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Lokalsport Kunstrasen als Versprechen für die Zukunft

Grenzland · Kunstrasenplätze liegen auch im Grenzland voll im Trend. Die Fußballvereine erhoffen sich durch sie mehr Nachwuchsspieler.

Lokalsport: Kunstrasen als Versprechen für die Zukunft
Foto: Busch Franz-Heinrich jun.

Die Mannschaften betreten den Platz. Der Rasen präsentiert sich saftig grün. Der Wind treibt den Geruch von frisch gemähtem Rasen in die Nase. Fußball und Naturrasen - das war für viele Jahrzehnte die Idealvorstellung für Spieler und Zuschauer. Doch dieses Bild ändert sich gerade im Amateurfußball, immer mehr Kunstrasenplätze werden gebaut. Sie sind so etwas wie ein Statussymbol, wichtig im Kampf um Mitglieder.

Besonders augenfällig wird die Entwicklung mit Blick auf die Landesliga, Gruppe 1, wo bereits 14 von 18 Vereinen auf Kunstrasen spielen. Dazu gehört auch der Grenzlandverein Union Nettetal. Bei den VSF Amern steht die Umwandlung des Natur- in einen Kunstrasen kurz bevor und auch beim 1. FC Viersen laufen die Planungen zum Bau eines Kunstrasens auf Hochtouren. "Die Ballung an Naturrasenplätzen in dieser Landesligagruppe ist sicher nicht repräsentativ, doch der Trend geht eindeutig in diese Richtung", sagt Ralf Gawlak, Geschäftsführer des Fußball-Verbandes Niederrhein (FVN). Ein Trend, denn der Verband ausdrücklich unterstützt. Denn in Zeiten, in denen auch der Fußball mit immer mehr Freizeitaktivitäten konkurriert, sieht Gawlak in den Kunstrasenplätzen einen Mitgliedermagneten. So ist es nicht verwunderlich, dass der Verband regelmäßig Kunstrasen-Seminare für Vereinsvertreter anbietet, das nächste am 28. November in der Sportschule Wedau. "Da kann man nämlich viel falsch machen bei Unterbau, Qualität und Finanzierung", betont Robert Gawlak.

Die Argumente für einen Kunstrasenplatz sind stichhaltig: gleichmäßige Spieleigenschaften, weitgehende Witterungsunabhängigkeit, Förderung des technischen Spiels durch hohe Ebenheit. Die heimischen Vereine, die aktuell um den Bau eines Kunstrasenplatzes kämpfen, haben aber einen Aspekt ganz besonders im Blick. Sie erhoffen sich von dem künstlichen Geläuf eine Attraktivitätssteigerung, um im Konkurrenzkampf um Nachwuchsspieler mit umliegenden Klubs, die schon über Kunstrasen verfügen, punkten zu können. "Ohne einen neuen Platz sind wir heutzutage nicht überlebensfähig. Eltern stellen höhere Ansprüche", sagt zum Beispiel Olaf Gründer vom Dülkener FC, der im Stadtgarten den Bau eines Hybridrasens plant - eine Mischung aus Kunst- und Naturrasen. Willi Kehrberg, Trainer des 1. FC Viersen, formuliert es so: "Welcher Spieler läuft schon gerne auf Asche auf? Da ist uns die Konkurrenz einen Schritt voraus." Am Hohen Busch soll aus der Asche hinter der Tribüne Kunstrasen werden.

Doch wenn es immer mehr Kunstrasenplätze gibt, in den Spielklassen ab Regionalliga aber nur auf Naturrasen gekickt wird, stellt sich die Frage, ob das in Sachen Nachschub für den deutschen Profifußball langfristig nicht zum Problem werden könnte. "Früher gab es bei den Profiklubs große Vorbehalte gegen Kunstrasen, doch das hat sich mit der dritten Generation, die aktuell auf dem Markt ist, geändert. In allen Leistungszentren gibt es inzwischen auch Kunstrasenplätze", erklärt Robert Gawlak vom FVN. Auch Andreas Schwan, Trainer von Union Nettetal und am DFB-Nachwuchsstützpunkt in Schiefbahn, sieht kein Problem auf den deutschen Fußball zukommen: "Die Eigenschaften eines Kunstrasens sind kaum noch von dem eines Naturrasens zu unterscheiden." Wenn die Nachwuchskicker sich nach oben arbeiten, sieht er es allerdings als Vorteil, wenn es auch die Möglichkeit gibt, ab und zu auf natürlichem Untergrund zu trainieren. "Die Situation bei uns in Nettetal ist optimal", betont Schwan.

Eine solche Situation soll es beim 1. FC Viersen möglichst bald auch geben. Anders als in Nettetal wollen die Viersener mit ihrer ersten Mannschaft aber die Pflichtspiele im Stadion auf Naturrasen bestreiten. "Ich sehe einen Kunstrasenplatz als sinnvolle Ergänzung für den Trainingsbetrieb. Grundsätzlich bin ich aber froh, am Hohen Busch Meisterschaftsspiele auf Rasen erleben zu können", sagt Willi Kehrberg. Darin sieht er mittlerweile sogar einen Vorteil. Denn gerieten vor einem Jahrzehnt Trainer noch ins Schwitzen, wenn sie auf einen Gegner mit Kunstrasen trafen und verordneten ihren Schützlingen noch eine Trainingseinheit auf diesem Untergrund, so sieht das heute anders aus. "Die Gastmannschaften müssen sich eher umstellen, weil es für sie ungewohnt ist, auf Naturrasen zu spielen", sagt Kehrberg. Er kennt sogar Kollegen, die vor Spielen am Hohen Busch extra Rasentraining verordnen.

Erfahrene Spieler, die mit Naturrasen aufgewachsen sind, haben sich angepasst. "Ich bin es gewohnt, auf Naturrasen zu spielen. Ich weiß, wie der Ball da rollt. Bei Kunstrasen ist das anders. Da spiele ich allgemein vorsichtiger und gehe anders in Zweikämpfe", sagt Blerim Rrustemi, ehemaliger albanischer Nationalspieler und aktuell bei Union Nettetal aktiv. Das Training auf Kunstrasen sieht er aber als Chance für junge Spieler: "Die Ballkontrolle ist eine andere. So können sich besser technisch versierte Spieler entwickeln." Das sieht auch Viersens Trainer Willi Kehrberg so, doch er will die Zukunft des Fußballs nicht an der Frage "Kunst- oder Naturrasen?" festgemacht wissen. Für ihn gibt es wichtigere Aspekte. "Fußball ist Fußball. Nur als Einheit funktioniert dieser Sport - unabhängig vom Untergrund."

(RP)
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