Kreis Viersen So geht's gesund durch die tollen Tage

Kreis Viersen · Die Grippe grassiert. An Karneval ist die Ansteckungsgefahr besonders groß. Experten geben Tipps

 Mit Mundschutz zum Karneval? Hilfreich wär's, sagt ein Arzt. Er hält es aber nicht für brauchtumsverträglich.

Mit Mundschutz zum Karneval? Hilfreich wär's, sagt ein Arzt. Er hält es aber nicht für brauchtumsverträglich.

Foto: Schwarze-Blanke

Die Grippewelle hat begonnen. Seit dem Jahreswechsel steigt die Zahl der Menschen mit Erkrankungen der Atemwege, teilt das Robert-Koch-Institut mit. "Und der Höhepunkt der Influenzawelle wird erst noch erwartet", sagt Joachim Kresken, Pressesprecher der Apotheker im Kreis Viersen.

Den Kreis hat die Grippewelle allerdings noch nicht erreicht. Drei Fälle von Grippe wurden dem Gesundheitsamt im Januar gemeldet, im Vorjahreszeitraum waren es zwölf. Damit sei es in diesem Jahr vergleichsweise ruhig, berichtet die Leiterin des Amtes und Ärztin Martina Kruß. In manchen Jahren komme die Grippewelle allerdings während der Karnevalstage so richtig ins Rollen. Damit es in diesem Jahr nicht dazu kommt, hier ein paar Tipps, mit denen sich so manche Erkältung vermeiden lässt:

Schlaf: "Viel Schlaf ist das beste Mittel fürs Immunsystem", sagt Michael Fritz, Allgemeinmediziner in Viersen. Wer kann, sollte sich vor dem Feiern noch einmal richtig ausschlafen.

Hygiene: Es ist hilfreich, allgemeine Hygieneempfehlungen zu befolgen. Erkältungs- und Grippeviren werden über die Tröpfcheninfektion übertragen. Wer Bützchen verteilt, kann sich also anstecken. Außerdem versammeln sich bei Karnevalszügen und den Sitzungen große Menschenmengen. Auch erkrankte Karnevalisten feiern mit und verteilen dabei die Keime. Noch dazu tauschen so manche Feiernden die Gläser und damit auch die Keime untereinander aus. "Eine ernsthafte, brauchtumsverträgliche Empfehlung, um Krankheiten an Karneval zu vermeiden, kann man nicht geben", sagt Fritz. Natürlich würde es helfen, wie etwa viele Menschen in Tokio einen Mundschutz zu tragen und sich die Hände ständig zu waschen. Fritz glaubt aber nicht, dass sich viele Karnevalisten daran halten. Dennoch ein Tipp: Der Apotheker Kresken rät, die Hände zwei bis drei Mal pro Tag mit einem Handdesinfektionsgel einzureiben. Schließlich gelangen viele Keime erst über die Hände in den Körper, was sich so vermeiden ließe.

Impfung: Um eine Grippeansteckung an Karneval zu vermeiden, käme eine Impfung zu spät. Es dauert zwischen zehn und 14 Tagen, bis der Impfschutz aufgebaut ist, sagt die Amtsärztin Kruß. Trotzdem empfehlen sie und Fritz auch jetzt noch die Impfung - gerade, wenn man alt ist, Vorerkrankungen hat oder viel unter Menschen kommt. "Ich denke, die Grippewelle wird uns erst in vier bis sechs Wochen erreichen. Insofern ist eine Impfung noch sinnvoll", sagt Fritz.

Kälte: "Bei Kälte funktioniert das Immunsystem nicht so gut", sagt Kruß. Deshalb sollte man sich passend zum Wetter kleiden, rät sie. Der Apotheker Kresken empfiehlt, vor allem auf kleine Kinder zu achten. Bis sie ihr Immunsystem aufgebaut haben, dauert es etwa zwei Jahre. Ist ein Kleinkind gesundheitlich angeschlagen, sollte man nur für eine halbe Stunde zum Zug gehen und danach bei einer Pause im Warmen prüfen, ob es dem Kind gut geht. Und wenn nicht? "Auch, wenn es hart klingt: Dann sollte man mit dem Kind nicht mehr zum Zug gehen, sondern im Warmen weiterfeiern, um eine schlimmere Erkrankung zu vermeiden", sagt Kresken.

Alkohol: So mancher hofft, dass Alkohol in hoher Konzentration Keime abtötet. Ab einer Konzentration von 70 Prozent stimmt das auch, sagt der Arzt Fritz. Doch nun Hochprozentiges zu trinken, um nicht krank zu werden, sei unsinnig, weil die negativen Folgen des Alkoholkonsums überwiegen. "Alkohol ist in jeder Konzentration schädlich", sagt er. "Er ist ein Zellgift - und wir bestehen aus Zellen." Für viele gehört Alkohol aber zum Feiern dazu. Soll man das Trinken also sein lassen? Fritz sagt: "An den tollen Tagen sind die Regeln bewusst außer Kraft gesetzt, und die Leute haben Spaß dabei." Das trage vielleicht nicht dazu bei, Infekte zu vermeiden. Es sei aber gut für die Lebensfreude. "Und die ist auch gesundheitsförderlich", findet der Arzt.

(RP)
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