Lokalsport Speerwurflegende aus Hinsbeck wird 80 Jahre

Leichtathletik · Die Hinsbeckerin Anneliese Gerhards hat an drei Olympischen Spielen teil: 1960 in Rom, 1964 in Tokio und noch einmal 1972 mit 37 Jahren in München. Am morgigen Samstag feiert sie ihren runden Geburtstag.

 Anneliese Gerhards wurde in ihrer Karriere sieben Mal Deutsche Meisterin im Speerwurf und nahm an drei Olympischen Spielen teil.

Anneliese Gerhards wurde in ihrer Karriere sieben Mal Deutsche Meisterin im Speerwurf und nahm an drei Olympischen Spielen teil.

Foto: W. Strucken

"Anneliese Gerhards? Das ist doch die Speerwerferin aus Lobberich." - ohne Frage, Anneliese Gerhards hat ein Stückchen Sportgeschichte mitgeschrieben. Und auch heute noch erinnert man sich in dem Örtchen Hinsbeck, wo sie lebt und morgen ihren 80. Geburtstag feiert, an die Leichtathletin, auch wenn ihre aktive Karriere schon eine Weile zurück liegt.

Anneliese Gerhards hält einen Rekord, der wohl nicht mehr von einem heimischen Leichtathleten zu überbieten ist, zumal die technischen Disziplinen in der heimischen Leichtathletik bei den Erwachsenen weitestgehend in Vergessenheit geraten: Sie nahm an drei Olympischen Spielen teil, 1960 in Rom, 1964 in Tokio und noch einmal 1972 mit 37 Jahren in München. Ihr beste Weite beträgt 58,34 Meter, geworfen beim berühmten Abendsportfest im Züricher Letzigrund-Stadion. Ihr Ehemann Heinz-Willi Gerhards (verstarb 1968) nahm Kontakt zu TuS 04 Leverkusen und zu seinem Erfolgstrainer Gerd Osenberg auf und meldete sie noch kurz vor seinem Tode dort an. Das war mit 36 Jahren der Neustart ihrer Weiterentwicklung als Speerwerferin. "Ich habe mich dann wieder gefangen", sagte sie.

Mit Leverkusen ist sie viele Male Deutscher Mannschaftsmeister geworden. Das war damals schon eine Sensation, als sie 1971 Deutsche Meisterin wurde, zum siebten Mal seit 1961. Ihre Verdienste um den Sport wurden mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und mit der Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen gewürdigt.

Die Werferin des TV Lobberich hatte ihre leichtathletische Karriere beim damaligen Lobbericher SC begonnen. Zu ihrer aktiven Zeit war sie sogar auf einem Sammelbildchen abgebildet. Da hieß es über sie: "Seit zwei Jahren macht die junge Sportlerin von sich reden. Sie versteht sich auf einen ausgefeilten und kräftigen Abwurf beim Speerwerfen." Sportlich hält sie sich heute mit Gartenarbeit fit. "Ich muss jetzt schon mal häufiger eine Pause machen. Und je älter ich werde, umso mehr genieße ich dabei die Natur", sagt sie: "Oder ich schwinge mich auf das Fahrrad und fahre zu meiner Tochter Marina in Leuth."

Ihre Jüngste holte die Deutsche Jugendmeisterschaft im Speerwurf mit 38 Metern. Ihre ältere Tochter Angelika übersprang als Hochsprung-Fünfte bei den Jugend-DM 1,73 Meter. In ihr Leben traten vier Enkel und ihr Lebensgefährte Joska. Bis zum vergangenen Jahr spielte Anneliese Gerhards noch Tennis im Mixed. Wegen Probleme im Knie machte sie Schluss. Sie hatte auch immer Schmerzen in der rechten Schulter: "Die schwingenden Bewegungen mit dem Schläger beim Tennis taten mir gut."

Fast 40 Jahre unterrichtete sie Sport an der Hauptschule in Lobberich und gab 15 Jahre Leichtathletik-Training beim TV Lobberich, als dann ihr Arzt riet: "Sie müssen etwas kürzer treten." Sie trifft sich immer noch mit einer kleinen Clique ehemaliger Erfolgsathletinnen (dazu gehören Jutta Heine, Ingrid Mickler-Becker, Helga Bühler-Hoffmann, um nur einige zu nennen) aus vergangenen Tagen: "Bei unseren Gesprächen spielt Olympia dann ebenfalls eine große Rolle."

(off)
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