Viersen Spannende Einblicke - hüben und drüben

Viersen · Mit seinen Schwarz-Weiß-Fotografien zeigt Jeroen van de Ven die Unterschiede diesseits und jenseits der deutsch-niederländischen Grenze. Die Gegenüberstellungen sind überraschend, manchmal banal, sehr oft echt witzig.

 Der niederländische Fotokünstler Jeroen van de Ven zeigt seine Arbeiten im Euregio-Haus am Konrad-Zuse-Ring 6 im Nordpark.

Der niederländische Fotokünstler Jeroen van de Ven zeigt seine Arbeiten im Euregio-Haus am Konrad-Zuse-Ring 6 im Nordpark.

Foto: Andreas Baum

Zurückgenommen auf die Schwarz-Weiß-Fotografie ist Jeroen van de Vens Fokus auf alltägliche Unterschiede zwischen Rhein und Maas keine Sicht in Schwarz-Weiß-Manier. Doch mit der Ausstellung "Anders im Alltag - Anders in het alledaagse" präsentiert der niederländische Fotokünstler im Euregio-Haus witzige, zuweilen überraschende, manchmal auch nachdenklich stimmende Gegenüberstellungen von Gegebenheiten dies- und jenseits der deutsch-niederländischen Grenze. Im Vorfeld hatte er 60 Probanden befragt, um nach deren Beobachtungen die passenden Motive zu suchen.

Die Vernissage war sprachlich eindeutig niederländisch geprägt: In ihrer Heimatsprache führten der Venloer Bürgermeister Antoin Scholten und der Künstler in die Ausstellung ein, bewiesen aber im persönlichen Gespräch, dass sie sich auf beiden Seiten der Region bestens verständigen können. "Die Grenze ist da. Die Unterschiede sind oft im Detail, machen sich aber gut bemerkbar. Das macht diese Gegend so interessant", ist Scholten überzeugt. Über zweisprachig betitelte und schlicht kommentierte Bildpaare lenkt van de Ven den Blick auf überraschende Unterschiede und manches, das eigentlich jeder kennt. Welcher Urlauber hat nicht schon gestaunt, wie gelassen sich unsere Nachbarn ins Wohnzimmer schauen lassen. Gleich beim Eingang zeigt der Fotograf ein niederländisches Paar, das im abendlichen Schein der Lampen noch nicht einmal die Gardine vorgezogen hat, während auf dem Pendant ein niederrheinischer Klinkerbau bei Tageslicht wie verriegelt und verrammelt wirkt. Es sind dergleichen Extreme, mit denen van de Ven mitunter gerne provoziert. Doch er zeigt ebenso real existierende Gegensätze, die nicht als Klischees abgetan werden können, etwa zum Verständnis von Obrigkeiten. Fotos dokumentieren, wie auf deutscher Seite Dinge einfach verordnet werden, während im Nachbarland ein Verbot mit Hinweis auf die Rechtslage untermauert wird. Im begleitenden Text heißt es dazu: "In den Niederlanden scheint es, als ob die Obrigkeit nur respektiert wird, wenn auf das Gesetz und das Strafrecht verwiesen wird, derweil man in Deutschland vor Personen Respekt hat, die Obrigkeit verkörpern." So schlicht sich solche Zeilen lesen, so viel boten sie an Diskussionsstoff über Ausführlichkeit und Deutungsvorgaben, erzählt Armin Möller, Projektkoordinator Interreg und zuständig für die Übersetzungen. Möller ist überzeugt, dass die Ausstellung auf großes Interesse stößt, und betont: "Das Euregio-Haus ist eine Begegnungsstätte, und die Leute hier setzen sich gerne mit Vorstellungen und Bildern zum Nachbarn auseinander".

Die Ausstellung ist voraussichtlich ein Jahr lang im Euregio-Haus zu sehen.

(RP)
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