Schwalmtal Schwalmtaler wollen schnelles Internet

Schwalmtal · Die Verwaltung will erneut die "Deutsche Glasfaser" als Partner für schnelles Internet gewinnen. 2014 war der erste Anlauf gescheitert. Viele Anwohner sind unzufrieden mit der lahmen Anbindung; die FDP fordert eine Verbesserung.

Schwalmtal: Schwalmtaler wollen schnelles Internet
Foto: Berns, Lothar (lber)

Frank Bott (46), Chef einer Gärtnerei in Dilkrath, sucht Anschluss: "In meiner Straßen liegen zwei Kabel, doch mir fehlt eine schnelle Verbindung zum Internet", sagt der selbstständige Gärtner. Die aktuelle Leistung sei einfach zu wenig - für den Beruf ebenso wie für die Familie im privaten Bereich. "Angebote, Bestellungen, Rechnungen - alles läuft mittlerweile über das Internet", schildert der Gärtner. Zudem werden die Dateien immer größer, die Programme brauchen nach jedem Update mehr Speicherplatz: "Langfristig brauchen wir in Schwalmtal eine deutlich schnellere Internetanbindung." Während der Ortskern gut angebunden sei, sehe es nur 30 Meter weiter bereits schlecht aus.

"Dramatisch" nennt auch Michael Krause (53) vom "Institut für Systemforschung der Informations-, Kommunikations- und Medientechnologie an der Bergischen Universität Wuppertal die Internetanbindung in Schwalmtal. Damit bilde die Gemeinde zwar keine Ausnahme. Doch viele Schwalmtaler fürchten wie Frank Bott, den Anschluss an die digitale Zukunft zu verpassen. Dies zeigte auch eine Diskussionsrunde, zu der jetzt die Schwalmtaler FDP um ihren Ortsvereinsvorsitzender Marco Mendorf (40) eingeladen hatte. Michael Krause kann zwei Gründe nennen, warum die Breitbandversorgung generell im ländlichen Raum problematisch ist: "Zum einen leben in der Fläche weniger Menschen, die Breitbandversorgung wünschen, zum anderen ist die Refinanzierung für die Anbieter schwierig, weil sie längere Strecken überbrücken müssen."

Für die Schwalmtaler Liberalen fordert Mendorf deshalb: "Die Verwaltung sollte das Thema weniger passiv angehen." Viele Schwalmtaler seien unzufrieden mit der Versorgung. Wenn sich Schwalmtal auf Vectoring einlasse und auch investiere, "werden wir schon in naher Zukunft erneut abgehängt sein, weil wir Bandbreiten von 200 Mbit und mehr brauchen", meint Mendorf. Für ihn sei Glasfaser die Zukunft.

Die rund 50.000 Menschen in Schwalmtal, Niederkrüchten und Brüggen könnten eigentlich schon schnelles Internet nutzen - wenn das Unternehmen "Deutsche Glasfaser" mit seinen Ausbauplänen Erfolg gehabt und wenn ausreichend Interessenten Verträge dafür abgeschlossen hätten. 2013 hatte der Anbieter für Glasfasertechnologie in den drei Gemeinden um Kunden geworben. "Mindestens 40 Prozent der Haushalte hätten angeschlossen werden müssen", erläutert Bernd Gather (50), Allgemeiner Vertreter des Schwalmtaler Bürgermeisters. Doch diese Quote wurde nicht erreicht; insgesamt wurden nur 3000 Verträge unterschrieben - für das Unternehmen zu wenig, um den Netzausbau zu finanzieren und um rentabel arbeiten zu können.

Doch die Gemeinde hat das Thema "Schnelles Internet" unverändert auf dem Schirm, wie Gather betont. "Wir waren damals im Kreis Viersen einer der Vorreiter. Und wir arbeiten auch jetzt, gemeinsam mit Niederkrüchten und Brüggen, an einem zweiten Anlauf mit der ,Deutschen Glasfaser'", sagt der Bürgermeister-Vertreter. - "Auch wir haben ein starkes strategisches Interesse an Schwalmtal", so Gerda Mepplink, Sprecherin der "Deutschen Glasfaser. Zurzeit werden Detailfragen zum Tiefbau, zur Nutzung der Leerrohre, die Zustimmung der Straßenbaulastträger und die Akzeptanz der Kunden abgestimmt. In der kommenden Woche wollen sich Vertreter aller drei Gemeinden zu diesem Thema treffen. "Wir hoffen, dass wir innerhalb der nächsten sechs Monate weiter sind", sagt Gather. Doch die Kontakte mit der Glasfaser stellten einen möglichen Weg dar. Eine weitere Option läge Gather zufolge in der Aufrüstung der Kupferkabel.

Für die letzte Ratssitzung diesen Jahres stellt der 50-Jährige ein Konzept in Aussicht. Fest steht: Auch die Gemeinde Niederkrüchten wird investieren müssen. Bernd Gather rechnet mit einem Investitionsvolumen in Höhe zwischen "500.000 und einer Million Euro". Fördermöglichkeiten sollen geprüft werden. Allerdings gibt er zu bedenken: "Ein flächendeckender Netzausbau mit einer Bandbreite von 50 Mbit/s ist derzeit von keinem der Provider vorgesehen."

Frank Bott jedenfalls wünscht sich endlich einen schnelleren Anschluss zum Internet "Die Gemeinde müsste selbst handeln, um die notwendige Infrastruktur zu schaffen - und auch die Schwalmtaler Bürger sollten dafür zahlen", meint der Unternehmer.

(RP)
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