtlichen Helfern kann ich nur den Hut ziehen. Selbstverständlich ist das nicht", sagt Pesch.

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Foto: dapd, dapd
 Beim Sommerfest des Asylkreises an der Flüchtlingsunterkunft in Waldniel waren drei Studenten zu Gast, die sich für Flüchtlinge in Marokko einsetzen. Dafür wurden Rakotonirina Mandimbihery Anjaralova aus Madagaskar, Lumbela Azarias Zacarias aus Mozambik und Balorbey Théophilius Oklu aus Ghana, hier mit Hans-Joachim Schwabe und Dr. Thomas Nieberding, nun am Dienstag mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

Beim Sommerfest des Asylkreises an der Flüchtlingsunterkunft in Waldniel waren drei Studenten zu Gast, die sich für Flüchtlinge in Marokko einsetzen. Dafür wurden Rakotonirina Mandimbihery Anjaralova aus Madagaskar, Lumbela Azarias Zacarias aus Mozambik und Balorbey Théophilius Oklu aus Ghana, hier mit Hans-Joachim Schwabe und Dr. Thomas Nieberding, nun am Dienstag mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Wir geben nur ein Stückchen zurück", entgegnet Ruth Goedeking. Sie engagiert sich seit 1991 im Asylkreis der evangelischen Kirche für die Flüchtlingsarbeit. Mittlerweile helfen 30 Männer und Frauen mit, geben Deutschunterricht, kümmern sich um Behördengänge oder Kleidung - und manchmal ist es auch nur das Gespräch, das das Gefühl verleiht, angenommen und willkommen zu sein. Nieberding sagt: "Es ist eine große Integrationsleistung. Hier treffen Menschen aufeinander, keine Institutionen."

(wiwo)
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