René Donné im Interview "Brauchen natürlich die positiv Bekloppten"

Viersen · Der neue Kreis-Schiedsrichterobmann im Fußballkreis Mönchengladbach/Viersen spricht über die heimische Unparteiischen-Szene, fördern und fordern und seine Rolle als Seelsorger.

 René Donné folgte jüngst auf Rolf Göttel.

René Donné folgte jüngst auf Rolf Göttel.

Foto: Köppen

Herr Donné, Ihr Vorgänger Rolf Göttel wählte die Bezeichnung "Vorzeigekreis" für die hiesige Schiedsrichterei. Wie definiert sich das für Sie?

Donné Einerseits kommt das für mich natürlich durch Mark Borsch zustande, der als Fifa-Assistent bei Olympia und der Weltmeisterschaft dabei war und auch ein Europapokal-Finale bestritten hat. Mit Markus Schüller haben wir einen weiteren Bundesliga-Assistenten dabei, dazu kommt Markus Wollenweber mit Einsätzen in der Zweiten und Sven Heinrichs in der Dritten Liga. Zum anderen haben wir aber auch einfach insgesamt sehr viele aktive Schiedsrichter, in etwa 150, die regelmäßig pfeifen. Die Kombination daraus macht einen Vorzeigekreis aus.

Die breite Basis ist dabei aber sicherlich der Punkt, der letztlich von existenzieller Bedeutung für das Schiedsrichterwesen ist.

Donné Das ist so, und das muss die Kernaufgabe sein. Wir müssen fördern und fordern, dann haben junge Schiedsrichter sicherlich bei uns eine gute Chance, ihren Weg nach oben zu machen. Was oben dann ist, muss jeder für sich definieren, aber auf jeden Fall muss man dafür auch etwas tun.

In vielen anderen Kreisen werden Spiele der untersten Kreisligen nicht mehr besetzt, weil die Basis schon zu viel Schaden genommen hat.

Donné Das ist etwas, was die Vereine bei uns aus meiner Sicht noch gar nicht so mitbekommen. Bei uns wird bis auf wenige Ausnahmen auch jedes Spiel der Kreisliga C mit neutralen Schiedsrichtern besetzt. Da kriegen der Marco Lechtenberg oder ich sonntags um halb neun am Morgen oder auch mal in der Nacht Anrufe - und dann wird umbesetzt.

Gibt es denn etwas, das hier im Kreis anders oder besser gemacht wird als anderswo?

Donné Da muss man natürlich die positiv Bekloppten haben, die das mitmachen. Die Entzerrung der Spielpläne von Freitag bis Sonntag macht es möglich, dass Schiris dreimal zum Einsatz kommen oder an einem Samstag oder Sonntag auch mal zwei Spiele leiten. Die Bereitschaft hat auch viel mit Kommunikation zu tun. Das muss ein Miteinander sein, keine Einbahnstraße.

Die Zahl der neuen Schiedsrichter, die Lehrgänge absolvieren, ist aber recht hoch. Zuletzt waren es mehr als 15 Schiedsrichter auf einen Schlag. Woher kommt das?

Donné Wir nutzen da auch die sozialen Medien. Von den Vereinen kommt eher wenig. Wir wollen dennoch aktiv wachsen, und da geht ein großes Lob an Sven Heinrichs und Marco Lechtenberg, die sich sehr um die Jungschiedsrichter bemühen. Aus den beiden vergangenen Lehrgängen ist eine richtig verschworene Gemeinschaft entstanden, durch unsere Aktivitäten und Fahrten aber auch Treffen privater Natur. Die Jungs helfen sich gegenseitig aus. Wenn man mal Chaoten hat, versucht man zunächst, sie ein wenig zu zähmen. Passt das dann gar nicht, ist es besser, sich auch mal zu trennen.

Wie wichtig ist es, Einfluss auf den Außenauftritt der Schiedsrichter zu nehmen?

Donné Neue Schiedsrichter bekommen von uns bei den ersten Spielen Paten an die Hand, und zwar stets verschiedene, damit sie auch unterschiedliche Eindrücke gewinnen. Wenn jemand engagiert ist und sich gut präsentiert, wird er durch Beobachtungen oder Lehrgänge gefördert.

Welches Ziel haben Sie sich für die drei Jahre vorgenommen, für die Sie nun erst einmal gewählt sind?

Donné Sicherlich muss es immer das Ziel sein, die Schiedsrichterfamilie zu vergrößern, sie dabei aber auch aktiv zu halten. Eine kleine, aktive Gruppe ist einer großen vorzuziehen, in der viele vielleicht gar nicht regelmäßig auf dem Platz stehen. Wenn jemand aus Altersgründen nicht mehr aktiv pfeifen kann, binden wir die Kollegen gerne mit Patenschaften oder andere Aufgaben. Das finde ich wichtig, und es ist vielleicht ein Aspekt, der uns ein wenig unterscheidet.

Insgesamt gibt es sicher nicht wenig, was nur indirekt mit dem Pfeifen zu tun hat, in einem solchen Amt aber dennoch eine Rolle spielt.

Donné Wenn man sich etwa um die Ansetzungen kümmert, was ich auch weiter möchte, ist man nicht selten auch Seelsorger. Da hörst du deinen "Kindern" zu, und die erzählen Dir auch alles, das möchte ich nicht unterbinden. Dennoch macht das die Sache zeitintensiv, und ohne das Verständnis meiner Frau wäre das so auch nicht möglich.

Wie wichtig ist es Ihnen, im Zweifel auch immer auf Rolf Göttel als Ratgeber vertrauen zu können?

Donné Die Fußstapfen, die er hinterlässt, sind riesig. Sicher hat jeder eine andere Art der Führung, da sind wir sicher auch unterschiedlich. Rolf hat gesagt, dass man ihn immer fragen kann. Ein kompletter Abschluss wäre nicht Rolf Göttel. Und sollte ich mich durch das Amt ändern, bitte ich darum, dass man mich darauf aufmerksam macht.

SASCHA KÖPPEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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