Schwalmtal/Hamburg Schwalmtaler mit Teppichen betrogen

Schwalmtal/Hamburg · Erst waren sie freundlich, dann nahmen sie viel Geld für billige Polyamidteppiche: Drei Männer haben einen Mann aus Schwalmtal um 25.000 Euro gebracht. Sie gaben sich als Vertreter einer realen Teppichfirma in Hamburg aus

 Marcel (79) hat vermeintlichen Teppichhändlern Geld gegeben und von ihnen Ware gekauft, die überteuert war. RP-Foto: j. Knappe

Marcel (79) hat vermeintlichen Teppichhändlern Geld gegeben und von ihnen Ware gekauft, die überteuert war. RP-Foto: j. Knappe

Foto: Brouwers

Die drei Männer gaben sich als seriöse Teppichhändler aus, waren gut gekleidet, freundlich und zuvorkommend. Dann baten sie höflich um ein Darlehen - und betrogen Marcel Brouwers (79) aus Waldniel um eine fünfstellige Summe.

 In Schwalmtal nutzten die Betrüger Farshad Rafrafs Namen.

In Schwalmtal nutzten die Betrüger Farshad Rafrafs Namen.

Foto: rafraf

Dies fiel ihm erst auf, als er am vergangenen Freitag unter der angegebenen Firmennummer in Hamburg zwar einen Teppichhändler erreichte - doch der angerufene Farshad Rafraf wusste nichts. Er war schockiert, von den dubiosen Machenschaften, die am Niederrhein offenbar unter seinem Namen gelaufen waren. Als der Schwindel aufflog, erstattete Brouwers Anzeige bei der Polizei in Viersen, wie deren Sprecherin Antje Heymanns bestätigte. "Wir haben die Ermittlungen aufgenommen", erklärte sie gestern.

Marcel Brouwers hatte seinen Rolls Royce, den er kürzlich günstig in Belgien gekauft habe, in die Werkstatt gebracht. Dort sei er, wie er schildert, mit zwei jungen Männern ins Gespräch gekommen; diese hätten sich als Teppichhändler ausgegeben. Man habe Adressen ausgetauscht. Der gebürtige Niederländer, der gerade sein Büro mit neuen Möbeln und Teppichen ausstattet, hatte sich interessiert gezeigt und wunderte sich auch nicht, als kurze Zeit später ein Anruf von ihnen kam. "Dann besuchten mich die beiden jungen Männer in Begleitung ihres Onkels", schildert er. Sie hätten einen Packen Teppiche zum Verkaufen mitgebracht.

Brouwers entschied sich für einen Kauf. Im Gespräch hätten die Männer von ihren Plänen für einen Laden in Düsseldorf erzählt: Die Ware dafür würde noch in einem Container in Hamburg lagern - um diese auszulösen, bräuchten sie rasch Geld. Marcel Brouwers ließ sich darauf ein, sie zu unterstützen, holte 17.000 Euro von seinen Banken und übergab sie. Kurz danach dann die zweite Bitte um Geld, wieder erfüllte die Niederländer sie. Erst durch den Anruf in Hamburg fiel der Betrug auf.

"Ich bin schockiert. Hier wird mein guter Name missbraucht", sagt Farshad Rafraf, Geschäftsmann aus Hamburg. Seine Familie handele bereits in der vierten Generation mit Teppichen, sei seit 1964 in Hamburg und habe sich in der Branche einen Namen gemacht. Die Maschen der Teppich-Betrüger kennt Rafraf: "Die Männer verwickeln in ein Gespräch, sind freundlich, kommen dann zu einem Hausbesuch." Dort böten sie etwa an, Teppiche zu reinigen, und würden vermeintlich hochwertige Ware für viel Geld verkaufen wollen. Doch statt eines Seidenteppichs, die laut Rafraf einen Wert von bis zu 100.000 Euro haben könne, würden die Betrüger nur handeln mit billigen Polyamidteppichen, die für wenige Euro im Großhandel zu haben sind. Ein Geschäftsgebaren, dass jeden Kunden misstrauisch machen sollte: "Niemand kommt für einen Teppichverkauf oder eine Reinigung unangemeldet ins Haus", sagt der Hamburger. Für ihn seien Hausbesuche nicht üblich, sondern Ausnahmen: nur nach Vereinbarung und nur ab einem gewissen Wert.

Zur Vorsicht bei fremden Händlern an der Haustür rät auch Polizeisprecherin Antje Heymanns. "Bei Haustür-Geschäften sollte man nicht zu vertrauensselig sein", sagt Heymanns. Angaben zu Firmen oder Internetseiten sollte man stets überprüfen. Außerdem sollte man niemals Geld gegen ein Pfand eintauschen oder sich darauf einlassen, Geld zu verleihen.

Marcel Brouwers und seine Frau sagen nach dem Betrug: "Unser Grundvertrauen ist beschädigt." Der 79-Jährige will nun noch stärker darauf achten, "was jemand tut und wie er sich verhält". Denn jede Visitenkarte kann gefälscht sein - ebenso falsch wie ein freundliches Lachen.

(busch)
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