Viersen Sechs Flüchtlinge aus Container befreit
Viersen · In Calais stiegen vier Erwachsene und zwei Kinder heimlich in einen Container — Reiseziel England. Doch der Lastwagen brachte sie nach Viersen. Auf der Raststätte Wolfskull an der A52 öffnete die Polizei den Frachtbehälter
Klopf-Klopf. Der Fahrer eines Lastwagens war gestern überrascht: Aus einem der verplombten Container drangen deutliche Klopfzeichen. Er steuerte die nächste Ratstätte an der Autobahn 52 an, brachte Zugmaschine und Auflieger an der Ratsstätte Wolfskull zum Stehen und alarmierte die Polizei. Als der Container geöffnet wurde, zeigte er eine unerwartete Fracht: ein dreijähriges Mädchen, ein fünfjähriger Junge, eine 33-jährige Frau und zwei Kinder, eine Frau und drei Männer, 20, 21 und 26 Jahre alt. Sie stiegen unverletzt aus dem Container.
Für sie war der Halt auf einer deutschen Autobahn nicht geplant. Denn das Ziel der sechs, die nach ersten Vernehmungen der Polizei aus Syrien stammen, hieß Großbritannien. Doch der Container, in den sie sich hatten einschließen lassen, sollte Richtung Stuttgart. Während der Fahrt schaute einer auf das GPS-Signal seines Handys - und das meldete Viersen, Deutschland, statt "Great Britain". Als sie die falsche Richtung bemerkten, klopften sie gegen die Wand. Stecken Schleuser hinter diesem Fluchtversuch? "Nein", sagt Harald Moyses, Sprecher der Kreispolizei Viersen. Dafür gebe es bisher keine Anhaltspunkte. Die vier Erwachsnen, die nicht miteinander verwandt seien und sich zuvor nicht gekannt hätten, hätten sich auf Vorschlag eines Bekannten in Calais auf die Reise begeben "Der Fahrer des Lasters nahm den Container ohne Zielkennzeichnung am Hafen auf - nicht ahnend, dass sich darin Menschen befanden", sagt Moyses. Sind die sechs Flüchtlinge nicht bereits als Asylbewerber in Deutschland registriert, werden sie voraussichtlich zur zentralen Flüchtlingseinrichtung in Dortmund gebracht. Die Polizei schrieb zudem eine Anzeige wegen illegaler Einreise.