Till Kohnen "Sind überrascht, dass es schon so gut klappt"

Viersen · Der Torwart des Fußball-Landesligisten Union Nettetal vertritt den derzeit verletzten Kapitän Michael Killich. In dieser Funktion äußert er sich zu Fragen rund um den Trainerwechsel.

Nettetal Mit vier Pflichtspielsiegen in Folge hat sich der SC Union Nettetal unter seinem neuen Trainer Andreas Schwan aus der Abwärtsspirale befreit, in die er noch unter Trainer Chiquinho seit dem Saisonstart geraten war. Vorläufiger Höhepunkt war am Sonntag der erste Heimsieg der laufenden Saison in der Fußball-Landesliga mit 3:1 gegen den 1. FC Mönchengladbach. Die RP sprach mit Torwart und Kapitän Till Kohnen darüber, wie die Mannschaft die Entwicklung seit der Entlassung Chiquinhos sieht, aber auch darüber, wieso es überhaupt so weit kommen musste.

Herr Kohnen, müssen Sie sich manchmal kneifen, wenn Sie über die Entwicklung nach dem Trainerwechsel nachdenken?

Kohnen Es ist einfach überall so, dass ein Trainerwechsel etwas frei setzt, was vorher verborgen war. Und wenn sich dann Erfolge einstellen, kommt der Spaß zurück und auch das Selbstvertrauen. Und der neue Trainer hat ein gutes Händchen bewiesen. Alles, was er bislang angepackt hat, hat auch funktioniert.

Nach der Heimniederlage gegen den Düsseldorfer SC war die Stimmung am Tiefpunkt. Hat die Mannschaft da geahnt, dass der Verein in Sachen Trainer reagieren würde?

Kohnen Nach den vielen Gesprächen, die davor im Verein gelaufen sind, konnte sich jeder ausmalen, dass etwas passieren würde. Das war es keine Überraschung mehr. Wir als Spieler waren auch unzufrieden mit unseren Leistungen. Wir haben es einfach nicht hinbekommen, den Bock zusammen umzustoßen.

Warum hat es denn aus Ihrer Sicht nicht mehr geklappt mit dem Trainer, der das Team zuvor auf Platz vier geführt hatte?

Kohnen Das hat sich überhaupt nicht abgezeichnet, die Vorbereitung lief wirklich gut. Dann haben wir uns offenbar mit den Erwartungen an uns schwergetan. Aus spielerischer Sicht haben wir in den beiden Jahren zuvor unter Chiquinho eher abwartend und auf Konter gespielt. In der neuen Saison haben wir uns dann sehr schwer gegen tief stehende Gegner getan. Wir haben uns einfach viel zu wenig Chancen herausgespielt. Es wurden keine Lösungen gefunden und dann konnten wir den Schalter nicht mehr umlegen. Dass im Umfeld gesagt wurde, die neue Landesligagruppe sei schwächer als die in der vergangenen Saison, hat sich bisher sicher nicht bestätigt, was uns als Mannschaft auch nicht überrascht hat. Wir haben es nicht geschafft, die engen Spiele für uns zu entscheiden, was wir in der letzten Saison oft geschafft haben.

Ist bei den vielen Misserfolgen irgendwann die Stimmung im Team gegen Chiquinho gekippt?

Kohnen Das kann ich absolut ausschließen. Da war keiner dabei, der einen Schritt weniger gemacht hat. Das passt einfach nicht zum Charakter der Mannschaft. Schon gar nicht vor dem Hintergrund, dass uns in der Vergangenheit vorgeworfen wurde, wir seien eher zu lieb. Wir hatten eine gute Zeit mit Chiquinho, haben es aber einfach nicht zusammen geschafft, die Wende hinzubekommen.

Was haben Sie gedacht, als der Verein einen so jungen, unerfahrenen Nachfolger präsentiert hat?

Kohnen Ich war Andi zwar schon im Jugendtraining von Nettetal begegnet, aber als er dann als neuer Trainer da stand, war ich schon überrascht. Er hat dann aber kurze, knackige Worte gefunden und ist direkt auf dem Trainingsplatz in die Vollen gegangen. Er ist immer sehr gut vorbereitet und sehr engagiert. Aber letztlich spielt das Alter ohnehin keine Rolle. Ein Verein muss den Trainer holen, mit dem er glaubt, Erfolg zu haben.

Andreas Schwan lässt offensiver spielen und hat ein zweites System eingeführt. Wieso kommt die Mannschaft schon so schnell damit klar?

Kohnen Wir sind alle überrascht, dass das schon so gut klappt. Andi hat offenbar gut rübergebracht, was er von uns erwartet und wir haben es sehr schnell aufgenommen. Dennoch klappt natürlich noch nicht alles perfekt. Doch die jüngsten Erfolge geben uns den Rückenwind, um das Ganze noch weiter zu verfeinern.

Und warum spielt die Union plötzlich wieder erfolgreich, unbeschwert und voller Selbstvertrauen?

Kohnen So ein Trainerwechsel ist ja auch kein Kompliment an die Mannschaft, da holt dann jeder einzelne Spieler vielleicht noch mal ein paar Prozent mehr raus. Außerdem sind dann unter dem neuen Trainer alle Niederlagen erst mal weg, alles wird auf null gestellt. In den letzten Spielen hat dann aber auch alles perfekt geklappt und wir haben die Tore immer zum richtigen Zeitpunkt gemacht.

Und was geht unter diesen Voraussetzungen in dieser Saison noch?

Kohnen Wir tun gut daran, erst mal bis zur Winterpause fleißig Punkte zu sammeln. Und dann schauen wir mal, wo wir stehen. Mit dem Start verbietet es sich eigentlich, daran zu denken, noch ganz oben mitzuspielen.

(RP)
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