Schwalmtal Schwalmtal will Hilfe für Flüchtlinge mit Gesprächsrunden verbessern

Schwalmtal · In Schwalmtal bemühen sich viele Menschen um die Integration von Flüchtlingen. In Foren können sie sich nun austauschen und besser vernetzen.

Aktuell leben knapp unter 400 Flüchtlinge in Schwalmtal. Seit Februar hat es keine neuen Zuweisungen mehr gegeben. Auch, wenn jetzt bald wieder Flüchtlinge verteilt werden, bekommt Schwalmtal zunächst keine neuen Mitbewohner. Denn die Bezirksregierung Arnsberg berücksichtigt zuerst die Kommunen, die ihre Aufnahmequote zu weniger als 90 Prozent erfüllt haben. Schwalmtal dagegen liegt derzeit bei 95 Prozent.

Schon im vergangenen Herbst hatte es einen einstimmigen Ratsbeschluss gegeben, dass ein Betreuungs- und Integrations-Konzept auf den Weg gebracht werden solle. Allerdings mit dem Zusatz "im Rahmen personeller und zeitlicher Möglichkeiten". Die waren nicht da. Inzwischen gibt es eine überparteiliche Anregung: Der Weg zu mehr Integration soll über Diskussionsforen mit Fachleuten und Beteiligten führen.

Das erste Forum zum Thema "Spracherwerb" hat nun am Mittwochabend stattgefunden. Die meisten Flüchtlinge in Schwalmtal kommen aus den Balkanstaaten und aus Syrien. Eine gute Bleibeperspektive haben die 164 Menschen, die aus Syrien, dem Irak, dem Iran und Eritrea kommen. Wie nun sollen alle Flüchtlinge möglichst schnell und umfassend die deutsche Sprache lernen, um sich zurechtzufinden und an der Gesellschaft teilhaben zu können? Integrationskurse gibt es erst nach der Anerkennung. Zwischen Asylantrag und Bescheid können aber Monate vergehen, bis zum Start des Kurses noch einmal. Und obwohl eigentlich jedem anerkannten Flüchtling ein Sprachkurs zusteht, haben die ehrenamtlichen Helfer auch schon ablehnende Bescheide erlebt.

"Ich bin froh, dass wir endlich zusammensitzen, darauf warte ich seit Monaten", sagt Aga Laszewski, die als Flüchtlingsberaterin bei der katholischen Pfarrgemeinde im Dienste der Zivilgemeinde arbeitet. Sie ist überzeugt, dass die vielen Helfer in Schwalmtal stolz auf das sein können, was bereits erreicht worden ist. Für das, worauf man stolz sein kann, gibt es in der Diskussionsrunde, die aufgeteilt ist in Spracherwerb für schulpflichtige Kinder und für Erwachsene, die blauen Karten für die Pinnwand. Andere Farben dienen für Verbesserungsbedarf, Umsetzungsvorschläge und Anregungen, wer noch helfen könnte. Im Bereich der Grundschule ist ein System aus ehrenamtlich tätigen Eltern und Freiwilligen entstanden, das die zusätzlichen Deutschstunden stemmt. Schulleiter Alfons Tobrock kann auf 22 Ehrenamtler zählen. Die weiterführenden Schulen - das ist am Ende ein Ergebnis der Diskussion - wollen sich noch stärker als bisher vernetzen. Denn hier geht es nicht nur um die praktischen Probleme, dass einerseits der Deutschunterricht sein muss, die Kinder andererseits aber in Mathematik dem Stoff nicht folgen können, selbst wenn ihre Sprache besser wird - weil sie ja die Hälfte der Unterrichtsstunden nicht mitbekommen wegen des Deutschunterrichts.

Und es wird deutlich, dass viele zusätzliche Lehrerstellen vom Land zur Lösung des Problems zwar auf dem Papier geschaffen werden, aber zu wenige Pädagogen die Qualifikation haben, Deutsch als Zweitsprache zu unterrichten. "Bei uns jedenfalls kommt die Hilfe nicht an", sagt Jürgen Jennen vom Gymnasium St. Wolfhelm. Zumal sich die weiterführenden Schulen auch damit herumschlagen, dass die Kinder zwei Jahre lang eine Förderung ohne Notengebung bekommen - und dann am ganz normalen Unterricht ihres Jahrgangs teilnehmen sollen. Das Fazit des dreistündigen ersten Abends: Es gibt viel guten Willen und viel Kompetenz. Vieles läuft schon gut in Schwalmtal, einiges lässt sich verbessern, wenn die Vernetzung zwischen den Helfern noch besser wird. Dafür ist der Grundstein jetzt gelegt.

(hah)
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