Viersen So gefährlich kann künstliches Licht sein

Viersen · Im Stadthaus ist ab heute die Ausstellung "Rettet die Nacht!" zu sehen. Sie veranschaulicht, wie sich Lichtverschmutzung auswirkt

 Im Erdgeschoss des Stadthauses können sich Besucher über das Thema Lichtverschmutzung informieren.

Im Erdgeschoss des Stadthauses können sich Besucher über das Thema Lichtverschmutzung informieren.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Das Phänomen ist allgemein bekannt: Über Städten liegt nachts eine Kunstlichtglocke. Wer bei wolkenlosem Himmel die Sterne betrachten möchte, hat schlechte Karten. Das ist aber nicht das einzige Problem der sogenannten Lichtverschmutzung. Sie hat weitreichende Folgen für Mensch und Natur. Was sich genau hinter der Erscheinung verbirgt, wo die Problematiken liegen, wie die Auswirkungen sind und was dagegen unternommen werden kann, ohne das dunkle Angsträume in Städten entstehen - all das ist Thema einer Ausstellung mit dem Titel "Rettet die Nacht!".

Nachdem die Ausstellung bereits im Kreis Viersen in Kempen eine erste Station gemacht hat, ist sie ab heute, 6. Dezember, im Stadthaus zu sehen. Manuela Menn, Mitglied im Naturschutzbund (Nabu), Ortsgruppe Viersen, hat die Ausstellung von der Fachgruppe Dark Sky, dem Naturwissenschaftlichen Verein Osnabrück und dem Projekt Sternenpark Schwäbische Alb in die Kreisstadt geholt. Bis einschließlich zum 22. Dezember kann sich jeder Bürger kostenfrei montags bis freitags zu den Öffnungszeiten des Stadthauses über das Thema Lichtverschmutzung informieren und auch für sich selber Tipps mitnehmen, wie es in Sachen Beleuchtung umweltfreundlicher und sparsamer geht.

An sieben Stationen werden den Besuchern der Ausstellung sachgerecht und verständlich die negativen Folgen der Lichtverschmutzung aufgezeigt. Durch die Dauer-Beleuchtung verliert der Mensch nicht nur den Blick für den gigantischen Sternenhimmel, sondern erfährt auch gesundheitliche Beeinträchtigungen. So wird etwa der Tag-Nacht-Rhythmus gestört. Menschen bilden das Ruhe-Hormon Melatonin nur bei Dunkelheit. Kann es nicht ausreichend gebildet werden, stellen sich Schlafstörungen ein. Das Krebs- sowie das Herzinfarktrisiko erhöhen sich, der Mangel kann zu psychischen Erkrankungen führen, Stress und Aggressionen begünstigen.

In der Tierwelt werden Fledermäuse, Insekten und Vögel durch das künstliche Licht geschädigt. Die nachtaktiven Tiere werden in die immer kleiner werdenden Dunkelgebiete zurückgedrängt. Insekten fühlen sich von den künstlichen Lichtquellen angezogen und umfliegen sie, bis sie vor Erschöpfung verenden. Zugvögel verlieren die Orientierung.

"Rettet die Nacht!" zeigt Alternativen für umweltgerechte Außenbeleuchtungen, die abgeschirmt, warmweiß, maßvoll und energieeffizient für Licht sorgen. Oft sind Beleuchtungseinrichtungen nicht ausreichend abgeschirmt und strahlen vieles an Licht sinnlos in den Nachthimmel. Die Lichtstärke wird häufig zu hoch gewählt. Bodenstrahler und nach oben gerichtete Schweinwerfer verschwenden Energie und erzeugen Lichtverschmutzung pur. Praktikable Lösungen, die von Städten und Gemeinden als auch Privatleute umgesetzt werden können, können Abhilfe schaffen, ohne dass man im Dunkeln stehen muss.

(tref)
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